Ziel erfasst
beiden Startschlüssel steckten bereits in ihren Schlössern.
»Georgij, bitte! Ich kann das nicht! Bitte tu …«
Safronow zog seine Makarow und schoss dem Blonden in den Rücken. Er fiel zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen.
Georgij wandte sich an den Startingenieur, der neben dem Sterbenden saß. »Können Sie das tun, oder muss ich es selbst machen?«
Der Russe streckte den Arm aus, griff mit der Hand an einen Schlüssel im Kontrollpult und schloss die Augen.
Er drehte den Schlüssel um. Dann schaute er in den Lauf der Pistole, der genau auf sein Gesicht gerichtet war, und drehte schnell den zweiten Schlüssel um.
Über ihm sagte Safronow: »Schwerter zu Pflugscharen, und jetzt wieder zurück zu Schwertern.«
Safronow drückte auf den Knopf.
Tief im Silo des Startplatzes 109 hatten die beiden Alpha-Gruppen-Soldaten gerade die zweite Leiter verlassen und rannten jetzt den schmalen Metallsteg entlang auf den unteren Teil der Dnjepr-1 zu. Sie mussten die Kommunikationsverbindung unbedingt kappen, bevor der Verrückte im Kontrollzentrum die Rakete in die Stratosphäre jagte.
Sie schafften es nicht.
Ein lautes metallisches Klicken unter ihren Füßen war das Letzte, was ihre Gehirne jemals verarbeiten würden.
Ein Hochdruckgenerator unter der Rakete enthielt eine unter Druck gehaltene Sprengpulverladung. Als diese gezündet wurde, entwickelte sich eine Gasmasse, die sich sofort ausdehnte und die Rakete aus dem Silo drückte wie einen Korken aus einem Kindergewehr. Die beiden Männer wurden in Sekundenbruchteilen zu Asche verwandelt, als sich die Rakete aus dem Silo erhob.
Als sich die Gase, die die Rakete aus dem Silo geschleudert hatten, auflösten , wurde die Dnjepr langsamer. Das Ende der untersten Stufe befand sich gerade einmal achtzehn Meter über dem Startsilo, als die riesige Rakete für einen kleinen Moment mitten in der Luft stillstand.
Die acht Speznaz-Soldaten starrten zum Boden der Rakete hinauf, die gleich direkt über ihren Köpfen starten würde.
Einer der Männer murmelte: »Djermo.« Scheiße.
Mit einem Plopp wie von einem Champagnerkorken wurde jetzt die Schutzkappe vom Boden der ersten Stufe abgesprengt, wodurch die Austrittsdüsen freikamen. Dann zündete die erste Stufe und versengte alles unter ihr mit ihrem brennenden Raketentreibstoff.
Alle acht Männer verbrannten innerhalb von Sekunden.
Der Mi-17-Hubschrauber hatte bisher in dreißig Meter Höhe über dem Startplatz geschwebt. Jetzt riss der Pilot den Steuerknüppel mit aller Macht herum. Damit rettete er zwar sein Leben und das seiner Crew, aber der Hubschrauber flog doch zu niedrig für ein solches Manöver. Er stürzte auf den Schneeboden, geriet jedoch nicht in Brand. Alle überlebten, aber der Kopilot brach sich beide Arme, und die Männer im Heck erlitten die unterschiedlichsten Verletzungen.
Die Dnjepr-1 erhob sich jetzt in den Nachthimmel. Mit jeder Sekunde wurde sie schneller, während sie Rauch und Flammen hinter sich herzog. Ein lautes Kreischen erfüllte die Luft, und donnernde Vibrationen erschütterten im Umkreis von mehreren Kilometern den Boden.
Die 235 Tonnen schwere Rakete erreichte in weniger als dreißig Sekunden eine Geschwindigkeit von neunhundert Stundenkilometern.
Als sie aufstieg, brachen die russischen Truppen ihren Angriff auf das Kosmodrom Baikonur ab.
73
S afronow hatte die Flug-Telemetrie selbst programmiert. Dazu hatte er Daten benutzt, die von der Arbeitsgruppe stammten, die er vor ein paar Monaten gebildet hatte. Die Gruppe hatte natürlich nicht die leiseste Ahnung, dass sie einen Atomschlag vorbereitete. Sie glaubte, sie sollte noch einmal den Plan untersuchen, wie man Rettungsboote und andere Katastrophenhilfen mit einer Rakete an einen Notfallort befördern könnte. Die Software der Trägerrakete enthielt nun Instruktionen über die erforderlichen Fluglagenwinkel, die Gierung und die Brennzeit, die sie alle zusammen direkt an ihren Zielort führen würden.
Es war die ultimative Fire-and-Forget-Waffe.
Die erste Stufe der Trägerrakete wurde abgesprengt, fiel auf die Erde zurück und traf nur acht Minuten nach dem Start mitten in Kasachstan auf dem Boden auf.
Moskau verfolgte die Flugbahn. Alle Verantwortlichen wussten bereits nach wenigen Minuten, dass ihre frühere R-36-Rakete auf dem Weg nach Moskau selbst war.
Aber da gab es keine Fluchtmöglichkeit. Man konnte die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen. Die Bombe würde in weniger als fünfzehn Minuten
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