Ziel erfasst
her sein, dass der Campus ihn in Nevada geschnappt hatte. Ryan hatte jedoch keine Ahnung, welche Rolle sein Sohn bei Yasins Ergreifung gespielt hatte. Bei der eigentlichen Aktion vor Ort war er bestimmt nicht dabei gewesen. Nein, daran waren wohl Chavez, ganz sicher Clark und wahrscheinlich auch Jacks Neffe Dominic beteiligt gewesen. Dabei hatte der arme Junge damals gerade erst seinen eigenen Bruder verloren!
Trotzdem konnte es Jack sr. immer noch nicht fassen, dass sein Sohn an der Ergreifung des Emirs beteiligt war. Sicher, sein Ältester hatte sich verändert, und er tat es immer noch. Er war jetzt ein erwachsener Mann. Das war zu erwarten gewesen, obwohl Jack sr. diese Tatsache überhaupt nicht gefiel. Aber seine Rolle bei der Gefangennahme …
»Möchten Sie einen Kommentar dazu abgeben, Mr. President?«
Ryan schreckte hoch und tadelte sich selbst, dass er zur absolut falschen Zeit seine Gedanken hatte wandern lassen. Jack bemerkte ein schwaches Lächeln auf Ramirez’ Gesicht, wusste jedoch, dass es die Kameras nicht eingefangen hatten. Jede Kamera in diesem Gebäude war jetzt auf Ryan gerichtet. Himmel, eine Einstellung zeigte bestimmt sogar das Innere seiner Nasenlöcher, so dicht wie sie an ihn heranzoomten. Er fragte sich, ob er etwa gerade wie ein vom Scheinwerferlicht geblendetes Reh aussah. Die Presse würde ihm das morgen unter die Nase reiben. Wenn er jetzt nicht richtig reagierte, konnte das seinen Wahlchancen schaden.
Fröhliches Gesicht, Jack. »Nun, das sind ganz gewiss fantastische Neuigkeiten! Meine aufrichtigen und tief empfundenen Glückwünsche gelten …«
Ed Kealty richtete sich in seinem Stuhl auf.
»… den großartigen Männern und Frauen unseres Militärs, unserer Polizei und unserer Geheimdienste. Außerdem möchte ich allen ausländischen Nationen und Behörden danken, die dazu beigetragen haben, diesen schrecklichen Menschen zu fassen.«
Jack konnte in Ramirez’ Brille sehen, dass Kealty ihn jetzt finster anblickte.
»Das ist ein großer Tag für Amerika, aber ich betrachte es auch als wichtige Weichenstellung für unser Land. Wie Sie gerade gehört haben, planen Präsident Kealty und seine Regierung, dem Emir vor einem Bundesgericht den Prozess zu machen. Damit bin ich nun ganz und gar nicht einverstanden. Sosehr ich unser Rechtssystem respektiere, bin ich doch der Meinung, dass dessen Regelungen unseren Bürgern und all jenen vorbehalten bleiben sollten, die es nicht als ihre Lebensaufgabe betrachten, gegen die Vereinigten Staaten von Amerika Krieg zu führen. Yasin in den Zeugenstand zu rufen ist keine Gerechtigkeit. Es wäre sogar in höchstem Maße ungerecht.
Unser Krieg gegen den Terror befindet sich im Moment an einem wichtigen Scheideweg. Wenn Präsident Kealty die Wahlen im November gewinnt, werden der Umayyad-Revolutionsrat, seine Helfer und alle mit ihm verbundenen Organisationen in den nächsten Jahren über eine großartige Plattform verfügen, um ihre kruden Vorstellungen der ganzen Welt mitzuteilen. Der Emir wird diese Gerichtsverhandlungen für seine Hasspredigten nutzen und die Prozesse zu einer Theaterveranstaltung umwandeln, in deren Mittelpunkt er und seine Sache stehen. Außerdem wird er die Quellen und Methoden unserer Geheimdienste offenlegen und dadurch immensen Schaden anrichten. Und Sie, meine Damen und Herren Steuerzahler, werden die vielen Millionen Dollar berappen müssen, die die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen in unseren Bundesgerichten kosten werden.
Wenn Sie das alles für eine gute Idee halten … wenn Sie es für eine gute Sache halten, dem Emir diese Gelegenheit zu geben … nun, dann muss ich leider sagen, dass Sie besser für meinen Kontrahenten stimmen sollten.
Wenn Sie das jedoch für eine schlechte Idee halten, wenn Sie glauben, dass der Emir sich vor einem Militär gericht verantworten sollte, wo er mehr Rechte haben wird als jeder Gefangener, den er oder Leute wie er je gemacht haben, dabei aber doch nicht dieselben Rechte wie jeder gesetzestreue, steuerzahlende amerikanische Bürger genießt … dann hoffe ich, dass Sie für mich stimmen werden.«
Ryan zuckte ganz leicht die Achseln und schaute Josh Ramirez direkt ins Gesicht.
»Josh, ich mache hier keine Wahlversprechen. Man wirft mir in vielen Zeitungen und Nachrichtensendungen, auch der Ihren, vor, dass ich meine Erfahrungen und meinen Charakter in den Mittelpunkt meines Wahlkampfs stelle und mich weniger darauf konzentriere, was ich irgendwann später zu tun gedenke.« Er
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