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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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beiden Kandidaten. Wenn man danach in den wichtigsten Staaten ein paar Wochen lang einen harten Wahlkampf führen würde, könnte Kealty den Vorsprung Ryans ganz bestimmt einholen und diesen bis zum Wahltag sogar überflügeln.
    Als Laska jetzt seine Hausschuhe auszog und ins Bett stieg, war ihm bewusst, dass ihn seine Hoffnung getrogen hatte.
    Irgendwie hatte Jack Ryan diese verdammte Debatte doch noch gewonnen, obwohl Kealty sein Kaninchen aus dem Hut gezaubert hatte.
    »Hovno!«, rief er in das kalte, dunkle Haus hinein. Das war tschechisch und bedeutete »Scheiße«. Beim Fluchen fiel Paul Laska immer in seine Muttersprache zurück.
    Paul Laska wurde als Pavel Laska in Brünn in der heutigen Tschechischen Republik geboren. Er wuchs hinter dem Eisernen Vorhang auf, hatte aber durch dieses Missgeschick keine besonderen Nachteile. Sein Vater war ein angesehenes Parteimitglied. Der junge Pavel konnte deswegen in Brünn und Prag gute Schulen besuchen und danach an den Universitäten von Budapest und Moskau studieren.
    Nach seinem Studienabschluss in Mathematik kehrte er aus der damaligen Sowjetunion in die Tschechoslowakei zurück, um nach dem Vorbild seines Vaters eine Banklaufbahn einzuschlagen. Als guter Kommunist machte er in dem sowjetischen Satellitenstaat schnell Karriere. Trotzdem unterstützte er im Jahr 1968 die liberalen Reformen des Generalsekretärs Alexander Dub č ek.
    Ein paar kurze Monate lang empfanden Laska und andere Dub č ek-Anhänger die tschechoslowakische Abkopplung von Moskau als Erfolg. Sie waren immer noch Kommunisten, vertraten jetzt jedoch die Interessen ihres Landes. Sie wollten mit den sowjetischen Methoden brechen und tschechische Lösungen für tschechische Probleme finden. Natürlich mochten die Sowjets diesen Plan überhaupt nicht, und zahlreiche KGB-Agenten strömten nach Prag, um die dortige Partei zu bekämpfen und zu unterwandern.
    Pavel Laska und eine radikale Freundin wurden zusammen mit einem Dutzend anderer Reformer bei einem Protestmarsch aufgegriffen und vom KGB verhört. Beide wurden geschlagen. Die Freundin wurde ins Gefängnis gesteckt. Irgendwie gelang es Laska jedoch, wieder mit der Führung des Prager Frühlings zusammenzuarbeiten. Dann kam die Nacht im August 1968, als die Panzer des Warschauer Pakts nach Prag rollten und die Reformbewegung auf Befehl Moskaus zermalmten.
    Im Gegensatz zu vielen seiner politischen Freunde wurde er nicht verhaftet oder gar getötet. Er kehrte zu seiner Bank zurück, emigrierte jedoch bald darauf in die Vereinigten Staaten. Später würde er immer wieder erzählen, dass er damals nur die Kleider, die er am Leib trug, und seine Träume mitgenommen habe.
    Tatsächlich waren seine Träume in Erfüllung gegangen.
    Im Jahr 1969 ging er nach New York, um an der NYU zu studieren. Nach seinem Studienabschluss stieg er erneut ins Bank-und Finanzgeschäft ein. Erst hatte er ein paar gute, dann ein paar hervorragende Jahre, und bereits Anfang der Achtziger war er einer der reichsten Männer an der Wall Street.
    Er erwarb zwar zahlreiche Immobilien einschließlich seiner Wohnsitze in Rhode Island, Los Angeles, Aspen und Manhattan, doch gaben er und seine Frau in den Achtzigerjahren den Großteil ihres Geldes für wohltätige Zwecke aus. Sie unterstützten die Reformer in Osteuropa, die genau den Wandel durchführen wollten, der ihnen während des Prager Frühlings nicht gelungen war. Nach dem weltweiten Ende des Kommunismus gründete Paul das Progressive Nations Institute, das in autoritären Ländern in der ganzen Welt einen Wandel von unten befördern sollte. Außerdem finanzierte er rund um den Globus Entwicklungsprojekte, von Initiativen für sauberes Wasser in Zentralamerika bis zu Minenräum-Aktionen in Laos.
    In den späten Neunzigern richtete Laska sein Interesse vermehrt auf seine Wahlheimat. Er hatte schon lange das Gefühl, dass das Amerika nach dem Ende des Kalten Kriegs nicht besser war als die Sowjetunion vor dessen Ende. Für ihn traten die Vereinigten Staaten im Rest der Welt mit brachialer Gewalt auf. Sie waren eine Bastion des Rassismus und der Bigotterie. Jetzt, da es die Sowjetunion nicht mehr gab, steckte er Milliarden Dollar in den Kampf gegen amerikanische Übel, wie er sie verstand. Daneben spekulierte er jedoch weiter erfolgreich in dem kapitalistischen Heiligtum, das als New Yorker Börse bekannt war. Den Rest seiner Zeit verbrachte Laska damit, die Feinde des Kapitalismus mit seinem Geld zu unterstützen.
    Im Jahr 2000

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