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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Absatz herum. »Was sagst du da?«
    »Der Alte, Sarus, hat gesagt, daß kein Dienstbote Ihnen seine Nachrichten überbringen darf, sonst wird er entlassen. Der Befehl, sagt er, kommt vom König.«
    »Ein ... sehr gründlicher Mann, König Rolf.«
    »Das ist er, Mademoiselle. Ich, ich glaube nicht, daß der Prinz Sie in Verlegenheit bringen würde und daß er jemand anderen schickt als seinen Kammerdiener, aber der Befehl wurde genauso gegeben, wie ich es gesagt habe.«
    Zorn über die Einmischung und Erleichterung darüber, daß ihr die endgültige Zurückweisung erspart blieb, rangen in Mara. Zugleich verspürte sie eine eigenartige und äußerst widerwillige Dankbarkeit. Welche Gründe das Verbot jeder Intimität zwischen Roderic und ihr auch haben mochte, auf jeden Fall würde es sie davon abhalten, in die Rolle der ständigen Geliebten zu schlüpfen, in die, so hatte sie befürchtet, ihre Leidenschaften sie drängen könnten.
    Und dennoch - in den einsamen Nächten, die folgten, wenn sie allein in ihrem Bett lag, das Feuer niedergebrannt war und die Kälte ins Schlafzimmer kroch, wußte sie nicht, ob sie wirklich dankbar sein sollte.
    Gegen Mitte Februar wurde das Wetter wieder wärmer, fast samtig. Ein paar Tage nach dem Wetterwechsel erwähnte Grandmere Helene beim Frühstück, daß Mara Versailles noch nicht die gesehen habe. Augenblicklich organisierten Roderic und die Truppe, die keine Gelegenheit für eine Abwechslung verstreichen ließen, eine Exkursion zu dem berühmten Schloß vor den Toren von Paris. Das Bauwerk, einst die großartigste, meistkopierte Königsresidenz in der zivilisierten Welt, war während der Revolution geplündert und verwüstet worden. Zu Anfang seiner Regierungszeit hatte Louis Philippe mit der Restauration des Schlosses und seiner Gärten begonnen und dort ein Museum zum höchsten Ruhme Frankreichs einrichten lassen. Viele der unersetzlichen Antiquitäten und Kunstwerke waren zurückgekehrt. Viel Arbeit war bereits getan, und das Schloß war inzwischen durchaus sehenswert.
    Sie planten, einen Tagesausflug zu machen. Die Kutsche mit Angeline und Helene, gefolgt von der mit Juliana und Mara, war schon früh auf der Straße. Es waren etwa zwölf Meilen nach Versailles, und Eile war geboten, wenn sie alles sehen wollten. Man hatte beschlossen, in zwei Kutschen zu fahren, damit die weiten Kleider der Damen nicht verknittert wurden und um den verschiedenen Generationen Möglichkeit zur freien Aussprache zu geben.
    Sie fuhren durch die Stadt zum Place de la Concorde und dann die Champs-Elysees hinunter, am Triumphbogen vorbei. Sie verließen Paris durch die alte Porte Dauphin und rollten dann durch den Bois de Boulogne mit seinen Kastanien, Akazien und Platanen, die nach der Besetzung 1815 anstelle der ursprünglichen, von Engländern und Russen gefällten Eichen gepflanzt worden waren. Sie passierten St. Cloud und kamen schließlich zu dem weitläufigen Gebäudekomplex, der schlicht als Versailles bekannt war.
    Für Mara, die mit der jungen, unkomplizierten Geschichte Amerikas aufgewachsen war, war es ein faszinierender Gedanke, daß die Könige und Königinnen Frankreichs, ihre Verwandten, Berater, Geliebten und Liebhaber, der Adel und Kleinadel zweihundertfünfzig Jahre auf derselben Straße wie sie zwischen Paris und Versailles hin und her gereist waren, ln diesem großartigen Bau aus goldfarbenem Sandstein waren die Männer und Frauen, die dieses Land regiert hatten, geboren worden, hier hatten sie gelebt, hier waren sie gestorben. Hier hatten sie Wonne und Schmerz, Freud und Leid, Leidenschaft und Liebesleid erlebt; Erbauung durch Kunst, Drama und Musik; und die Seufzer des ennui. Hier hatte der Sonnenkönig Ludwig XIV. in solcher Pracht Hof gehalten, daß die ganze Welt in Ehrfurcht verharrte; und hier waren eineinhalb Jahrhunderte später die Sansculotten hereingeströmt, um Ludwig XVI. und Marie Antoinette gefangenzunehmen und um die königlichen Prinzessinnen in ihren Gemächern zu belästigen.
    Verzierungen über Verzierungen - alles war ausgeschmückt: Es gab enorme Deckenfresken mit überlebensgroßen Figuren; beschnitzte und vergoldete Säulen, Simse, Türfüllungen und Tür- und Fensterrahmen, kompliziert gemusterte Marmorböden, Wandpaneele und Marmortreppen in geädertem Grün, Kupfer, Rosa, Weiß, Grau, Schwarz und Goldgelb. Es gab gewölbte und kassettierte und spiegelgewölbte Decken, an den Wänden hingen Damast, Brokat, Samt und Seide, mit verschiedenen Farben und

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