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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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ist nicht nur ein Privileg, Member in einem Onepercenter-Club zu sein – eine Mitgliedschaft beinhaltet immer auch Pflichten!
    Dafür wird man jedoch auch reichlich belohnt.
    Zu Zeiten der Ghostrider und selbstverständlich auch heute bei den Bandidos brauchte es keine 20 Anrufe oder SMS, um einen Kumpel zu treffen. Man fuhr ganz einfach ins Clubheim, weil man wusste, dass man dort auf seine Jungs treffen würde. Das wusste jeder und das hat immer funktioniert. Und dann ging man zusammen biken, man schraubte ein bisschen an den Kisten rum oder trank ein Bierchen zusammen, weil man im Gegensatz zu einem Fußballverein dieselben Interessen hatte.
    Drogen waren bei uns nie das große Thema. Wenn wir uns berauschen wollten, tranken wir Bier oder Schnaps – denn diesen Rausch konnten wir einigermaßen beherrschen. In den Clubheimen sah man keine sabbernden, zugedröhnten Gestalten, die nichts mehr auf die Reihe bekamen, sondern in der Regel Jungs, die einfach gut drauf waren. Wenn einer was nahm, dann war das allerhöchstens Speed, um über einen längeren Zeitraum hinweg wach und fit zu bleiben, andere Dinge kamen bei uns nicht auf den Tisch. Wir brauchten auch keine Fußballspiele, um uns zu treffen – wie es beispielsweise die Hooligans machen –, oder sonstige besondere Events, man war 24 Stunden, sieben Tage die Woche ein Rocker und Mitglied eines Clubs und als solcher eigentlich immer im Kreis seiner Brüder. Ganz gleichgültig, ob man gut oder schlecht drauf war. Wenn es einem nicht so gut ging, sprach man mit seinen Jungs. Wenn einer Geld oder ein Bett brauchte, ging er zu seinen Brüdern, und wenn einer Probleme mit anderen Typen oder den Bullen hatte, half man sich aus. Man war einfach nie alleine – wie in einer Familie.
    Und bei all dem geht und ging es immer um gegenseitigen Respekt. Respekt vor dem Kerl, dem Menschen, nicht allein Respekt vor seinen Abzeichen. Wer sich einem Onepercenter-Club anschließt, verabschiedet sich vom alten Hoheitsdenken. Eine Bundeskanzlerin, ein Profifußballer oder ein Kriminalhauptkommissar muss auf dieselbe Art und Weise kacken gehen, wie wir das tun. Alle sind auf einer Augenhöhe, und wer mir Respekt zollt, den respektiere auch ich. Und der Mensch, den ich respektiere, der hat auch anständig mit mir umzugehen. Keiner ist besser, weil er ein Präsi oder ein Sergeant ist, und keiner ist besser, weil er ein Bandido oder ein Ghostrider ist. Das Colour steht für eine Bruderschaft und eine Lebensphilosophie – aber jeder, der es trägt, muss auch ohne dieses Abzeichen etwas sein und darstellen. Alles andere funktioniert auf Dauer nicht.
    Gib einem Menschen ein Abzeichen, eine Uniform oder einen Titel, und du wirst sofort erkennen, wer ein Arschloch ist und wer nicht. Wer schon immer ein kleiner Pisser war, wird es auch in der Uniform bleiben – oder mit dem Colour auf dem Rücken. Genau an diesem Punkt trennt sich bei uns und in der gesamten Gesellschaft der Spreu vom Weizen.
    Meinen Freund Peter sehe ich heute noch jeden verdammten Tag. Wir gehen zusammen zur Arbeit, teilen uns ein Büro, fahren zusammen zum Club, gehen gemeinsam mit unseren Familien in die Ferien oder fahren zu Treffen weltweit. Und wenn wir uns aufgrund äußerer Umstände mal nicht sehen, dann wird telefoniert. Allerdings nicht so, wie es die Frauen tun – das müsste klar sein. Wir bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand und wissen, dass es dem anderen gut geht. Und darauf, auf diese Freundschaft, bin ich mehr stolz als auf irgendetwas anderes auf dieser Welt. Und dieses Gefühl tut nicht nur als 20- oder 25-Jähriger gut – es ist auch noch mit knapp 50 Jahren eine richtig geile Sache!
    Ich war bei den Ghostrider zunächst Hangman, später Vize und ab 1992 dann Deutschlandpräsi – Peter war zu jener Zeit Präsident des Chapter Gelsenkirchen. Der Club wuchs in diesen Jahren beständig an und Peter und ich waren eigentlich die ganze Zeit nur noch unterwegs, um neue Chapter in ihrer Vorbereitungszeit zu begleiten. In der Regel lief das so ab, dass man einen Club XY aus irgendeiner Stadt auf einer Party kennengelernt hatte, die Jungs cool fand und dann die Wochenenden zusammen verbrachte. Na ja, und irgendwann kamen die dann zu dem Schluss, dass sie Ghostrider werden wollten – wie beispielsweise die Devil Flames aus Dortmund. Die kannten dann wiederum eine lustige Truppe aus Essen, die auch zu den Ghostridern stieß, und so wurde der Club von Jahr zu Jahr immer größer. Am Ende wechselten

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