Ziel erfasst
Restaurant sah von außen ziemlich unscheinbar aus, aber Mary Pat versprach, dass sein Sashimi das beste diesseits von Osaka sei. Als erste Gäste des Tages konnten sie sich ihren Tisch frei auswählen. Ryan entschied sich für eine abgetrennte Sitznische in der hintersten Ecke des Lokals.
Sie plauderten eine Weile über ihre Familien und bestellten ihr Essen. Schließlich holte Ryan zwei Fotos aus seiner Tumi-Tasche und legte sie nebeneinander auf den Tisch.
»Wen zeigen diese Fotos, Junior?«
»Der Typ rechts ist beim ISI. Er ist Leiter der Joint Intelligence Miscellaneous Division.«
Foley nickte und sagte: »Und das da links ist derselbe Mann, nur jünger und ohne Uniform.«
Jack nickte. »Das ist ein LeT-Agent namens Khalid Mir, alias …«
Mary Pat schaute Jack überrascht an: »Abu Kashmiri?«
»Genau der.«
»Ich hatte unrecht, Jack.«
»Womit?«
»Dass dein Liebesleben interessanter sei. Kashmiri wurde vor drei Jahren getötet.«
»Wurde er das wirklich?«, fragte Ryan. »Rehan ist Khalid Mir. Und Khalid Mir ist auch als Abu Kashmiri bekannt. Wenn Rehan lebt, dann könnte man leicht abgewandelt Mark Twain zitieren …«
»Die Gerüchte über seinen Tod waren stark übertrieben«, ergänzte Mary Pat.
»Genau.«
»Ich habe das Digitalbild einer Leiche gesehen, aber die Hellfire hat ganz genau getroffen, es hätte also jeder sein können. Das ist ein Problem mit diesen Drohnenangriffen. Wenn man die DNA des Getroffenen nicht untersuchen kann, weiß man nie genau, ob es auch den Richtigen erwischt hat.«
»Wir haben wohl keine CSI Wasiristan, die nur darauf wartet, zum Tatort zu eilen, um das Beweismaterial zu sichern.«
Mary Pat lachte. »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.« Sie wurde wieder ernst. »Jack, warum weiß ich nichts von dieser Verbindung zwischen Kashmiri und dem ISI?«
Ryan zuckte die Achseln. Gerry hatte ihn angewiesen, nicht über Einzelheiten der Campus-Operationen zu sprechen. Er konnte ihr deshalb auch nicht erzählen, dass Caruso und Driscoll diesen Mann in Kairo gesehen hatten und die Gesichtserkennungs-Software erst durch ihr Foto diese Verbindung hergestellt hatte.
»Jack?«
Ryan zuckte zusammen.
»Lass mich raten«, sagte Mary Pat. »Senator Hendley hat dir aufgetragen, mir diese Bilder zu zeigen, aber auf keinen Fall die Quellen und Methoden zu offenbaren, durch die ihr diese Verbindung entdeckt habt.«
»Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Das sind die Regeln unserer Branche. Ich respektiere das. Aber du bist nicht nur hier, um mich über diese Verbindung zu unterrichten, richtig?«
»Richtig. Dieser Brigadegeneral Riaz Rehan. Er wurde vor ein paar Tagen in Kairo gesehen.«
»Und?«
»Er hat sich mit Mustafa el-Daboussi getroffen.«
Foley runzelte die Stirn. »Das ist gar nicht gut. Und es ergibt keinen Sinn. El-Daboussi hat doch bereits einen Förderer, die Muslimbruderschaft. Er braucht den ISI doch gar nicht. Und der ISI verfügt daheim in Pakistan über genug militante Organisationen, die nach seiner Pfeife tanzen. Warum sollte Rehan also nach Kairo reisen?«
Jack wusste, was Mary Pat Foley gerade dachte, aber nicht aussprach. Sie durfte ihm nichts über el-Daboussis Ausbildungslager in Westägypten erzählen. Das war eine Geheimsache. Allerdings hatte der Campus davon erfah ren, als dessen IT-Leute eine Meldung der CIA an das NCTC abgehört hatten.
»Wir wissen es nicht. Es hat uns auch überrascht.«
Als das Sushi serviert wurde, aßen sie erst einmal eine Zeit lang schweigend. Mary Pat Foley bewies jedoch ihr Multitasking-Talent und schaute auf ihrem iPad irgendeine Datenbank durch. Jack vermutete, dass es sich um vertrauliche Informationen handelte, aber er fragte nicht nach. Zuerst fühlte er sich bei dem Gedanken etwas unwohl, dass er und seine Organisation in gewisser Weise das NCTC und dessen Arbeit ausspionierten, kam jedoch schnell damit ins Reine. Er brauchte nur dieses Gespräch hier als Beispiel zu nehmen. Er und seine Kollegen waren auf der Grundlage von Informationen der US-Geheimdienste durch eigene Anstrengungen zu völlig neuen Erkenntnissen gelangt, die sie jetzt den entsprechenden Stellen umsonst zur Verfügung stellten.
Der Campus machte das bereits seit fast einem Jahr. Es war eine gute Beziehung, obwohl ein Beteiligter an dieser Romanze den anderen gar nicht kannte.
Mary Pat schaute Ryan an. »Also, ich weiß jetzt, warum General Rehan nicht auf meinem Radarschirm war. Er ist kein Bart.«
»Was ist denn ein
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