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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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den Hirosh sich für sein Wagnis ausgesucht hatte. Rot leuchtete die Stelle, wo
    hinter der Dunstschicht der Beteigeuze stand; ringsherum strahlte der Himmel weiß, und zum Horizont hin schimmerte er grünlich. Es war die hellste Beleuchtung, die Hirosh bisher hier erlebt hatte, und das kam seinen Wünschen sehr entgegen, denn die beschränkten sich selbstverständlich nicht auf das Offnen des Helmvisiers.
    Zunächst aber wenigstens das! Er stand am Rand der kleinen Grassteppe, die er neulich entdeckt hatte, als er den Helm öffnete.
    Ach - welch eine Flut von Gerüchen! Fremdartig und doch vertraut, vertrauter jedenfalls als die sterile Helmluft, aber vor allem:
    Welch ein Genuß! Und wie das die Phantasie anregte! Hatte er nicht
    schon bei den letzten Gerichten alarmierende Zeichen bei sich entdeckt, schwindende Empfindlichkeit der Geschmacksorgane,
    sinkendes Schöpfertum in der gastronomischen Komposition - nun
    ja, noch nicht direkt Einfallslosigkeit, so tief war er noch nicht gesunken, es hieß ja, bei den Vorfahren solle es so etwas mitunter
    gegeben haben, aber dieser Art Überlieferung traute Hirosh nicht so ganz. Also Einfallslosigkeit noch nicht, aber ein kleiner Schritt in dieser Richtung, den jetzt zu diagnostizieren war sicherlich nicht falsch. Vor allem motivierte ihn das für die Suche nach Gewürzen, die er sich vorgenommen hatte. Eine Viertelstunde wenigstens wollte er die Luft atmen, und das würde auch für die ersten Entdeckungen reichen - denn wenn er selbst in der Lage war zu riechen, konnte er natürlich auch Uni ganz anders führen.
    Hirosh hatte sich angewöhnt, mit dem Hund menschliche Sätze zu sprechen, obwohl der wie ein echter Hund nur auf Reizworte reagierte und - als Computer - zusätzlich auf Zahlen.
    „Uni“, sagte er, „da ist was in der Luft wie Salbei, aber mit einer Beimengung von siebzehn bis achtzehn rechts, such mir das mal!“
    Der Dackel drehte den Kopf hin und her, dann verschwand er im Gras. Hirosh konnte nur seine Schwanzspitze verfolgen, die er hocherhoben trug und in der eine helle Lampe leuchtete.
    Dann bellte es im Helmfunk, Hirosh ging los und fand Uni vor einer Pflanze, die dem irdischen Bärlapp nicht unähnlich war. Hirosh riß sie ab und führte sie an die Nase. Ja, das war der Geruch, den er gemeint hatte. Köstlich, wunderbar, er dachte sogleich an ein Dutzend Gerichte, die ihm ohne dieses Gewürz unvollständig erschienen, aber irgend etwas störte ihn doch, das bemerkte er jetzt, nachdem die erste Begeisterung abgeklungen war. Er holte das große Duftbesteck hervor und verglich - tatsächlich, die Beimengung war nicht siebzehn oder achtzehn, sondern fünfzehn rechts, aber Uni hatte es doch gefunden, sollte Hirosh nun beschämt sein wegen seines Irrtums oder stolz auf Uni, der ja wesentlich auch sein Werk und Werkzeug war? Sie ergänzten sich eben.
    Das Kraut stand hier in Büscheln, Hirosh pflückte einiges davon und verpackte es luftdicht. Dann ging er zwanzig Schritte weiter, um nach anderen Gerüchen zu fahnden.
    Aber wieder bellte Uni. Hirosh blickte sich um. Dort, wo der Dackel stand, erhob sich eine Wolke von Insekten. Und er sah auch, daß der kleine Fox vor dieser Wolke in eine respektvolle Entfernung flüchtete. Zum erstenmal bemerkte Hirosh hier so viele Insekten an einer Stelle. Rasch zog er das Helmvisier zu. Wenn er auch schon viel Zutrauen zu diesem Planeten hatte, was seine Ähnlichkeit betraf - von einem Insektenschwarm überfallen zu werden, wollte er doch nicht riskieren. Was für Fox schädlich war, schadete sicherlich auch ihm.
    Dann trat er näher. Nichts Besonderes zeichnete die Stelle aus, wo der Schwarm kreiste. Halt, doch - hier war es etwas feuchter. Diese Tatsache und auch die Art, wie sich der Schwarm bewegte, erinnerte ihn an die irdischen Mücken. Er nahm sich vor, eine Falle zu bauen und später einige dieser Insekten zu fangen und zu studieren.
    Inzwischen mußte er sich mit Überlegungen begnügen. Wenn er also bisher keinen solchen Schwarm gesehen hatte, mochte das am Wetter gelegen haben - es war heute wärmer als bisher. Es konnte aber auch sein, daß hier eine neue Generation von Insekten geschlüpft war. Oder durchliefen die hier keine Metamorphose? Sahen sie bloß äußerlich irdischen Insekten ähnlich? Das war zu überprüfen. Wenn es stimmte, war die Generationsfolge unterbrochen worden - und wodurch? Dann wohl durch die Gravitationsschwankung. Vor allem geflügelte Insekten würden eine solche Erhöhung ihres

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