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Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition)

Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Vanier , Philippe Pozzo di Borgo , de Laurent Cherisey
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Einfachheit. Zusammen mit Menschen, die nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma in Lebensgemeinschaften mit Nichtbehinderten einen Neuanfang machen, nehme ich mir die Zeit, das Leben und meine Mitmenschen auf eine andere Weise wahrzunehmen. Diese Menschen holen uns ins echte Leben zurück.
     
    Wir alle sind in der Lage, uns auf eine Beziehung zum Anderen einzulassen, wenn wir unsere Ängste überwinden, und so eine Gesellschaft der Zuversicht aufzubauen.
     
    Wir müssen uns dringend wieder engagieren, zum Beispiel, indem wir auf lokaler Ebene aktiv werden. Wenn jemand unsere Unterstützung braucht, dürfen wir ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Bei unserem Engagement kann es sich um eine finanzielle Zuwendung in Form von Spenden handeln, es kann sich aber auch ganz einfach darin äußern, dass wir einem Nachbarn aus dem Haus oder aus unserem Viertel eine helfende Hand reichen. Überlassen wir es nicht dem Staat, zu entscheiden, wie mit der Behinderung umgegangen wird, als würde es uns nicht betreffen. Bleiben wir am Boden: Treten wir Vereinen bei oder gründen diese – freundschaftliche, durch gemeinsame Ziele verbundene Gruppen. Mit unserem Beitrag sollten wir jedoch weder auf Profit aus sein noch darauf, Aufsehen zu erregen.
    Es geht darum, zusammenzuleben.
    Mutter Teresa verwendete das schöne Bild des unendlich großen Ozeans, der aus unzähligen Wassertropfen besteht, um daran zu erinnern, dass auch die kleinste Tat zu einer Gesellschaft beiträgt, in der wir wieder Erfüllung finden. 28 Im tiefsten Herzen wissen wir, dass wir unsere Gesellschaft dringend aus ihrer verfahrenen Lage retten müssen, damit wir wieder Hoffnung schöpfen können und unsere Verschiedenheit akzeptieren lernen. Haben sich nicht genau deswegen so viele von uns einen Film angesehen, in dem aus dem Leid zweier Menschen, die sich zusammentun, neue Lebensfreude entsteht?
    Dieses Gespann, das sich auf eine innige, komische und warmherzige Beziehung einlässt, illustriert die laut dem Dichter und Philosophen Rabindranath Tagore »wichtigste Lehre, die der Mensch aus seinem Leben lernen kann … nicht die, daß es überhaupt Schmerz in dieser Welt gibt, sondern daß es in seiner Hand liegt, ihn zum Guten zu wenden, daß es für ihn möglich ist, ihn in Freude zu verwandeln«. 29
    Diese Lehre ist universell, wie der Erfolg von Ziemlich beste Freunde beweist. Nicht nur in Frankreich hat der Film mit über 19 Millionen Zuschauern alle Besucherrekorde gebrochen, auch im übrigen Europa führte die Sozialkomödie die Rangliste nichtenglischsprachiger Filme lange an.
     
    Falls Sie Angst haben, zu unbedeutend, zu allein, zu schwach, zu inkompetent, zu mutlos, kurz, zu »behindert« zu sein, um etwas zu unternehmen, könnten die Worte aus einem der Werke der amerikanischen Autorin Marianne Williamson eine wunderbare Antwort auf Ihre Befürchtungen geben.
     
Unsere tiefste Angst ist nicht die, dass wir unzulänglich sind. Unsere tiefste Angst ist die, dass wir über die Maßen machtvoll sind. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns am meisten erschreckt. Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant, großartig, talentiert, fabelhaft sein sollte? Aber wer sind Sie denn, dass Sie es nicht sein sollten? Sie sind ein Kind Gottes. Wenn Sie sich klein machen, dient das der Welt nicht. Es hat nichts von Erleuchtung an sich, wenn Sie sich so schrumpfen lassen, dass andere Leute sich nicht mehr durch Sie verunsichert fühlen. Wir sollen alle so leuchten wie die Kinder. Wir sind dazu geboren, die Herrlichkeit Gottes in uns zu manifestieren. Sie existiert in allen von uns, nicht nur in ein paar Menschen. Und wenn wir unser eigenes Licht leuchten lassen, erlauben wir auch unbewusst anderen Menschen, das Gleiche zu tun. Und wenn wir von unserer eigenen Furcht befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch auch die anderen. 30
     
    In der Welt der Behinderung kann man sich nicht nur beruflich oder ehrenamtlich engagieren, sondern auch im Rahmen des freiwilligen sozialen Jahrs (FSJ). In Deutschland und Österreich etwa können Jugendliche und junge Erwachsene, die die Schulpflicht erfüllt und das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, während des FSJ soziale Aufgaben übernehmen. 31
    Die Arche und Simon de Cyrène nehmen regelmäßig Freiwillige auf. Sie spielen eine wichtige Rolle in den Hausgemeinschaften und nehmen an allen individuellen und kollektiven Aktivitäten teil, die den Tagesablauf der

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