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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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dieser Dumpfbacken wohl auch noch zum Service mit dazu.
    Ein anderes Mal hatte es draußen auf dem Hof Stress zwischen zwei Freiern gegeben. Ich weiß nicht, ob die sich einfach nicht leiden konnten oder wegen einer Hure aneinandergeraten waren, aber es war klar, dass Les und ich als Wirtschafter die Sache richten mussten. Wir konnten den Streit von unserem Bürofenster aus sehen, also bin ich schön brav über den Flur nach draußen, um die beiden Witzbolde zur Vernunft zu bringen. Und wie so oft in solchen Situationen waren sich die beiden Streitköppe mit einem Mal einig, dass ich der Blöde in dieser lustigen Runde sein könnte, und schickten sich an, auf mich loszugehen.
    Das wiederum hatte Les vom Fenster aus gesehen und war wohl zu dem Schluss gekommen, seinem Freund und Bruder Peter helfen zu müssen. Nun war das Fensterbrett zu unserem Büro gut 2 bis 2 Meter 50 hoch, sodass wir unten vor dem Fenster einen Campingstuhl aus Plastik stehen hatten. Auf den konnte man sich stellen, um sich dann mit den Armen auf dem Fensterbrett abzustützen, wenn man mit dem anderen im Büro eine Runde quatschen wollte.
    Und diesen Stuhl muss unser Les vergessen haben, als er ohne Rücksicht auf Verluste, selbstlos, mutig und in bester Chuck-Norris-Manier aus dem Fenster sprang, um dem armen Peter zu helfen. Er landete natürlich auf dem Stuhl, krachte mit den Füßen durch und hing in dem Gestell wie in einer Wildschweinfalle.
    Na ja, ich musste die beiden Typen auf dem Hof alleine gerade ziehen. Dann befreite ich meinen Kumpel aus dem Gartenstuhl und dann kippte ich mit einem Lachkrampf um.
    Nun, das waren die unstrittigen und zum Teil auch heiteren Fälle. Wir fanden aber im Laufe der Wochen und Monate heraus, dass die Frauen bei genauerer Betrachtung doch nicht immer recht hatten. Aber diese Erkenntnis durfte an dem ungeschriebenen Puffgesetz natürlich nichts ändern. Es kam beispielsweise häufig vor, dass sich in den Zimmern auf dem Klo mitunter eine zweite Frau versteckt hielt und dem Freier, wenn er sich in größter Ekstase gerade auf dem Bett wälzte, die Geldbörse zupfte. Weg waren sie, die Scheinchen und Karten, und wenn der Kunde – wieder zur Besinnung gekommen – den Diebstahl bemerkte, gab es natürlich immer Zoff. Unsere Aufgabe war es dann, die aufgebrachten Herren wieder zur Vernunft zu bringen. Das funktionierte selbstverständlich weniger über den Austausch gehaltvoller Argumente als mit der Erteilung einer ordentlichen Maulschelle. Mehr aber auch nicht. Die Typen wurden nicht zusammengedroschen, sondern bekamen lediglich eine Kleine gewischt und dann waren die Konflikte meistens aus der Welt.
    Unangenehm wurde es immer nur, wenn ganze Cliquen von besoffenen Jungs auf dem Hof auftauchten. Typen, Kegelbrüder, Fußballer oder irgendwelche Montagearbeiter, die gut vorgeglüht hatten und dann meinten, sie müssten noch ins Bordell gehen. Wenn man diese Kandidaten auf dem Hof gesehen hatte, zog man schon mal die Schuhe an und wartete nur darauf, bis das erste Telefon klingelte. Und in solchen Fällen ist man dann meistens auch zu zweit rauf – nur damit diese Ärsche vorab schon wussten, wie der Abend ausgehen würde.
    Wenn es so war, wussten wir natürlich, dass die Männer im Recht waren, aber wir hatten den Auftrag, einen Betrieb zu bewirtschaften. Und das ging natürlich nur, solange die Mädels bei Laune waren und sich nicht im Verhörzimmer einer ostdeutschen Polizeistube wiederfanden. Das wussten viele der Mädels, die dort anschafften, und nutzten diesen Vorteil schamlos aus. Sie wussten überdies auch, dass kaum ein Freier zur Polizei gehen würde, um einen Diebstahl anzuzeigen. Und so lief diese Geschichte eben immer weiter – und wir hatten immer was zu tun. Dreieinhalb Jahre lang.
    Der Lohn dieser Arbeit war nicht übel. In zwei Wochen Halle konnten wir so viel Kohle machen, wie wir in vier Wochen auf dem Dach verdient hätten. Keine schlechte Rechnung, zumal ja auch noch die eine oder andere Nebeneinkunft hinzukam. Zum einen – da muss man sich nichts vormachen – standen natürlich Tür und Tor offen, um den Puffbesitzer in Frankfurt zu bescheißen. Es lag allein an den Wirtschaftern, ihm die genaue Auslastung seines Schuppens mitzuteilen. Wenn beispielsweise in dem Laden 30 Zimmer belegt waren, aber nur 28 aufgeschrieben wurden, gingen 200 Mark pro Tag direkt an die Wirtschafter – da konnte der feine Herr Unternehmer nicht viel dagegen tun. Das war es dann auch, was einer unserer

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