Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
kreuz und quer und man wusste eigentlich gar nicht, was mehr wehtat: der Kopf, der Rücken oder die Beine. Meinem Kumpel hatten sie die Hand mit einem Messer aufgeschnitten und auch sonst sah der Junge nicht besonders gut aus. Und was hat man dann gemacht?
Die Stühle wieder aufgestellt, den Boden notdürftig von den Blutlachen gereinigt, ein wenig die Wunden geleckt und weiter ging das Geschäft.
Gut 20 Jahre später war ich dann bei einem Richtfest eingeladen. Und da stand dann so ein Typ, der mir irgendwie bekannt vorkam …
»Bist du nicht der Mensinger?«
»Wer will das wissen?«
»Der, der dich damals mit dem Hocker aus der Eckkneipe gewämst hat!«
»War eine gute Schlägerei damals, kann man nicht meckern!«
»Deinen rechten Wumms habe ich nie vergessen. Und auch nicht, wie du mich über den Tresen gezogen hast.«
»Ihr habt euch gut geschlagen! Bierchen?«
»Klar!«
Das war das Wiedersehen mit einem der Mensinger-Brüder. Und ich denke, es sagt einiges darüber aus, wie man die Schlägereien damals zu bewerten hatte. So merkwürdig es auch klingen mag, aber es war häufig noch nicht einmal etwas Persönliches.
Das Schutzgeld
von Les H.
Peter, unser Partner Eberhard – der dritte Wirtschafter aus dem Puff in Halle – und ich waren nicht gerade die geborenen Gastronomen. Kann man nicht sagen, wirklich nicht. Die Sache mit der Kneipe lief zwar einigermaßen, aber letztlich waren wir beide nicht die Typen, die gerne hinter der Theke standen, um irgendwelche besoffenen Vollpfosten zu bedienen. Das war ja nun kein feines Weinlokal, das wir da eine ganze Zeit lang betrieben, sondern eine standardmäßig schlichte Kneipe für den kleinen Mann nach seiner Schicht. Oder auch während der Schicht … Eigentlich war der »Traber« sogar ein Restaurant, denn es gab Frikadellen. Mit Senf!
Und da hatte man natürlich auch seine Kandidaten, die ständig nur anschreiben ließen. Das war schon in Ordnung, wenn man die Experten einigermaßen kannte und ab und an mal wieder der eine oder andere Deckel bezahlt wurde. Richtig ernst wurde die Lage erst, als uns in einem Zeitraum von zwei oder drei Monaten gleich vier dieser Stammgäste wegstarben. Die Leber, der Magen, die Pumpe, das Alter oder alles zusammen – was auch immer die Gründe gewesen sein mögen, aber uns fehlten mal eben um die 6000 Mark in der Kasse, die man auch nur schlecht bei den Trauerfamilien einklagen konnte. Da schaute man dann schon mal blöd aus der Wäsche, wenn auf einen Schlag Beträge dieser Größenordnung den Bach hinuntergehen.
Ein anderes Mal kamen Peter und ich in den Laden und unsere Kellnerin beklagte sich, dass da zwei Patienten den ganzen Abend ohne Unterlass saufen würden und nun zugegeben hätten, kein Geld dabeizuhaben. Und da stand man dann wieder da und überlegte, was man unternehmen könnte. Den Arsch versohlen und vor die Tür setzen? Auch das war irgendwann langweilig geworden, also bin ich zu den zwei Vollpfosten hingegangen und habe mich mit ihnen unterhalten:
»Hose runter und ausziehen! Schuhe auch ausziehen!«
Die beiden Typen starrten mich völlig entgeistert an, als ich Hosen und Schuhe begutachtete. Ich wandte mich an die Kellnerin:
»Wie viel ist auf dem Deckel?«
»56 Mark!«
»Okay, Hose und Schuhe macht zusammen ca. 60, also machst du den beiden Experten noch ein Bier fertig und dann stimmt die Rechnung!«
Die Typen dachten wohl noch immer, dass ich sie verarschen wollte, tranken ihre Biere aus und baten mich um Hosen und Schuhe. Ein paar Tage später war eine kleine Meldung in der Zeitung zu lesen, dass an jenem Abend zwei »Flitzer« in Gelsenkirchen von der Polizei aufgegriffen worden waren. Und genau dieser Spaß war mir dann doch ein paar Mark wert.
Lustig ist es auch geworden, als an einem besonders erfreulichen Tag drei Russen in unseren Schuppen kamen und Schutzgeld von uns verlangten. So blöde wie diese Jungs konnte man eigentlich gar nicht sein, aber es mag den Sprachdefiziten und einer mangelhaften Vorabrecherche geschuldet sein, dass diese Vögel tatsächlich in unseren Laden kamen. Frischfleisch auf dem silbernen Tablett, anders konnte man dieses verlockende Angebot gar nicht beschreiben, zumal auch noch ein weiterer Bruder von den Ghostrider’s an diesem Tag bei uns am Tresen stand.
Der stand erst einmal gemütlich auf, zog die Tür zu und drehte den Schlüssel. Geschlossene Gesellschaft gewissermaßen. Und dann gab es gepflegt eins auf die Mütze.
Die beiden Kameraden wurden
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