Ziel erfasst
Haupteingang hielten sich jetzt auch hier die beiden Parteien gegenseitig in Schach.
Die Alpha-Soldaten an der Laderampe hatten mehr Glück. Sie schalteten alle drei Dagestaner aus und verloren dabei nur einen einzigen Mann. Sie drangen Richtung Eingangshalle vor, wurden aber von einer Tür aufgehalten, die mit einer versteckten Sprengladung gesichert war. Die Terroristen hatten aus einem RPG-Projektil eine Sprengfalle gebastelt, eine Fertigkeit, die sie ebenfalls vom Haqqani-Netzwerk gelernt hatten. Als die Angreifer die Tür öffneten, kam es zu einer Explosion, die drei Russen tötete und drei weitere verletzte.
Ein Mi-17-Hubschrauber vom Jubilejnaja-Flugfeld erschien jetzt über dem Kontrollzentrum. Einige Männer seilten sich auf das Dach ab. Die Tür ins Innere des Gebäudes war ebenfalls durch eine Sprengfalle gesichert. Die Russen sahen das jedoch voraus und gingen in Deckung, bevor sie sie aufsprengten.
Die Sprengfalle hatte die Männer auf dem Dach aber immerhin so lange aufgehalten, dass die Dagestaner im Erdgeschoss und im ersten Stock auf das Hubschrauberdröhnen über ihren Köpfen reagieren konnten. In der Folge entstand auf der Treppe zum Dach die dritte Pattsituation. Vier Jamaat-Shariat-Kämpfer verbarrikadierten sich auf dem Treppenabsatz im ersten Stock hinter einer Stahltür, die acht Alpha-Gruppen-Soldaten beherrschten das Dach. Sie warfen Granaten hinunter, die jedoch auf dem Treppenabsatz explodierten, ohne Schaden zu verursachen. Wenn die Dagestaner die Treppe hinau ff euerten, trafen sie nie ein Ziel, weil sich die Russen hinter den Türrahmen duckten.
Nicht einmal eine Minute nach Beginn der Aktion griffen russische Hubschrauber die drei Startsilos an. Die Startplätze 103 und 104 wurden von jeweils zehn Mann verteidigt, die geschickt über das Gelände verteilt waren und hinter dem Stahlbeton eine gute Deckung hatten. Startplatz 109 wurde dagegen nur von vier Mann bewacht. Ein Mi-17 pflügte mit seinem 12,7-mm-Maschinengewehr zwar das ganze Gelände um, doch das Feuer war relativ ineffektiv, weil der Schütze über kein Wärmebildsichtgerät verfügte und deshalb seine Zielpersonen in diesem verschneiten, froststarrenden Gelände nicht ausmachen konnte.
Der Hubschrauber über Startplatz 109 ging jetzt fast bis zum Boden hinunter, und zwanzig Soldaten seilten sich auf die Betonplatte ab. Diese gut ausgebildeten Killer waren erfolgreicher als der Schütze des Mi-17 und hatten den Feind nach kurzer Zeit aufgespürt und ausgeschaltet. Das Ganze dauerte nicht einmal eine Minute, da sie es ja nur mit vier Mudschaheddin zu tun hatten. Von den anderen Startplätzen, die fast anderthalb Kilometer entfernt lagen, klang jetzt Gewehrfeuer herüber, während die Alpha-Gruppen-Männer zum Silo rannten. Sie mussten die nächste Phase ihrer Mission unbedingt rechtzeitig erledigen.
Natürlich konnten sie den Nuklearsprengkopf nicht entschärfen. In das Nutzlastmodul einzudringen hätte ebenfalls viel zu viel Zeit gekostet. Man hatte ihnen jedoch erklärt, wie sie die ganze Dnjepr-Rakete stilllegen konnten. Sie mussten dazu die Verbindung, sozusagen die Nabelschnur, zum Kontrollzentrum kappen.
Die Männer leuchteten mit den Lampen auf ihren Helmen und Gewehren in das tiefe Silo hinunter. Als einziger Teil der vierunddreißig Meter langen Rakete war von hier oben die große grüne, konische Nutzlastverkleidung mit den weißen Buchstaben KSFC zu sehen. Darunter befand sich das eigentliche Nutzlastmodul und darunter die drei Raketenstufen. Die Männer fanden mithilfe ihrer Lampen etwa zwei Meter vom Silo entfernt eine massive Stahlklappe, die aussah wie ein riesiger Kanaldeckel. Sie öffneten sie, und zwei Männer begannen, eine Metallleiter hinunterzuklettern, um die Prüf-und Startausrüstungsebene in dreieinhalb Meter Tiefe zu erreichen, ein Eisensteg, von dem eine zweite Leiter abging, über die sie zur nächstunteren Ebene gelangen würden. Hier hatten sie Zugang zur dreistufigen Trägerrakete selbst. An dieser Stelle könnten sie die Kommunikationsverbindung der Rakete zur Bodenkontrolle kappen.
Als sie den Steg entlangrannten, wussten die beiden Männer, dass die Zeit knapp war.
»Sind wir bereit?«, rief Safronow den beiden Männern am Startkontrollpult zu. Als sie nicht gleich antworteten, schrie er sie an: »Sind wir bereit?«
Der Rothaarige links am Pult nickte kurz. Der Blonde auf der rechten Seite sagte leise: »Ja, Georgij. Die Startsequenz ist abgeschlossen.«
»Startet 109!« Die
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