Zielstern Beteigeuze
den anderen, die nicht so weit dachten oder nicht genügend biologisches Verständnis aufbrachten, hatte er sich schon Sorgen gemacht, was aus Fox werden würde, wenn sie den Planeten verließen und er seine Meute verlor. Nun schienen sie dieser Sorge auf die natürlichste Weise enthoben zu sein.
Und es war ja auch wahrhaftig die allerkleinste von den Sorgen, die Hirosh bewegten. Er hatte den Kontakt erwartet und herbeigesehnt, er hatte jede freie Minute und jedes Gespräch benutzt; um sich darauf vorzubereiten. Das war nicht verborgen geblieben, und die anderen vertrauten nun darauf, daß er besser gerüstet sei als sie. Aber er wußte, daß er nur ein klein bißchen weniger unvorbereitet war; vielleicht gerade um so viel, daß er die Schwierigkeiten ahnte, wo die andern heiter und vertrauensvoll den kommenden Ereignissen entgegenblickten.
Hirosh hatte sich mit Kiliman verabredet, der sollte ihm helfen, die Zwillinge auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Sie trafen alle vier fast gleichzeitig bei der Fähre zusammen, stiegen ein und nahmen Platz.
„Ich muß euch sagen, bevor ihr endgültig zustimmt“, erklärte Hirosh, „worin meiner Meinung nach hauptsächlich das Risiko besteht. Ihr wißt, daß Elber schon die Duplikation erlebt hat. Er mußte sich betäuben, weil er die Verdopplung nicht lange genug ertrug. Wenn jetzt die Geusen auf das Duplikat irgendwelche Einflüsse ausüben, kann es sein, daß dieser Effekt verschwindet, es kann aber ebensogut sein, daß er sich verstärkt. Da wir von dem ganzen Vorgang nicht die Bohne verstehen, können wir auch nicht sagen, was passieren wird. Auf jeden Fall legt ihr euch auch die Spritze bereit.“
„Aber ist das nicht unhöflich?“ fragte Vienna.
„Eben“, ergänzte Kerala, „wenn die Kumpels bei uns herumsitzen, dann können wir doch nicht einfach...“
Sie brach ab, weil Hirosh laut lachte und auch Kiliman ein bißchen schmunzelte.
„Ja, stellt ihr euch denn vor, da treten plötzlich welche wie die Gespenster in vorgeschichtlichen Burgen aus der Wand? Und dann rasseln sie mit den Ketten?“
„Na ja, irgendwie... müssen sie doch...“, sagte Kerala verlegen.
„Entschuldigt, es war nicht recht von mir, so zu lachen“, sagte Hirosh. „Wir haben noch nicht darüber gesprochen, also könnt ihr
auch noch keine Vorstellung haben. Sie werden auf keinen Fall
persönlich erscheinen, denn seht mal, für den Transport dahin, wo sie jetzt sind, brauchten sie lange Vorbereitungen, riesige Energien,
genau ausgesuchte Starttermine - alle zweitausendsiebzig Tage, wie
ihr wißt - und eine ganz bestimmte Konstellation der drei Himmelskörper dieses Systems. Nein, wenn die Geusen wirklich im
galaktischen Kern sind, also etwa zehn Kiloparsec von uns entfernt, dann können sie hier nicht auftreten, und auch alle uns bekannten Kanäle für Informationstransport sind ungeeignet.
Wir dürfen auch nicht erwarten, daß der Kontakt über unsere Technik geht - sowenig wie wir zum Raketenstart eine archimedische
Wurfmaschine benutzen können. Wenn es einen direkten Kontakt gibt, dann geht er über das Allerkomplizierteste, was wir aufzuweisen haben, und das ist immer noch das Gehirn.“
„Juckt’s dann wieder?“ fragte Kerala, und auch Vienna hatte eine Frage, aber diesmal nicht als Fortsetzung zu der ihrer
Zwillingsschwester. Eigentlich war ihr ja klar, daß es darauf keine
Antwort gab, aber man wird ja mal fragen dürfen, nicht wahr, und ein klein bißchen wollte sie sich auch für das Lachen von vorhin
rächen, „ich denke, die Lichtgeschwindigkeit als Grenze gilt für jede Art von Transport, gleich, ob es sich um Stoff oder Information handelt?“
Kiliman, der die verborgene Absicht merkte, übernahm es zu antworten. „Solange wir in unserem physikalischen Raum bleiben, also in den Bedingungen, wie sie in unserem Sonnensystem herrschen, stimmt das auch. Aber schon unser Transit hierher verläuft unter anderen Bedingungen. Und für das, was hier um uns her geschieht, haben wir überhaupt keine theoretische Grundlage.“
„Daß es juckt, glaube ich nicht“, antwortete Hirosh auf die erste Frage, „das war wohl die Wirkung einer Automatik, die den Zugang zu uns suchte. Was ihr erleben werdet da oben, das kann niemand voraussagen. Wir können nur versuchen, euch mit ein paar Überlegungen geistig vorzubereiten. Sie können stimmen oder auch falsch sein, das werden wir vielleicht hinterher besser beurteilen können - auf jeden Fall, so glaube ich, liegen sie in
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