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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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von der Erde mitgebracht, die Satellitenkörper waren in Keimbauweise fertiggestellt worden, teils aus dem Sand des Bodens, teils aus den Abfallstoffen der Energieträgerproduktion.
    Woleg hätte also zufrieden sein müssen, daß er jetzt den Verbindungs- und den ersten Beobachtungssatelliten parken konnte und daß die beiden restlichen Beobachtungssatelliten ebenfalls im geplanten Abstand folgen würden. Doch der Streit mit der CE hatte ihn verärgert. Plötzlich hatte sie die gesamte Meßkapazität der drei B-Satelliten für sich verlangt, dabei steht die der Basis zu, die ja wissen muß, was auf dem Planeten vor sich geht!
    Der Streit war fast in Gezänk ausgeartet, in Schacherei, nicht nur von ihrer, sondern auch von seiner Seite aus, und wie meist in solchen Fällen war er nun hinterher unsicher, ob er sich richtig verhalten hatte. Denn die Basis war ja nun mal zum Dienst an der wissenschaftlichen Aufgabe bestimmt, und wenn die Aufgaben eben mehr Meßkapazität verlangte, als man vorhergesehen hatte... Aber Woleg wußte von sich, er neigte dazu, alles schnell einzusehen, die Argumente der anderen schienen ihm immer besser als seine, vor allem, wenn die anderen Wissenschaftler waren, und er würde meist ohne ein weiteres Wort zustimmen, wenn nicht die Erfahrung ihn gelehrt hätte, daß zu schnelles Nachgeben keiner Seite dienlich ist. Das wieder trieb ihn an, seiner eigenen Einsichtigkeit nicht zu trauen, und in solchen Fällen hatte er jedesmal das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren... Verdammte Unsicherheit!
    Freilich, mit den Jahren hatte sich dieser Verdruß gemildert, Woleg hatte gelernt, ihn als ein notwendiges Übel anzusehen, aber Verdruß blieb es doch, auch wenn er mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte, so wie heute. Denn selbst diese Zufriedenheit war nicht ohne Stachel: Wenn er es nun zu Unrecht so durchgesetzt hatte, wenn die Regelung objektiv falsch war - oder nicht optimal? Ein Glück, die Praxis pflegte sowieso hinterher jede Regelung zu korrigieren, und am besten machte man auch vor sich selbst nicht soviel Gewese darum...
    So, die Troposphäre mit der verminderten Gravitation lag unter ihm, das Programm, das die Fähre steuerte, erhöhte den Schub, Woleg sah es an den Anzeigen. Was willst du denn, läuft doch alles ordentlich, sagte er zu sich selbst, Schluß jetzt mit der Nörgelei! Die Basis erhält je eine multispektrale Bildfolge vom Planeten, das muß eben reichen.
    Woleg durchdachte noch einmal das Satellitensystem: Die drei B-Satelliten sollten in einer Höhe von einigen hundert Kilometern parken, Bahngeschwindigkeit fünfunddreißig Kilometer in der Sekunde, Umlaufzeit achtzig Minuten. Die Bahnen überstrichen den ganzen Planeten und waren so angelegt, daß die drei dasselbe Gebiet jeweils im Abstand von dreiunddreißig Stunden, also in einem Drittel des Planetentages, überflogen. Der Verbindungssatellit dagegen kam in eine Höhe von etwa sechzehn Planetenradien, über
    vierhunderttausend Kilometern. Dort war seine
    Winkelgeschwindigkeit genauso groß wie die
Rotationsgeschwindigkeit des Planeten, so daß er scheinbar unbeweglich über der Basis stand und ihr fast ununterbrochen Funkkontakt zum Raumschiff und zu den B-Satelliten ermöglichte.
    Der Himmel war nun schon dunkel geworden, die Sterne traten hervor, erst blaß, dann stärker leuchtete die Riesenscheibe des Beteigeuze. Woleg hatte das Gefühl, die könne unmöglich da oben hängenbleiben, sondern müsse jeden Moment herabstürzen. Merkwürdig, dachte er, wie selbst viele Jahre Raumfahrt die irdische Prägung der Gefühlsurteile nicht aufheben, sondern eher noch festigen. Der Anblick eines Körpers von der visuellen Größe des Mondes am schwarzen Himmel löst in dieser Beziehung gar nichts aus, aber ein Körper, dessen Bild viel kleiner oder viel größer ist, ruft den Eindruck des Steigens oder Fallens hervor.
    Die Fähre schwenkte auf die Parkbahn des ersten B-Satelliten ein, die Geschwindigkeit lag jetzt bei fünf Kilometern in der Sekunde, ein Siebentel der Parkbahngeschwindigkeit erst, aber es wurde Zeit, das Manöver einzuleiten.
    Woleg schaltete alle Antriebe aus. Eine Schleuse öffnete sich, sanft wurde der Satellit hinausgeschoben. Vor der Fähre hing er jetzt scheinbar bewegungslos im Scheinwerferlicht.
    Vorsichtig drehte Woleg die Fähre hin und her, bis sie in vorbestimmter Position zum Satelliten stand, dann zündete er in der Mitte zwischen Fähre und Satellit das Antriebsfeld - es übte auf jeden

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