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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sein, damit die Legitimität ihres Nachwuchses nicht angezweifelt werden kann, und klug, sobald es um ihre Ansprüche gegenüber dem Kronschatz geht.«
    »Unfug«, erklärte Angeline brüsk. »Wenn sie gesunden Menschenverstand und eine eiserne Gesundheit besitzt, braucht sie nichts weiter.«
    »Nicht einmal die Zuneigung des Königs?« murmelte ihr Sohn, den Blick fest auf Maras Gesicht gerichtet, die zu der monochromatischen Decke mit den goldüberzogenen Schleifen und Vertiefungen und geschnitzten Waffen und Cherubim aufblickte.
    »Das hilft jedenfalls bei der Erbenproduktion!«
    Mara lächelte über Angelines schlagfertige Antwort, aber sie fühlte sich nicht heiter.
    Und dann, während sie durch den in Stufen angelegten Garten wandelten, begann es zu regnen.
    Die mit Balustraden versehenen Terrassen mit ihren Kieswegen und in komplizierten Mustern gestutzten Hecken waren in der kalten Wintersaison weniger sehenswert und ungastlich unter dem kalten Regen, der in die Brunnen plätscherte und von den nackten Gliedern der Statuen tröpfelte. Sie eilten zu den Kutschen und drängten sich hinein.
    Der Regen schien kein Ende nehmen zu wollen. Die Mittagessenszeit war verstrichen, während sie den Spiegelsaal besichtigten. Vom Hunger getrieben, verzogen sie sich in ein Cafe im Dorf vor den Toren des Schlosses. Der aufgeregte Besitzer benötigte einige Zeit, um ihnen ein Mahl zu bereiten, und als sie gegessen hatten, regnete es noch immer. Grandmere Helenes Füße schmerzten vom Laufen in den langen Marmorkorridoren - eigentlich tat ihr jeder Knochen im Leibe weh, sagte sie. Die Truppe gähnte angesichts der Vorstellung, noch mehr französischen Ruhm zu besichtigen. Mara hatte genug gesehen. Sie holten Jacques und Jared, die in der Küche mit einer der Mägde turtelten, und kehrten nach Paris zurück.
    Mara starrte aus dem Kutschenfenster in den strömenden Regen, und ihre Gedanken waren so trübselig wie der bleierne Himmel. Wenn sie jemals daran gezweifelt hatte, dann hatten ihr die goldenen Rokokoreichtümer in Versailles endgültig bewiesen, daß ihre Träume unmöglich wahr werden konnten. Sie war nur ein gewöhnliches amerikanisches Mädchen ohne Rang und Namen. Zwischen ihr und jenen, die das Recht beanspruchen konnten, in solchem Luxus zu leben, erstreckte sich ein weites Meer. Niemals würde sie über einen Palast regieren. Niemals würde sie eine Königin voller Tugenden werden, nicht einmal die Prinzessin eines zukünftigen Königs. Sie war die Geliebte des Prinzen gewesen, wenn ihr kurzer Aufenthalt in Roderics Bett einen so großartigen Titel überhaupt rechtfertigte. Und das war alles, was sie je sein würde. Alles, was sie je von der Liebe erfahren würde.

15. Kapitel
    Es war an der Zeit, heimzukehren. Sie gehörte nicht ins ruthenische Haus. Paris mit all seiner Pracht und seinem Frohsinn war nicht die heilsame Kur gewesen, für die es ihr Vater gehalten hatte. Das Geld, das er dafür ausgegeben hatte, sie herzuschicken, Geld, das er nur mit Mühe aufbringen konnte, war verschwendet. Es wäre besser gewesen, hätte sie nie die verwinkelten Straßen und eleganten alten Häuser von Paris gesehen, die Theater und Cafes und Bouquinisten und Patisserien; weitaus besser, hätte sie nie im Schein eines Zigeunerfeuers einen ätherischen Prinzen kennengelernt. Sie würde ihre vergeblichen Hoffnungen aufgeben, sie wegpacken, so wie die jungen Frauen ihre Tanzprogramme und die geschlitzten Schlüpfer und verwelkten Blumen wegpackten, nachdem der Ball vorüber war. Sie würde nach Louisiana zurückkehren, um sich um das Haus ihres Vaters am Bayou Teche nahe St. Martinville zu kümmern. Irgendwann würde sie den Schmerz vergessen, aber sie würde sich immer an die Vergnügungen und an ihre Freude erinnern.
    Die Entscheidung zu fällen war leicht, sie umzusetzen, etwas ganz anderes. Mara ging in Grandmere Helenes Schlafzimmer, um sie darüber zu informieren, was sie am nächsten Morgen zu tun gedachte. Ihre Großmutter lag immer noch im Bett, mit einem in Veilchenwasser getränkten Tuch auf der Stirn und daunengefüllten Decken halbmeterhoch über dem dünnen Leib.
    »Komm nicht rein«, krächzte sie. »Ich habe mich bei unserem Ausflug gestern erkältet. Du darfst dich nicht anstecken.«
    Mara ignorierte die Warnung, blieb am Bett stehen und legte ihre Hand auf die Stirn ihrer Großmutter. Sie war kochendheiß. »Soll ich dir Tee oder Brühe bringen?«
    »Nein, nein, nichts. Ich fühle mich wie ein altes Weib, und

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