Ziel erfasst
hellgrauen Augen, die hinter einer strengen Brille hervorlugten. Sie trug eine blaue Uniform ohne Rangabzeichen und zog ihr Jackett niemals aus.
Sherman hatte neun Jahre in der Navy verbracht. Sie sah aus, als ob sie auch nach ihrer aktiven Dienstzeit ihr Körpertraining nicht vernachlässigt hätte.
Sie war höflich und professionell, während sie die Männer durch die Kabine führte. Insgesamt dauerte der Flug eine Stunde. Dabei drehten sie einen weiten Kreis, führten eine Touch-and-Go-Landung in Manassas durch und kehrten danach zum BWI zurück.
Als Jack jetzt hoch über dem Atlantik an seinem Wein nippte, dachte er an diesen Tag zurück und musste kichern. Als Adara Sherman während des Starts gerade außer Hörweite war, hatte Gerry Hendley die drei Junggesellen in der Kabine gezielt angesprochen. »Wir spielen jetzt ein Wortassoziationsspiel, Gentlemen. Unsere Flugbegleiterin heißt Adara Sherman. Ich möchte, dass Sie bei ihrem Anblick an General Sherman und, was Sie selbst betrifft, an das von diesem zerstörte Atlanta denken. Verstanden?«
»Unsere Beziehung sollte also rein geschäftlich bleiben«, antwortete Sam mit einem leichten Lächeln.
»Genau.«
Caruso nickte folgsam, während Jack protestierte: »Sie kennen mich doch, Gerry.«
»Das tue ich, und Sie sind ein guter Mann. Aber ich weiß auch noch, wie es sich anfühlt, wenn man sechsundzwanzig ist. Ich belasse es jetzt dabei, okay?«
»Ich verstehe. Die Flugbegleiterin ist eine Flugverbotszone.«
Alle Männer waren in Lachen ausgebrochen, während Adara sich losschnallte, um ihren Passagieren Kaffee zu servieren. Sofort senkten Dom, Sam und Jack jr. die Augen und schauten leicht nervös ostentativ in die andere Richtung. Clark, Chavez und Hendley kicherten.
Adara wusste zuerst nicht, warum die Männer lachten, konnte es sich jedoch schnell zusammenreimen. Man hatte den Junggesellen gerade eingetrichtert, dass sie nicht angemacht werden durfte. Sicherlich war das für alle das Beste. Als sie sich eine Minute später über den Tisch beugte, um nach einem Handtuch zu angeln, rutschte ihr Jackett etwas nach oben. Jack und Dom gestatteten sich beide einen schnellen Blick, schließlich war das in ihrer DNA kodiert. Beide Männer erkannten eine kleine Smith and Wesson mit einem Edelstahlverschluss und einem Ersatzmagazin in einem Holster, das hinten in ihrem Rock steckte.
»Sie trägt eine Pistole«, sagte Caruso anerkennend, als sie in der Bordküche verschwunden war.
Hendley nickte nur. »Sie ist auch für die Sicherheit des Flugzeugs zuständig. Das ist nicht ihre einzige Waffe.«
Jack musste beim Gedanken an Sherman und ihre Bewaffnung erneut lächeln. Er schaute auf die Uhr. An der Ostküste der USA war es gerade halb elf. Er griff nach dem Telefon und wählte die Handynummer seiner Mutter.
»Ich hatte gehofft, heute noch etwas von dir zu hören«, begrüßte sie ihn.
»Hi, Mom. Es tut mir leid, dass ich so spät anrufe.«
Cathy Ryan lachte. »Morgen früh habe ich keinen Krankenhausdienst. Ich bin mit Dad in Cleveland.«
»Das bedeutet, dass du zeitig aufstehen und dich schön machen musst, um danach mitten im morgendlichen Hochbetrieb in einem Schnellrestaurant Dutzende Hände zu schütteln, stimmt’s?«
Sie lachte laut auf. »Du hast es fast getroffen. Wir besuchen eine Fließbandfabrik, aber zuvor frühstücken wir mit der Presse hier im Hotel.«
»Klingt nach Spaß.«
»Es macht mir nichts aus. Und sag deinem Vater nur nicht, dass ich dir das erzählt habe, aber ich glaube, ihm macht es mehr Spaß, als er zugeben würde. Na ja, wenigstens ein Teil davon.«
»Ich glaube, du hast recht. Wie geht es denn Katie und Kyle?«
»Denen geht es gut. Sie sind zu Hause geblieben. Sally passt ein paar Tage auf sie auf. Du solltest sie einmal besuchen, wenn du mal etwas Zeit hast. Ich würde dir gerne Dad ans Telefon holen, damit er dir Hallo sagen kann, aber er trifft sich gerade mit Arnie unten im Konferenzraum. Kannst du noch ein paar Minuten warten?«
»Mm, leider nein. Ich werde ihn später anrufen.«
»Wo bist du?«
Jack atmete langsam aus, dann sagte er: »Um ehrlich zu sein, sitze ich gerade im Flugzeug und fliege über den Atlantik.«
Sofort hakte sie nach: »Wohin?«
»Nichts Aufregendes. Nur eine Geschäftsreise.«
»Weißt du, wie oft mir dein Vater genau diese Antwort gegeben hat?«
»Wahrscheinlich, weil es meistens stimmte. Du musst dir keine Sorgen machen.«
»Bist du sicher?«
Jack jr. wollte gerade
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