Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
einschlagen.
    Hoch über Zentralrussland war die zweite Raketenstufe ausgebrannt und wurde abgesprengt. Sie stürzte auf einen Feldweg in der Nähe der Stadt Schatsk am Fluss Schacha. Als die dritte Stufe ausgebrannt war, fiel ein Schutzschild ab. Dies löste das Nutzlastmodul aus seiner Verankerung an der Raketenspitze. Das Modul, ein grüner Zylinder mit einem Nutzlastcontainer, begann jetzt, zur Erde zurückzukehren. Das Objekt war drei Meter lang und drei Meter breit und wog fast zwei Tonnen.
    Die Nutzlast fiel in einem weiten Bogen zur Erde. Die dichtere Atmosphäre beeinflusste etwas die Flugbahn, aber Georgij und seine Wissenschaftler hatten bei ihren Berechnungen eine Menge Variablen berücksichtigt, das Modul hielt sich exakt auf der vorberechneten Bahn.
    Die Männer und Frauen in Moskau, die von der herannahenden Gefahr wussten, hielten ihre Kinder im Arm, beteten, weinten, hofften oder verfluchten die Dagestaner. Sie wussten, dass sie sonst nichts tun konnten.
    Um 3.29 Uhr, als die überwiegende Mehrheit der unter einer Eisdecke liegenden Stadt noch schlief, hallte ein tiefes kurzes Donnern durch die südöstlichen Viertel Moskaus. Wer in der Nähe wohnte, wurde eine Sekunde später aus dem Schlaf gerissen, als sich eine größere Explosion ereignete. Glasfenster wurden eingedrückt, und eine dumpf grollende Erschütterung rollte wie ein kleines Erdbeben durch die ganze Stadt.
    Die Menschen im Stadtzentrum sahen im Süden einen Feuerschein. Er stieg allmählich höher in die Luft hinauf. Das Ganze ähnelte einem winterlichen Sonnenaufgang. Die Eiskristalle auf den Dächern der Metropole spiegelten das rote Glühen wider.
    Auch im Krisenzentrum des Kremls sahen sie die Feuersbrunst, das flammende Inferno, das nur ein paar Kilometer entfernt war. Männer schrien und weinten, während sie sich auf das vorbereiteten, was jetzt kommen musste.
    Aber nichts geschah.
    Einige Minuten später trafen die ersten Berichte von der Einschlagstelle ein. Etwas war vom Himmel auf die Moskauer Gazprom-Neft-Raffinerie südöstlich des Stadtzentrums gefallen, in der jeden Tag 200 000 Barrel Öl verarbeitet wurden. Das Objekt war in die Gasöl-Vakuumdestillationsanlage eingeschlagen und hatte eine riesige Explosion ausgelöst, die ein Dutzend Mitarbeiter der Raffinerie auf der Stelle tötete. Das anschließende Feuer kostete noch einigen weiteren Menschen das Leben.
    Aber es war ganz klar keine Atombombe gewesen.
    Ein leises Donnern in der Ferne weckte Clark. Er hatte einen steifen Hals, weil er aufrecht sitzend schlafen musste. Dass sein schmerzendes Genick im Moment die unangenehmste Empfindung war, hielt er für bezeichnend. Nach einigen Tagen eines solchen »verschärften Verhörs« hätte er eigentlich erwartet, dass ihm mehr Körperteile weh…
    Na also. Da waren sie ja. Die Schmerzen in seinem Kiefer und seiner Nase und das dumpfe Pochen in seinem Kopf. Sein Verstand hatte eine Minute gebraucht, um den Angriff auf seine Nerven zu registrieren. Aber jetzt funktio nierte er wieder perfekt, und die Schmerzrezeptoren machten Überstunden.
    Nach dem Donnern hatte er von draußen nichts mehr gehört. Vielleicht war gerade irgendwo ein Transformator explodiert, aber er war sich nicht sicher.
    Er spuckte Blut und einen Backenzahn aus. Er hatte sich irgendwann in die innere Wange gebissen, und sein ganzer Mund war geschwollen.
    Langsam wurde er der ganzen Sache überdrüssig.
    Die Tür ging auf. Er schaute, welcher Franzose dieses Mal mit ihm plaudern wollte, aber er kannte die beiden Männer nicht.
    Nein, die vier Männer, denn jetzt betraten noch zwei weitere das Zimmer.
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit schnitten sie seine Fesseln durch und befahlen ihm auf russisch aufzustehen.
    Clark rappelte sich auf seine schwankenden Beine hoch.
    Jetzt traten noch zwei weitere Männer durch die Tür. In der rechten Hand hielten sie Varjag-Pistolen. Obwohl sie nicht direkt auf ihn zielten, wirkten sie bedrohlich. Sie alle trugen Zivilkleidung, aber ihre dicken, dunklen Jacken und Allzweckhosen vermittelten einem geübten Beobachter wie Clark den Eindruck, dass sie zu einer Spezialeinheit des Militärs, der Polizei oder des Geheimdiensts gehörten.
    »Kommen Sie mit«, sagte einer. Sie führten ihn durch das große Haus an den französischen Privatdetektiven vorbei zu einem dunklen Lieferwagen. Eigentlich hätte Clark ja froh sein sollen. Aber das Ganze roch für ihn ganz und gar nicht nach einer Rettungsaktion.
    Nein,

Weitere Kostenlose Bücher