Ziel erfasst
Geheimdienste verwickelt. Das kann also nicht Teil unserer Verteidigungsstrategie sein. Wenn wir uns auf diese Sache versteifen, wird Sie das Justizministerium wieder unter Militärgewahrsam stellen, und man wird Sie nach Guantánamo schicken. Nur Gott weiß, was Ihnen dort blühen würde.«
Der Emir dachte ein paar Sekunden nach und meinte dann: »Na schön.«
»Also dann. Wie oft erlaubt man Ihnen zu baden?«
»Zu … baden?« Was für eine Verrücktheit ist das denn wieder?, dachte der Emir. Wenn eine Frau in den pakistanischen Stammesgebieten, wo er einen Großteil der letzten Jahre verbracht hatte, so etwas gefragt hätte, wäre sie unter den Blicken einer hämischen Menge zu Tode gepeitscht worden.
»Ja. Ich muss über Ihre hygienischen Verhältnisse Bescheid wissen. Es ist wichtig, ob man hier Rücksicht auf Ihre körperlichen Bedürfnisse nimmt. Ist die Toilettenanlage für Sie akzeptabel?«
»In meiner Kultur, Judith Cochrane, schickt es sich nicht für einen Mann, so etwas mit einer Frau zu besprechen.«
Sie nickte. »Ich verstehe. Das ist Ihnen unangenehm. Mir ist es auch peinlich. Aber ich versichere Ihnen, Mr. Yasin, dass ich dies alles nur in Ihrem Interesse tue.«
»Es gibt für Sie keinen Grund, sich für meine Toilettengewohnheiten zu interessieren. Ich möchte wissen, was Sie in Bezug auf meinen Prozess unternehmen werden.«
Cochrane lächelte. »Wie ich bereits sagte, ist das Ganze eine langwierige Angelegenheit. Als Erstes werden wir ein Haftprüfungsverfahren beantragen. Sie würden dann einem Richter vorgeführt werden, der darüber entscheidet, ob Sie sich als Antragsteller berechtigterweise in Haft befinden. Der Antrag wird abgewiesen werden, er wird zu nichts führen, das tut er nie, aber die Staatsanwaltschaft wird jetzt zumindest wissen, dass wir Ihren Fall mit allen Mitteln durchfechten werden.«
»Miss Cochrane, wenn Sie mich wirklich auf geeignete Weise verteidigen wollten, würden Sie sich die Geschichte meiner Gefangennahme anhören, die völlig illegal war.«
»Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Laut unserer Abmachung mit dem Justizministerium darf ich das auf keinen Fall tun.«
»Warum würden die so etwas verlangen? Haben die etwas zu verbergen?«
»Natürlich haben sie das. Rechtlich gesehen, hätten die Vereinigten Staaten Sie auf keinen Fall kidnappen dürfen. Ich weiß das, und Sie wissen das. Aber so ist es eben passiert.« Sie seufzte. »Wenn ich Sie vertreten soll, werden Sie mir vertrauen müssen. Könnten Sie das bitte für mich tun?«
Der Emir musterte ihr Gesicht. Es war aufrichtig, ernsthaft, fast flehentlich. Ganz und gar lächerlich. Aber er würde für den Augenblick mitspielen. »Ich bräuchte Papier und Bleistift. Ich möchte ein paar Zeichnungen anfertigen.«
»Zeichnungen? Warum?«
»Nur so zum Zeitvertreib.«
Sie nickte und ließ den Blick durch den Raum wandern. »Ich glaube, ich kann das Justizministerium davon überzeugen, dass dies ein akzeptabler Wunsch ist. Ich werde mich darum kümmern, sobald ich in mein Hotel zurückgekehrt bin.«
»Vielen Dank.«
»Keine Ursache. Und jetzt … Freizeit und Erholung. Ich möchte gerne wissen, ob es das in Ihrem Gefängnisalltag überhaupt gibt. Könnten Sie mir etwas darüber erzählen?«
»Ich würde lieber über die Folter reden, der ich vonseiten amerikanischer Spione ausgesetzt war.«
Cochrane klappte mit einem weiteren langen Seufzer ihren Notizblock zu. »Ich schaue in drei Tagen wieder vorbei. Hoffentlich haben Sie bis dahin einen Zeichenstift und etwas Papier. Das sollte ich durch einen Brief an den Justizminister erreichen können. In der Zwischenzeit sollten Sie darüber nachdenken, was ich Ihnen heute erzählt habe. Denken Sie über unsere Grundregeln nach, aber bitte auch darüber, wie Sie von einem solchen Prozess profitieren könnten. Sie sollten das als eine Gelegenheit für sich und Ihre … Sache betrachten. Sie könnten mit meiner Hilfe der amerikanischen Regierung eins auswischen. Würde Ihnen das nicht Spaß machen?«
»Haben Sie anderen bereits dabei geholfen, Amerika eins auszuwischen?«
Cochrane lächelte stolz. »Schon oft, Mr. Yasin. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich in solchen Sachen eine Menge Erfahrung habe.«
»Sie haben mir auch erzählt, dass viele Ihrer Klienten im Gefängnis sitzen. Das ist eine Erfahrung, die ich bei einem Anwalt nicht besonders beeindruckend finde.«
Sie schien etwas gekränkt. »Diese Klienten sitzen im Gefängnis, aber nicht in der
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