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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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blöde Situation, weil unser Chef in unseren Augen bis dahin eigentlich ganz reell war. Er hatte uns sogar einmal zu dem Box-WM-Kampf Axel Schulz gegen Francois Botha eingeladen. Sündhaft teure VIP-Karten, wir saßen sogar neben Ministerpräsident Manfred Stolpe. Aber in diesem Fall – nach der Anzinkerei durch den Kölner Wirtschafter – sah er sich verständlicherweise gezwungen, etwas gegen uns zu unternehmen.
    Und so sind dann wir hoch auf unsere Zimmer, haben unsere Sachen zusammengepackt und wollten gehen. Auf dem Hof fiel mir ein, dass ich noch den Schlüsselbund von dem Laden hatte. Ich drehte mich also um und warf die Schlüssel hoch auf das Fensterbrett zu unserem Büro. Das Fenster lag ein bisschen höher, vielleicht zweieinhalb Meter, und der Schlüsselbund rutschte wieder herunter. Unser Exchef reckte seine rote Birne aus dem Fenster und schrie:
    »Heb auf!«
    Da drehte sich Peter um: »Leck mich am Arsch!«
    Das konnte sich unser Freund, dieser Großunternehmer, von zwei kleinen Wirtschaftern natürlich nicht gefallen lassen, und so setzte er uns bis zum Auto nach. Peter warnte ihn noch, es besser zu lassen, aber der Mann war offenbar übermütig geworden und in Rage. Und dann machte er den berühmten Schritt zu viel auf mich zu und …
    …dann lag er auch schon in der Gosse. Unser Exchef meinte leider, er müsse es wissen, und bekam so richtig die Batterie eingepölt. Im Auto schaute ich Peter nur an: »Weißt du was? Jetzt stehen wir wieder am Anfang – ohne Job und ohne Geld! Scheiß drauf, wir sind keine Arschkriecher!«
    Wir waren kaum zurück in Gelsenkirchen, als wir schon über Dritte erfuhren, dass der Herr Puffbesitzer angeblich 20.000 Mark auf uns ausgesetzt hatte, denn diese Schmach, die sich schnell herumgesprochen hatte, konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Das Kopfgeld hatte er bei den »Bones« ausgesetzt, mit denen er wohl ganz gut konnte. Was er jedoch nicht wusste: Auch wir hatten zu der Zeit einen recht guten Draht zu den Bones, und so ließen wir ihm über dieselben Kanäle ausrichten, dass er fallen würde, wenn einem von uns etwas passieren sollte. Und danach war erst einmal Ruhe.
    Dann stand das jährlich stattfindende Luden-Fußballturnier an, an dem auch unsere Rotlichtgröße aus Frankfurt mit seinem Team regelmäßig teilgenommen hatte. Ich meinte zu Peter, dass wir da einfach mal hinfahren sollten – und zwar allein, ohne unsere Ghostrider-Truppe. Wir wollten mal sehen, wie ernst es unser Exchef mit dem Kopfgeld nahm. Also sind wir da hin. Und was passierte?
    Nichts! Die Frankfurter waren zwar da – aber er nicht. Das sprach sich natürlich rum wie ein Lauffeuer, und von diesem Moment an wusste jeder, was er von uns, aber auch dem Frankfurter Bordellbesitzer zu halten hatte. Kurz darauf bekamen wir dann das Angebot für einen Puffjob in Hamburg. Als Wirtschafter hatten wir uns wohl doch keinen so schlechten Namen gemacht. Der Laden in Hamburg gehörte einem gewissen Frank H. … Aber irgendwie kam es dann nie zu einem Treffen. Unsere Bordellkarriere war zu Ende – und wir hatten auch keinen Bock mehr.
    Wie das Leben dann so spielt, wurde einer unserer Nachfolger in Halle/Saale nur zwei Wochen später von einem wild gewordenen Freier abgestochen. Das sind dann die Momente im Leben, in denen man an die Macht des Schicksals glaubt. Oder auch einfach nur, dass man mal wieder Schwein hatte.

Die zwei Brüder
von Peter M.
    Hatten die Erfahrungen, die wir 1990 gemacht haben, aus uns nun andere Menschen gemacht? Auf der einen Seite natürlich nicht, ansonsten würden wir heute auch nicht hier sitzen und ein Buch schreiben! Auf der anderen Seite hatte der Knast unser Leben doch nachhaltig verändert, weil Les und ich derart zusammengewachsen sind, dass bis zum heutigen Tag kein Blatt Papier zwischen uns beide passt. Hinzu kam die Abkehr von unserer bürgerlichen Existenz, zumindest so, wie wir diese bis dahin kannten. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich nicht weiß, ob ich ohne die Zeit in der Untersuchungshaft nicht heute noch an der Fördermaschine arbeiten würde. Vor der Geschichte in Ulm war dieses Leben ganz gut mit meinem Rockerdasein zu vereinbaren. Man hatte sein regelmäßiges Einkommen, und das war nicht einmal übel, und wenn nötig, hat man sich einen Krankenschein geholt und blieb für ein paar Tage zu Hause – oder wo auch immer.
    Mir fällt in Gesprächen mit vermeintlich »normalen« Menschen immer wieder auf, dass diese sich

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