Ziel erfasst
jemand ohne großes Aufsehen ins Jenseits zu befördern. Drehte man an dem Kugelschreiberknopf, fuhr eine Spritzenspitze heraus. Dann musste man nur noch an der Zielperson vorbeispazieren und ihr dabei blitzschnell den Tötungsstift in den Hintern stechen. In fast allen Fällen konnte der Angreifer danach einfach unerkannt weitergehen, während die Zielperson selbst sich erst einmal nur fragte, was sie denn da gestochen hatte.
Einige Augenblicke später erlitt die Zielperson einen Herzanfall und starb. Ihre eventuellen Begleiter beugten sich über sie und hatten keine Ahnung, wie das geschehen konnte. Sie hatten keine Ahnung, dass der Mann, der da verzweifelt nach Luft rang, vor ihren Augen ermordet worden war.
Das Ganze war schnell und sauber, und genau darauf hatte Gerry angespielt. Gegen einen Herzanfall konnte man nicht kämpfen. Niemand zog eine Pistole oder ein Messer, denn das Opfer bekam ja überhaupt nicht mit, dass es angegriffen worden war.
»Es wäre doch zu schön, wenn es immer so gehen würde«, seufzte Gerry.
Als Nächstes erzählte jeder Agent, was er getan und was er gesehen hatte und was er jetzt im Nachhinein darüber dachte. Das dauerte einen Großteil des Vormittags. Am Ende waren sie sich einig, dass sie alle mit Ausnahme einiger kleinerer Kritikpunkte äußerst gut und professionell auf die Änderung des Einsatzplans in letzter Minute reagiert hatten.
Außerdem stimmten sie alle darin überein, dass sie trotz John Clarks Armverletzung großes Glück gehabt hatten.
Der Operationschef des Campus Sam Granger hatte während der gesamten bisherigen Unterredung kaum etwas gesagt. Schließlich war er nicht vor Ort gewesen. Als die fünf Außenagenten jedoch geendet hatten, stand er auf und wandte sich an den ganzen Tisch: »Wir sind jetzt alles durchgegangen, was passiert ist. Jetzt ist es Zeit, über die möglichen negativen Auswirkungen und Folgen der Operation zu reden. Ihr Jungs habt zwar die DCRI -Beamten gerettet und einen bekannten Terrorführer und fünf seiner Männer ausgeschaltet, aber das würde das FBI nicht daran hindern, Hendley Associates mit einer Razzia zu beglücken, wenn es erfährt, dass wir in die Sache verwickelt waren.«
Caruso und Driscoll, die immer alles am leichtesten nahmen, mussten lächeln. Granger fuhr fort: »Ich habe die Presseberichte über diese Ereignisse verfolgt. Es wird bereits darüber spekuliert, dass die französischen Geheimdienstler bei einer bewaffneten Auseinandersetzung zweier Terrororganisationen zwischen die Fronten geraten sein könnten. Allerdings hat bisher niemand berichtet, dass die DCRI -Leute von plötzlich aufgetauchten unbekannten Bewaffneten gerettet wurden. So beschissen euch eure immer komplizierter werdende Operation vorgekommen sein mag, für die DCRI war das Ganze noch weit verwirrender. Sie haben nur mitbekommen, dass schwer bewaffnete Männer in ihr Hotelzimmer eingebrochen sind und dort aufeinander geschossen haben. Ich kann mir nur schwer vorstellen, was sie sich dabei gedacht haben.«
Sam zeigte auf Rick Bell, den Analysechef des Campus. »Glücklicherweise muss ich das nicht. Rick hat seinen Analysten aufgetragen, herauszufinden, was die französischen Behörden über die ganze Angelegenheit wissen oder zu wissen glauben.«
Rick stand auf. »Die DCRI und die Kriminalpolizei ermitteln beide. Dabei hat die DCRI jedoch den Ermittlern der Polizei nicht erlaubt, ihre Agenten vor Ort zu vernehmen. Die Kripo kommt deshalb mit ihren Ermittlungen nicht voran. Die DCRI weiß zwar, dass es hier zwei unterschiedliche Gruppen von Akteuren gegeben hat und es sich nicht um eine einzelne Zelle handelte, deren Mitglieder in Streit gerieten und aufeinander schossen. Mehr als das haben sie jedoch auch noch nicht herausgefunden, aber sie werden auf jeden Fall noch tiefer bohren.
Dass sie ihre Ermittlungen fortsetzen, ist die schlechte Nachricht, aber wir haben nichts anderes erwartet. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Was die Videoüberwachung angeht, scheint ihr Jungs auf der sicheren Seite zu sein. Es gibt nur ein paar unscharfe Aufnahmen von weit entfernten Straßenkameras. Man sieht Jack, wie er auf dem Weg zum Hôtel de Sers die Avenue George-V überquert, und John, wie er das Four Seasons betritt und kurz darauf wieder herauskommt. Später biegen dann Ding und Dom mit ihrer Ausrüstung unter den Parkas um die Ecke. Allerdings besitzt selbst die beste Gesichtserkennungs-Software der Welt nicht die Algorithmen, die nötig wären,
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