Ziel erfasst
gründete er die Progressive Constitution Initiative, eine linksliberale politische Aktionsgruppe, die gleichzeitig eine Anwaltskanzlei war, und engagierte für sie die besten und klügsten radikalen Juristen und Rechtsanwälte, die in der Bürgerrechtsorganisation ACLU, der akademischen Welt und in privaten Anwaltsbüros zu finden waren. Es war die Hauptaufgabe dieser Organisation, neben Bundesstaaten und Gemeinden vor allem die US-Regierung zu verklagen, wenn diese ihrer Meinung nach ihre Macht missbraucht hatten. Sie verteidigte all jene, die von den Vereinigten Staaten strafrechtlich verfolgt wurden, und wurde bei allen Todesurteilen auf Staats-oder Bundesebene tätig.
Seit dem Tod seiner Frau vor sieben Jahren lebte Laska allein mit seiner Dienerschaft und seiner Leibwache. Trotzdem waren seine stattlichen Wohnhäuser alles andere als einsame Orte. Er veranstaltete rauschende Feste, an denen progressive Politiker, Aktivisten und Künstler sowie wichtige ausländische Persönlichkeiten teilnahmen. Das Progressive Nations Institute saß im Zentrum Manhattans und die Progressive Constitution Initiative in der Hauptstadt Washington, aber das Zentrum des übergreifenden Laska’schen Glaubenssystems war das Anwesen in Newport. Es war nicht übertrieben, wenn manche Leute behaupteten, an Paul Laskas Swimmingpool sei mehr progressive Gelehrsamkeit versammelt als in den meisten linksliberalen Denkfabriken.
Sein Einfluss beschränkte sich jedoch nicht auf seine Organisationen oder seine Gartenpartys. Seine Stiftung finanzierte viele linke Websites und Medienerzeugnisse. Dazu gehörte unter anderem eine vertrauliche Internet-Tauschbörse, auf der linke Journalisten Ideen austauschen und gemeinsam über eine bündige fortschrittliche Botschaft nachdenken konnten. Paul finanzierte, manchmal offen, manchmal verdeckt, viele Radio-und Fernsehsender im ganzen Land. Als Gegenleistung waren sie angehalten, positiv über ihn und seine Anliegen und Initiativen zu berichten. Schon mehrmals wurde einem Sender zeitweise oder auf Dauer der Geldhahn zugedreht, wenn seine Berichterstattung nicht mit den politischen Überzeugungen des Mannes übereinstimmte, der ihn unter der Hand finanzierte.
Seit fünfzehn Jahren steckte er bedeutende Summen in Ed Kealtys Wahlkämpfe. Viele Polit-Junkies behaupteten sogar, dass Paul Laska zum großen Teil für Kealtys Erfolge verantwortlich sei. In Interviews tat er diese Behauptungen mit einem Achselzucken ab, privat machten sie ihn jedoch wütend. Kealty hatte ihm nicht einen Großteil seines Erfolgs zu verdanken. Er hatte ihm seinen gesamten Erfolg zu verdanken! Laska hielt Kealty für einen gut frisierten Dummkopf, aber einen Dummkopf mit den richtigen Ideen und Verbindungen. Deshalb unterstützte er ihn schon seit vielen Jahren.
Natürlich wäre es unfair, die politischen Überzeugungen des milliardenschweren Einwanderers in einer einzigen Überschrift zusammenzufassen, aber die New York Post hatte das tatsächlich in ihrem Bericht über eine Rede getan, die Laska auf einer Spendenwerbeversammlung Kealtys gehalten hatte. Im typischen Stil dieses New Yorker Boulevardblattes hatten sie in zentimetergroßen Lettern die Schlagzeile gedruckt: »Laska an Ryan: Du kotzt mich an!« Nur Stunden nach dem Erscheinen der Zeitung wurde Ryan fotografiert, wie er lächelnd vor der Kamera posierte und dabei die Zeitung in einer »Dewey schlägt Truman«-Pose hochhielt.
Laska wollte dem nicht nachstehen und ließ sich ebenfalls mit dieser Zeitung fotografieren. Das Foto war jedoch ein Beispiel für Laskas humorlosen Stil. Er hielt die Zeitung ohne ein Lächeln mit ausdruckslosem Blick in die Kamera, seine Augen eingerahmt von einer eckigen Brille auf einem eckigen Kopf.
Dieser Aufnahme fehlte natürlich die unbeschwerte Note von Ryans Foto.
Tatsächlich hasste Laska Jack Ryan aus tiefstem Herzen. Anders ließen sich die Gefühle nicht beschreiben, die er für diesen Mann hegte. Für Laska war Ryan die perfekte Verkörperung all dessen, was an Amerika übel und falsch war. Ein ehemaliger Offizier, ein ehemaliger Chef der gefürchteten und verhassten CIA, vor allem jedoch ein ehemaliger Geheimdienstagent, dessen weltweite Übeltaten man unter den Teppich gekehrt und durch eine Legende ersetzt hatte, aufgrund deren ihn die Narren im tiefsten Mittleren Westen für eine Art rauen, sympathischen Beschützer hielten.
Nach Laskas Meinung war Ryan dagegen ein übler Charakter.
Paul hatte während Ryans erster
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