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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Bequemlichkeit.“
    „Bequemlichkeit?“ entgegnete Kiliman, „bequem ist das ja nun gerade nicht in den Wannen, in normalisierter Schwere zu arbeiten wäre angenehmer.“
    Atacama schüttelte ganz leicht und schnell den Kopf - selbstverständlich hatte sie nicht die körperliche Bequemlichkeit gemeint, und selbstverständlich wußte Kiliman das. Seine Entgegnung war also nur ein Manöver, um Zeit zu gewinnen. Sie wollte ernsthaften Widerspruch.
    „Ich nehme an“, sagte Kiliman, „unter kurzsichtig verstehst du folgendes: Überraschungen kann es nicht nur mit der Stoßwelle geben; gerade die Basisleute betonen ständig, daß man auf diesem Planeten nie vor Überraschungen sicher ist. Es könnten also auch solche auftreten, die die Weiterarbeit überhaupt unmöglich machen. Und dann zählt jede Einheit, die schon produziert, ist. Im Vergleich damit ist die Amplitude der Stoßwelle fast als gesichert zu betrachten, so daß eine weiterblickende Vorsicht eben darin bestünde, auf Teufel komm raus zu produzieren.“
    „Du sagst genau das, was ich meine.“ Sie blickte ihn schräg an. „Aber du stimmst nicht überein damit?“
    „Nein.“
    Kiliman wußte, daß Atacama nun auf die Begründung wartete und daß sie ein Recht darauf hatte, ganz allgemein aus ihrer beider Funktion heraus und dazu noch aufgrund ihrer langjährigen Zusammenarbeit, ihrer vielen gemeinsamen Unternehmungen und auch der kurzen Zeit, in der sie noch enger verbunden gewesen waren. Er zögerte nicht deshalb, weil er fürchtete, sie zu verletzen, sondern weil er ihren Anspruch angemessen erfüllen wollte.
    „Ich möchte dich davon abhalten“, sagte er schließlich, „in die Basisgruppe hineinzuregieren. Es sind erfahrene Leute. Wir lesen ihre Worte, aber wir sind weit weg und sehen nicht mit ihren Augen, hören nicht mit ihren Ohren, fühlen nicht mit ihren Herzen. Während wir hier die Folgen jedes Entschlusses, das Raumschiff betreffend, fast vollständig überblicken, müssen sie weitestgehend unter den Bedingungen unvollständiger Informationen handeln. Du weißt selbst, welche Rolle dabei das Gespür spielen kann - und muß. Du nennst ihre Vorsicht kurzsichtig? Mag sein. Aber sie sind dort, und wir sind hier. Dort passieren alle aufregenden Dinge, und hier passiert nichts. Ich glaube, wir sollten nicht von hier aus urteilen, was kurz- und was weitsichtig ist.“
    „Und damit sind wir beim Thema, beim eigentlichen!“ rief Atacama. „Glaubst du, ich weiß nicht, daß bei dieser Expedition alles interessant ist außer unserer Arbeit hier? Und daß diese Einstellung schon bis ins Raumschiff hineinreicht? Läßt es mich etwa kalt, wieso die synodische Umlaufzeit des Planeten mit der früheren Periode des Beteigeuze übereinstimmt? Interessiert es mich denn nicht, woher die Dela-Schicht kommt, ob das Galaxisbild etwas zu bedeuten hat, was
    die niedrigere Gravitation auf dem Planeten und ihre stoßweisen
    Aufhebungen verursacht? Meinst du, ich möchte nicht gern wissen, was an dieser Verdopplung und Verdreifachung dran ist und an allen
    anderen Rätseln, die uns möglicherweise noch begegnen? Aber, mein Lieber, um auch nur eine einzige von diesen vielen Fragen schlüssig zu beantworten, müßte sich die gesamte Expedition damit befassen, ja, wir müßten überhaupt erst mal ein Programm ausarbeiten, wie man an diesen Sachverhalt herankommt, und das würde vielleicht schon länger dauern, als wir noch hier sind.
    Und ich verstehe natürlich auch, daß der eine oder andere von
    dieser oder jener interessanten Frage sich zu irgendeiner Aktion hinreißen läßt - das darf ich verstehen, aber nicht billigen. Und
    deshalb, weil es gar nicht um diese einzelne Frage geht, sondern um eine Linie, eine Kette von fortgesetzten Ausbrüchen aus unserer Forschungskonzeption - deshalb muß ich jetzt und in diesem Fall doch hineinregieren, um später Schlimmeres zu vermeiden. Denn sonst würde diese Expedition aufhören, ein wissenschaftliches Unternehmen zu sein.“
    „Das kann tausendmal richtig und dann doch auch einmal falsch sein. Vor allem gefällt mir nicht“, entgegnete Kiliman, „daß du um
    eines Prinzips willen, nämlich wegen der konzeptionellen Zielstrebigkeit, ein anderes Prinzip verletzen willst, nämlich das der Eigenverantwortung. Ich kann dich nicht daran hindern, aber ich bitte dich, das nicht zu tun.“
    „Mir gefällt auch nicht“, sagte die CE, „daß ich nicht zwanzig Raumschiffe mit Vertretern aller Wissenschaften hier habe. Aber

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