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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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und Museum? In jeglicher Zivilisation
    mußte das Individuum das grundsätzliche Wissen der Gesellschaft erst erwerben, es wurde ihm nicht angeboren, denn gerade durch die
    Prägung des allgemeinen Wissens und der Kultur auf die durch Vererbung individualisierten Gehirnstrukturen entstand die Persönlichkeit...
    Und vielleicht war nicht einmal der Gedanke der Brutpflege auszuschließen, also des biologischen Schutzes. Immerhin war die
    Umwelt beträchtlich verändert worden, man hatte eine andere Sonne zur Energiequelle als die, unter der sich die biologischen
    Grundstrukturen geprägt hatten, es mochte durchaus sein, daß die jungen Geusen Schutz brauchten vor bestimmten Anteilen der Strahlung, vor Komponenten der Luft.... vielleicht waren deshalb diese Wohnkomplexe so abgeschlossen...
    Kiliman schüttelte den Kopf. Wer weiß, wohin solche Gedanken noch führten. Die konnte man nicht im eigenen Gehirnkasten zu Ende denken. Immerhin lieferten sie Ansätze für eine spätere Computerbearbeitung. Die wurde effektiver, wenn man eine größere Menge menschlicher Assoziationen dazutat.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß er ungebührlich lange hier verweilt hatte. Plötzlich wurde ihm auch bewußt, daß ein seltsamer Ton in der Luft lag, ein sanftes Summen oder so etwas. Und dann ruckte die Leine ein paarmal.
    Als Kiliman zum Treppenhaus zurückkam, standen dort Rila und Gibralt beieinander.
    Gibralt war etwas verlegen. „Warten Sie“, sagte er und versperrte Kiliman, der sogleich die Treppe hinaufwollte, den Weg. „Warten Sie, das ist so - also vor einer Viertelstunde wurde es oben ein bißchen windig, auch ganz dunkel am Himmel, na ja, sehr stark war der Wind nicht, aber er jaulte so in den Trümmern, daß ich Rila nicht mehr gehört habe, und da bin ich die Treppe halb herunter...“
    „Wann war das?“ fragte Kiliman kurz und scharf. „Zehn Minuten vielleicht, vor zehn Minuten“, sagte Gibralt, „ich dachte, das hört wieder auf, aber jetzt, hören Sie!“
    Oben rumpelte etwas, dann krachte es, schurrte.
    Kiliman brauchte nur wenige Sekunden zum Überlegen. Anscheinend näherte sich eine Stoßwelle. Gewiß haben sie sie an die
    Fähre durchgesagt, aber niemand hat geantwortet. Jetzt spielen sie
    verrückt in der Basis. Hätte er doch den Jungen sich auch anseilen lassen. Wahrscheinlich wäre Gibralt dann nicht zu seiner Rila
    gerannt, als er sie nicht mehr verstand... Zu spät. Dem Jungen gab er keine Schuld, er selbst hätte es voraussehen müssen, wie der reagieren würde, wenn irgend etwas ihn oder seine Frau isolierte. Jetzt blieb ihnen nur eins: so tief wie möglich hinein in den Gebäudekomplex. „Seil dich auch an, und dann folgt mir!“ sagte Kiliman.
    Vienna kam zu Hirosh gelaufen. „Die Fähre antwortet nicht!“ rief sie aufgeregt schon von weitem. „Eine Stoßwelle geht nämlich auf die Stadt zu, und Ke und ich sind mit der Überwachung dran, da haben wir die Fähre gleich gerufen, aber es meldet sich keiner, Ke versucht es weiter!“
    „Ich komme“, sagte Hirosh.
    Es ist leichter, die eigene Aufregung zu unterdrücken, wenn man für andere verantwortlich ist - Hirosh machte diese Erfahrung zum erstenmal. In der Raumschiffzentrale saß Kerala und rief weiterhin die Fähre. Es hatte sich noch niemand gemeldet. Die automatische Funkverbindung stand aber, also mußten alle drei außerhalb sein.
    „Weiterrufen“, sagte er. „Und du, Vienna, setz dich an das andere Pult. Wie weit ist die Stoßwelle noch vom Stadtrand entfernt?“
    „Muß ich nach dem letzten Satellitenbild berechnen.“
    „Dann tu das, und sag mir laufend die Werte.“
    Einen Augenblick dauerte es, dann sprach Vienna immer in die Pausen hinein, die Kerala ließ. „Hallo, Fähre, meldet euch!“ - „Die Sturmfront ist zwei Kilometer entfernt.“ - „Hallo, Fähre, meldet euch! Hallo, Fähre, meldet euch!“ - „Die ersten Sturmausläufer erreichen die Stadt.“ - „Hallo, Fähre, meldet euch.“
    Hirosh schaltete sich ein. „Sag für alle Fälle, daß eine Stoßwelle kommt, auch wenn sie nicht antworten.“
    „Hallo, Fähre, meldet euch! Eine Stoßwelle kommt auf euch zu!“ - „Sturmfront noch einen Kilometer entfernt!“ - „Hallo, Fähre, meldet euch! Eine Stoßwelle kommt auf euch zu!“ - „Sturmfront nähert sich, Gravitationsschwankung noch zwei Kilometer entfernt.“ - „Hallo, Fähre...“
    „Ke, gib Vivi das Mikro, sie soll alles durchsagen!“ ordnete Hirosh an.
    Von jetzt ab sprach nur noch Vienna.

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