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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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»Ruhe vor dem Sturm«.
    Und dann, plötzlich, ging in dem ganzen Laden auf einen Schlag das Licht aus. Ein Stromausfall, der unpassender nicht hätte sein können. Alles war ganz ruhig und wartete gebannt auf das, was hätte kommen können. Und dann – ich werde es nie vergessen – hörte man in allen Ecken das Klicken von Handfeuerwaffen, die durchgeladen wurden, und das Schnappen von Messern. Keiner machte auch nur einen Mucks – und dann war der Strom mit einem Mal wieder da. Die Rocker blinzelten verwundert ins blendende Licht, steckten ihre Waffen wieder zurück und drehten sich weg. Wie durch ein Wunder war dieser Abend am Ende doch noch ruhig geblieben …

Der Puff
von Peter M.
    Die Buckelei als Dachdecker in der Firma unseres Bruders Paul konnte man nun nicht gerade als Traumjob bezeichnen, und so kam der Anruf von einem Kumpel aus Frankfurt am Main gerade richtig. Der Typ war Boxer und betrieb für einen Bordellbesitzer als Wirtschafter einen Puff in der Mainmetropole. Der Kollege erklärte, dass sein Boss auch einen Schuppen in Halle an der Saale habe und dass das Gewerbe in den neuen Bundesländern nach der Wende gerade richtig gut laufen würde. Sein Chef suche noch Wirtschafter für den Laden – was wir denn von der ganzen Sache halten würden?
    Wir hielten viel davon! Les und ich hatten zwar keinerlei Erfahrung damit, wie man einen Puff betreibt, aber schlimmer als unsere Kneipe in Gelsenkirchen konnte es auch nicht sein und auf jeden Fall besser, als auf blöden Dächern herumzuklettern. Auch die Arbeitszeiten waren auf den ersten Blick gar nicht so übel: sieben Tage lang 24 Stunden Schicht, dann kam die Ablösung und wir hatten eine Woche frei. Die angekündigte Bezahlung stimmte auch, also fuhren Les und ich direkt nach Frankfurt, um uns bei dem Oberboss persönlich vorzustellen.
    Nun, die Sache wäre dann fast bei der Begrüßung schon gescheitert, weil Les den Bordellbesitzer bereits kannte. Also insofern, als er in der Vergangenheit schon einmal Ärger mit dem Typen auf einer Party bekommen hatte, aber offenbar war bei diesem Job die Not ziemlich groß, denn kaum einer schien so richtig Lust darauf zu haben, einen Puff im Osten der Republik zu bewirtschaften. Uns beiden war das in diesem Moment völlig egal, da wir einigermaßen ungebunden waren – und mal wieder zu zweit auf Schicht gehen konnten.
    Die Sache war natürlich schon ein wenig heikel, denn auch wir beide konnten dort drüben – wenn es denn einmal Probleme gab – nicht einfach unsere Kumpels anrufen und um Unterstützung bitten. Und das bei einem Job, von dem wir keine Ahnung hatten, und in einer Branche, die wie kaum eine andere die schrägsten Gestalten einer jeden Gesellschaft wie magisch anzog. Uns war also klar, dass wir bei dieser Unternehmung ganz auf uns alleine gestellt waren – ohne einen großen Motorradclub im Rücken. Aber auf der anderen Seite: Was hätte uns beiden Musketieren denn schon passieren können? So viel gesundes Selbstvertrauen musste schon sein, als wir uns mit unseren Hunden zusammen in den wilden Osten aufmachten. Das, worauf wir zu Hause in Gelsenkirchen bauen konnten, der Name, den wir uns auf der Straße gemacht hatten, all das zählte in Halle zunächst einmal gar nichts.
    Das Bordell war in einem ehemaligen Hotel untergebracht. Draußen gab es einen Hof – den sogenannten Kontakthof –, und in dem Gebäudekomplex gab es auch noch eine Kneipe, in der Freier und Huren gleichermaßen verkehrten. Wir beide hatten im Erdgeschoss unser Büro, wohnen durften wir in Hotelzimmern. Unsere Aufgabe war klar umrissen: Wir mussten von den Frauen, die in dem Haus anschafften, die Zimmermieten kassieren und im Ernstfall für den Schutz dieser Damen sorgen. Die hatten in ihren Zimmern so eine Art Alarmknopf, und wann immer es zu Unstimmigkeiten kam – die sich in der Regel immer um Geldfragen drehten –, wurden wir gerufen. Und bei diesen Einsätzen galt eine feste Regel: Die Frauen hatten immer recht!
    Einmal war ein Freier gerade im Begriff, eine Prostituierte zu verprügeln, als Les in das Zimmer trat. Er riss den Idioten von der Frau weg und zog dem Typen die große Maglite-Taschenlampe über die Rübe. Daraufhin schrie der Freier »Po! Po! Po!«
    Les war völlig konsterniert: »Was willst du, du Paselacke? Die Polizei? Hast du sie noch alle?«
    Der Typ wedelte mit seinen Händen: »Nein, nein! Nix Polizei – Poliklinik!«
    Poliklinik, klar. Ein kostenloser Krankentransport gehörte in den Augen

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