Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
und Bodenbelägen. Natürlich konnte man die ermittelnden Behörden für diese Schäden haftbar machen und bekam sein Geld in der Regel irgendwann auch überwiesen, am Ende brachten all diese Aktionen jedoch nur Ärger, Umstände und viel Arbeit.
Natürlich gab es in den eigenen Reihen auch kritische Stimmen gegen ein Friedensabkommen mit Rot-Weiß. Da wurde dann auch angeführt, dass man es den im Gefängnis inhaftierten Brüdern nicht antun könne, sich mit dem Gegner zu verbrüdern. Dem lag natürlich ein großes Missverständnis zugrunde: Das Friedensabkommen von Hannover war keine Verbrüderung! Es beinhaltete eben gerade nicht, dass Bandidos und Angler fortan Brüder seien und alle zusammen nun einer großen Familie angehören würden.
Es war ein Abkommen, das ein paar wichtige Punkte im täglichen Umgang miteinander regelte – nicht mehr und auch nicht weniger. Die Angler wurden nicht unsere Brüder, aber man nutzte fortan auch nicht mehr jede Gelegenheit, einen von ihnen oder auch mehrere auseinanderzunehmen. Und was unsere Brüder hinter Gittern anging: Wir haben in all den Jahren beispielsweise Heino und Adi regelmäßig besucht. Aus Gesprächen mit ihnen weiß ich, dass es nicht in ihrem Interesse ist, wenn noch mehr Blut fließt und noch mehr Menschen ihr Leben verlieren – ob nun im Gefängnis oder mit einer Kugel im Kopf auf der Straße …
Auf alle Fälle darf man sagen, dass wir es damals mit dem Friedensabkommen ehrlich meinten – wie es in den Köpfen der verantwortlichen 81er ausgesehen hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Wenn ich heute zurückblicke, endete das Friedensabkommen zwischen dem Bandidos MC und Rot-Weiß im April 2011 in einem Einkaufszentrum in Berlin-Tegel. Dort trafen Schrecki und zwei unserer Jungs unvermittelt auf vier Angler, die der Meinung waren, sie müssten alte Konflikte und Meinungsverschiedenheiten wiederaufleben lassen. Schrecki reagierte äußerst besonnen und erinnerte die Herren, die ihnen gegenüberstanden, höflich an das Friedensabkommen des Vorjahres, aber davon wollten diese vier Angler nichts wissen. »Es gibt keinen Frieden!«, erklärten sie und gingen auf unsere Jungs los. Einer von den Anglern hatte auch ein Messer gezogen, als die Polizei dazwischenging und die sieben Männer unverzüglich festnahm.
Der Vorfall sprach sich natürlich herum wie ein Lauffeuer und auch die Medien griffen dieses Thema gerne wieder auf, hatten viele doch ohnehin Zweifel an der Haltbarkeit dieses sogenannten Rockerfriedens gehabt. Als uns die Nachricht aus Berlin-Tegel erreichte, war eigentlich klar, wie man mit dieser Sache umzugehen hatte: Wer sich gegen die Vereinbarung stellte, hatte in dem Club nichts mehr verloren. Wir hatten das in der Vergangenheit auf der Führungsebene bereits durchgesprochen, da bei derart vielen hitzigen Gemütern natürlich schon die Gefahr bestand, dass einem Einzelnen mal eine Sicherung durchbrannte. Ich hatte bis zu einem gewissen Grad sogar Verständnis dafür, nur war es in unserem Club völlig klar, dass so einer dann auch gehen müsste – ob er nun gute Gründe für sein Verhalten hatte oder nicht.
Unsere Jungs hatten sich in Berlin einwandfrei verhalten. Sie hatten versucht, die Sache zu beruhigen, und an das Friedensabkommen von Hannover erinnert – bevor sie sich schließlich zur Wehr setzen mussten. Die Gegenseite war der Aggressor und es war nun auch an der Gegenseite, ihren Mitgliedern in einem unmissverständlichen Akt klarzumachen, dass ein solches Verhalten nicht geduldet werden konnte. Und was passierte? Nichts! Vielleicht hatten die Angler kurz mit dem Zeigefinger gewedelt und »Dududu!« gesagt – das wissen wir nicht. Konsequenzen jedoch gab es keine! Keiner dieser Vögel musste den Club verlassen, obwohl sie dafür Verantwortung trugen, dass das Friedensabkommen von Hannover gebrochen worden war.
Keine Antwort ist manchmal auch eine Antwort, heißt es im Sprachgebrauch, und genau so musste man die Geschichte in Berlin und die ausgebliebenen Konsequenzen dann auch deuten. Hätten den 81ern der Friedensvertrag etwas bedeutet, dann hätten sie die Jungs aus Berlin zur Verantwortung ziehen müssen – da gibt es überhaupt keinen Interpretationsspielraum. Vielleicht wollten sie es ja – geschafft haben sie es jedenfalls nicht.
Nur, das war ja noch nicht alles. Wir hatten einen ehemaligen Angler in unseren Reihen – Roger –, der als 81er einmal fast totgeschlagen worden war und dennoch irgendwann zu den Bandidos
Weitere Kostenlose Bücher