Ziel erfasst
Präsidentschaft schwer gelitten, und er hatte Ed Kealty in seinem Wahlkampf gegen Ryans Handlanger und Befehlsempfänger Robby Jackson unterstützt. Als Jackson, der in den Meinungsumfragen meilenweit führte, kurz vor der Wahl ermordet wurde, gelangte Kealty quasi kampflos in das Präsidentenamt. Doch er war nicht der Retter, den die Progressiven erhofft hatten. Er hatte zwar bei Themen, die den Linken besonders am Herzen lagen, im Kongress einige Erfolge erzielt. Was jedoch Laskas Hauptanliegen anging, etwas an der rücksichtslosen Durchsetzung der amerikanischen Macht im In-und Ausland durch die US-Regierung zu ändern, hatte sich Kealty als nicht viel besser als sein Vorgänger erwiesen. Er hatte mehr Raketen auf Staaten abgefeuert, mit denen Amerika nicht im Krieg lag, als jeder andere Präsident vor ihm. Außerdem hatte er an Bundesgesetzen, die die persönliche Freiheit einschränkten und illegalen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen sowie Überwachungsmaßnahmen Vorschub leisteten, zu Paul Laskas Enttäuschung nur kosmetische Änderungen vorgenommen.
Nein, der Tschechoamerikaner war mit Ed Kealty nicht zufrieden. Trotzdem war er zehnmal besser als jeder Republikaner, der gegen ihn antreten würde. Deshalb hatte Laska bereits kurz nach Kealtys Amtsantritt damit begonnen, dessen Wiederwahl mit großen Summen sicherzustellen.
Diese Investitionen gerieten jedoch in Gefahr, als Ryan seinen Hut in den Ring warf. Als Ryan im Frühsommer gestärkt aus dem republikanischen Wahlparteitag herauskam, sah die Sache bereits dermaßen schlecht aus, dass Laska Kealtys Wahlkampfmanager mitteilte, dass er seine Spenden für den hart bedrängten demokratischen Amtsinhaber zurückschrauben werde.
Er sagte es zwar nicht laut, aber die Botschaft war klar: Ed war ein hoffnungsloser Fall.
Kealty und seine Leute reagierten sofort. Bereits am nächsten Morgen flog Laska mit seinem Jet von Santa Barbara nach Washington, die Einladung zu einem persönlichen Dinner mit dem Präsidenten in der Tasche. Nach seiner Ankunft wurde er ohne Aufsehen ins Weiße Haus gebracht. Über den Besuch würde es keinerlei Aufzeichnungen geben. Dann setzte sich Kealty mit dem ehrenwerten linkslastigen Königsmacher zu Tisch.
»Paul, im Moment sieht es vielleicht nicht ganz so gut aus«, sagte der Präsident zwischen zwei Schlucken edlen Burgunders, »aber ich habe noch einen einmaligen Trumpf in der Hinterhand.«
»Wird es diesmal wieder einen Mordanschlag geben?«
Kealty wusste, dass Laska keinerlei Humor besaß, sodass diese Frage tatsächlich ernst gemeint sein musste. »Um Himmels willen, Paul!« Kealty schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Ich hatte nichts zu tun mit … Ich meine … Sie sollten nicht einmal …« Kealty brach ab, seufzte und ließ es dabei bewenden. »Ich habe den Emir in Gewahrsam. Wenn die Zeit reif ist, ziehe ich ihn aus dem Ärmel und werde damit Jack Ryans idiotischer Behauptung ein für alle Mal ein Ende bereiten, dass ich den Terrorismus nicht genügend bekämpfe.«
Laska hob seine buschigen Augenbrauen. »Wie haben Sie ihn erwischt?«
»Es spielt keine Rolle, wie ich ihn erwischt habe. Wichtig ist, dass ich ihn habe.«
Paul nickte langsam und nachdenklich. »Was werden Sie mit dem Emir tun?«
»Das habe ich Ihnen doch gerade erzählt. Kurz vor dem Wahltag – mein Wahlkampfmanager Benton Thayer hält die zweite oder dritte Debatte für den besten Zeitpunkt – werde ich dem ganzen Land verkünden, dass …«
»Nein. Ich spreche von seinem Prozess. Wie werden Sie ihn für seine angeblichen Taten belangen?«
»Oh.« Kealty wedelte mit der einen Hand in der Luft, während seine andere mit der Silbergabel ein saftiges Stück Prime-Rip-Steak aufspießte. »Justizminister Brannigan möchte ihm in New York den Prozess machen. Ich werde dem wahrscheinlich zustimmen.«
Laska nickte. »Ich glaube, genau das sollten Sie tun. Und Sie sollten der Welt eine Botschaft senden.«
Kealty legte den Kopf schief. »Welche Botschaft?«
»Dass Amerika endlich wieder das Land der Gerechtigkeit und des Friedens geworden ist und es hier keine Pseudogerichte mehr gibt.«
Kealty nickte langsam. »Sie möchten, dass Ihre Stiftung ihn verteidigt, habe ich recht?«
»Das ist der einzige Weg.«
Kealty nickte und nippte an seinem Wein. Er hatte also etwas, was Laska wollte. Einen hochkarätigen Fall, bei dem die US-Regierung der Gegner war. »Das kann ich arrangieren, Paul. Ich werde zwar von der Rechten beschossen werden, aber das
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