Ziel erfasst
wurde Clark in aller Eile verbunden, da man jeden Augenblick einen Zollbeamten erwartete. Während Adara John in ein sauberes Jackett half, zogen sich die anderen Männer frische Anzüge und Krawatten an, die man in der Garderobe der Gulfstream für sie bereitgelegt hatte. Zuvor hatten sie ihre Einsatzkleidung und Ausrüstung in einem Geheimfach unter einer Wartungsplatte im Kabinenboden deponiert.
Einige Minuten später kam eine Zollbeamtin an Bord. Sie öffnete zwei Aktenmappen, die den »Geschäftsmännern« gehörten, schaute kurz hinein und fragte dann den bärtigen Herrn, ob es ihm etwas ausmachen würde, einmal kurz seinen Koffer zu öffnen. Als dieser ihrer Aufforderung folgte, warf sie nur einen kurzen Blick auf die gebrauchten Socken und den schmutzigen Trainingsanzug. Der ältere Herr hinten auf dem Sofa fühlte sich nicht wohl. Sie wollte ihn deshalb nicht weiter stören, sondern verglich nur sein Gesicht mit dem Foto in dem Pass, den ihr einer seiner jüngeren Angestellten gereicht hatte.
Am Ende schaute die Zollbeamtin noch die Papiere der Pilotin durch, dankte allen Anwesenden und wurde von der Flugbegleiterin zur Tür gebracht. Als sie gegangen war, wurde diese in aller Eile geschlossen. Sekunden später verließ die Maschine den gelb eingefassten Zollbereich an der Flughafenrampe.
Kapitänin Reid und der Erste Offizier Hicks brachten die Gulfstream fünf Minuten später in die Luft. Noch während sie im Steigflug waren, hatte Sherman die Blutung von Clarks Arm gestoppt. Bevor die Maschine eine Höhe von dreitausend Metern erreichte, hatte sie ihm einen Infusionsschlauch in den Handrücken eingeführt, durch den jetzt Antibiotika langsam in seinen Blutkreislauf tropften, um jede Infektion zu verhindern.
Als Country das Anschnallzeichen in der Kabine ausgeschaltet hatte, eilte Chavez nach vorn, um nach seinem Freund zu schauen. »Wie geht es ihm?«, fragte er in besorgtem Ton.
Sherman schüttete gerade Antiseptika in die Wunde und untersuchte die beiden Schusslöcher, aus denen die klare Flüssigkeit das Blut entfernte. »Er hat ziemlich viel Blut verloren und muss während des Flugs liegen bleiben, aber die Kugel ist glatt durch ihn hindurchgegangen, und er kann seine Hand ohne Probleme bewegen.« Sie schaute ihrem Patienten ins Gesicht. »Sie kommen wieder völlig in Ordnung, Mr. Clark.«
John Clark lächelte sie an. »Ich hatte gleich das Gefühl, dass Gerry sie nicht eingestellt hat, um Erdnüsse herumzureichen«, sagte er mit schwacher Stimme.
Sherman lachte. »Ich war neun Jahre lang Marinesanitäterin.«
»Das ist ein harter Job. Waren Sie bei den Marines?«
»Ich war vier Jahre im Nahen und Mittleren Osten. Ich habe dort eine Menge weit schlimmerer Wunden gesehen als die Ihre.«
»Da bin ich mir sicher«, sagte John.
Inzwischen hatte Caruso die Bordküche aufgesucht. Jetzt kam er zurück und hielt ein Whiskyglas in der Hand, das bis obenhin mit Johnnie Walker Black Label gefüllt war. »Was glauben Sie?«, fragte er Sherman. »Kann ich ihm eine Dosis von diesem Stoff hier verabreichen?«
Sie schaute Clark an und nickte. »Meiner professionellen Meinung nach sieht Mr. C. so aus, als ob er einen Drink brauchen könnte.«
Die Gulfstream flog über den Ärmelkanal und verließ kurz nach elf Uhr morgens in einer Flughöhe von elftausend Metern den französischen Luftraum.
17
O bwohl man ihm jedes einzelne seiner neunundsechzig Jahre ansah, war Nigel Embling kein Schwächling. Mit seiner Größe von eins dreiundneunzig und einem Gewicht von hundertdreizehn Kilogramm verfügte er neben seinem klugen Köpfchen noch über ein beträchtliches Maß an Kraft. Als er jetzt seine Augen öffnete, erkannte er jedoch sofort seine äußerst missliche Lage und hob die Hände, um zu zeigen, dass er keinen Kampf riskieren würde.
Er war aufgewacht, als man ihm in die Ohren geschrien, mit Taschenlampen in die Augen geleuchtet und mit Pistolen vor dem Gesicht herumgefuchtelt hatte. Obwohl er natürlich überrascht und besorgt war, geriet er nicht in Panik. Als Bewohner des pakistanischen Peschawar wusste er genau, dass er in einer Stadt voller Verbrecher und Terroristen lebte, in der auch die Vertreter der Staatsgewalt und der Polizei vollkommen korrupt waren. Als er jetzt den Schlaf endgültig abschüttelte, fragte er sich, zu welcher dieser drei Kategorien die Leute gehörten, die ihn heute Morgen aufgeweckt hatten.
Man warf ihm Kleider aufs Bett. Er zog sein Nachthemd aus und zwängte sich in
Weitere Kostenlose Bücher