Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
es geht eben nicht immer danach, was uns gefällt.“
    „Zentrale an CE - bitte melden!“ tönte es. Atacama meldete sich. Dela berichtete aufgeregt: „Wir haben abweichende Meßergebnisse auf einem Kanal, sie sind allerdings noch innerhalb der Fehlergrenzen.“
    „Ich komme!“ rief die CE. Dann blickte sie mit kaum verborgenem Triumph Kiliman an und sagte: „Na siehst du!“
    Hirosh hatte sich an den Abhang gesetzt und eine beträchtliche apparative Ausrüstung um sich herum ausgebreitet. Dann hatte er das Licht ausgeschaltet und wartete. Im Osten, über dem Meer, lag schon ein grauer Schimmer.
    Die Luft, die Hirosh nun schon eine Woche lang ohne die geringsten Beschwerden atmete, war kühl, feucht und salzig, und das leise Summen der Anlage verschmolz mit dem Rauschen des Meeres.
    Hirosh fiel es auf, daß er sich jetzt und hier wie zur gleichen Tageszeit auf der Erde fühlen konnte - die großen Unterschiede wurden erst nach Sonnenaufgang spürbar.
    Plötzlich hörte er Schritte, die näher kamen. Er knipste die Lampe an und sagte: „Vorsicht, hier liegt allerhand auf dem Boden.“
    „Nanu?“ Es war Elber, der da kam. „Wollen Sie den Sonnenaufgang betrachten, pardon, den Aufgang des Beteigeuze?“
    „Nein, den Sonnenaufgang“, sagte Hirosh, „setz dich und hilf mir, wenn du schon mal hier herumstrolchst.“
    „Was machen Sie da für einen Unterschied zwischen Aufgang und Aufgang?“ fragte Elber erstaunt.
    „Nun, wenn ich Sonnenaufgang sage, meine ich das Erlebnis, alle emotionalen und ästhetischen Werte eingeschlossen. Die andere Formulierung dagegen betont für mich mehr die astronomische Seite der Sache.“
    „Und beim Betrachten des Sonnenaufgangs soll ich Ihnen helfen?“ „Ach, weißt du was - sag du zu deinem Arzt. Ich kenne bald jede Zelle deines Körpers, und - na ja.“
    „Gern“, sagte Elber - er wollte noch fragen, was das mit seinen Körperzellen zu tun habe, ließ es aber dann doch sein. „Und wobei soll ich nun helfen?“
    „Ich möchte feststellen, wie die Wesen hier ihren Planeten sehen.“ „Wesen?“
    „Na - Leute, Kollegen, Spaziergänger. Menschen möchte ich nicht sagen, ich weiß ja nicht, wie sie aussehen.“
    Elber blieb einen Moment lang stumm vor Überraschung. „Also Sie - du - du bist also überzeugt, daß es hier gesellschaftliche Wesen gibt?“
    „Oder gab“, antwortete Hirosh.
    „Aber warum hast du das noch nie gesagt?“
    „Warum sollte ich? Du zum Beispiel - hast du mich denn danach gefragt?“
    „In letzter Zeit nicht mehr.“
    „Siehst du. Und wenn ich dir unverlangt Wasser auf deine Mühle gegeben hätte, dann wärst du vielleicht noch auf ganz andere Abenteuer ausgegangen.“
    Elber wich diesem Thema aus. Nicht daß er sich im Unrecht fühlte, das nicht; aber Woleg hatte sich über die Anweisung der CE heftig geärgert, und daran erinnerte Elber sich ungern, denn es war ihm klar, daß das auch eine Reaktion auf sein Experiment war.
    „Aber wie willst du das mit den Äugen fremder Wesen sehen, wenn du ihre Beschaffenheit nicht einmal kennst?“
    „Das ist nicht so schwierig, wie du meinst“, erklärte Hirosh. „Unser Auge hat sich zum Beispiel in einem Spektralbereich entwickelt, der bei irdischer Beleuchtung die größtmögliche optische Differenzierung erlaubt, denn das bedeutete einen biologischen Vorteil. Auch hier wird sich die Gesellschaft, wenn es eine gibt, aus dem Tierreich entwickelt haben, also werden die Sehorgane einen Spektralbereich umfassen, der bei der hiesigen Beleuchtung das gleiche leistet. Das aber muß man einfach ausprobieren, zuerst bei Sonnenaufgang, dann am Mittag.
    Aber ich gehe noch weiter. Mit der Gesellschaft entwickeln sich ästhetische Betrachtungsweisen, und da hier Tag und Nacht als grundlegende Lebensbedingungen existieren, wird es auch einen entsprechenden biologischen Rhythmus geben, und folglich werden auch Abend und Morgen in der ästhetischen Betrachtungsweise eine Rolle spielen. Kurz, ich meine, was die Leute hier bei einem schönen Sonnenaufgang empfinden, wird sich nicht sehr von dem unterscheiden, was wir auf der Erde dabei fühlen - egal, wie groß die Unterschiede sonst sein mögen.“ Der Schimmer am Horizont war inzwischen heller geworden, und Hirosh unterwies nun Elber, was der mit einem Teil der Geräte anfangen sollte. Nicht lange darauf wurde ein roter Streifen über dem Horizont sichtbar, der Himmel unmittelbar darüber war hellgrau und ging zur Nachtseite in ein tintiges Grün über. Die

Weitere Kostenlose Bücher