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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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an.
    »Sie, mein Vater, werden natürlich so verfahren, wie es Ihnen beliebt. Aber ich würde Sie gern als Mitglied der Truppe betrachten, die nötigenfalls für eine Eskorte oder andere Aufgaben bereitsteht.« Mara erwartete ein Donnerwetter. Doch sie hatte sowohl den König von Ruthenien als auch sein Verständnis für seinen Sohn unterschätzt. Rolfs Frage war offenbar nicht aus Angst um seine Würde gestellt worden, sondern aus dem Entschluß heraus, in der Krise mitzuhelfen. Daß er zufrieden war, wurde an seinem ironischen Nicken offenbar.
    Juliana versuchte als nächste, Roderics Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Was ist mit Maras Parfüm? Selbst wenn wir in der Galerie Kratzfüße absolvieren und um Begleitschutz betteln, bin ich nicht sicher, ob sich ein weiterer Ausflug empfiehlt, um es zu ersetzen.«
    »Will sie das Zeug denn wirklich haben?« rief Estes in ironischem Unglauben aus.
    Roderic schenkte dem Grafen keine Aufmerksamkeit. »Ich werde es ihr holen.«
    »Das ist nicht nötig«, wandte Mara hastig ein. »Ich kann selbst gehen, wenn jemand, vielleicht Jacques und Jared, mir Gesellschaft leistet.«
    »Ich werde es holen.«
    Als er das wiederholte, klang Roderics Stimme so stählern, daß sie nachgab. Sollte er doch gehen! Starrköpfiger Kerl. Sie drängte sich bestimmt nicht danach, diese Besorgung zu machen; allein bei dem Gedanken verkrampften sich ihre Magenmuskeln. Natürlich konnte er das nicht wissen. Oder doch?
    Sie warf ihm einen kurzen Blick unter ihren Wimpern hervor zu. Er beobachtete sie, ließ seinen Blick auf der dünnen Spur ihrer Lippen ruhen, und der Blick seiner dunkelblauen Augen sprach von leisem Amüsement.
    Trude, die das Zwischenspiel beobachtete, rutschte auf ihrem Sitz herum, bevor sie ihre Augen mit ernstem Stirnrunzeln abwandte. Estes seufzte.
    Es war Abendessenszeit, als Roderic Mara das Parfüm brachte. Sie saß bei Grandmere Helene. Er klopfte an die Tür zum Salon, trat dann ein und drehte sich um, um eine ganze Kavalkade von Dienern hereinzuwinken. Der erste trug auf einem blauen Samtkissen einen großen Rauchglasflakon, der mit einem mundgeblasenen Stöpsel in Form einer Gardenie versehen war und mindestens einen halben Liter Parfüm enthielt. Der zweite trug ein ausladendes Bukett von Treibhausblumen, gelben Jonquillen, weißen Narzissen und rosafarbenen Quitten in einer" Kristallvase. Der dritte hielt eine Gitarre in einem polierten Holzkasten. Der vierte war mit einem silbernen Sektkübel beladen, in dem eine langhalsige Champagnerflasche stand. Die übrigen Diener brachten Tabletts mit silbernen Platten, Kelchen, Schalen und verschiedenstem Porzellan, Kristall und Besteck.
    »Sie sind gekommen, um die Kranke aufzuheitern! Wie großmütig!« rief Grandmere Helene durch die offene Schlafzimmertür.
    Augenblicklich kam er an ihr Bett, verbeugte sich über ihrer Hand und hob sie an seine Lippen. Mit geheimnisvollem Lächeln antwortete er: »Unter anderem.«
    Grandmere Helene, deren alte Augen noch scharf blickten, warf ihm einen kurzen, stechenden Blick zu. »Wenn Sie erwarten, daß ich nach ein, zwei Glas Champagner einschlummere, könnten Sie sich täuschen.«
    »Das hoffe ich«, gab er zurück.
    Sie lachte kurz. »Wortklauber.«
    »Wie können Sie so etwas denken?«
    »Sie vergessen, daß ich Ihren Vater kannte. Das verschafft mir einen Vorteil.«
    »Den Sie bestimmt nie nötig hatten.«
    Sie zog ihre Hand zurück und schlug nach seiner, aber ihr Lächeln war nicht ohne Wohlgefallen.
    Das Essen war vorzüglich zubereitet und wunderschön angerichtet, lecker genug, um eine Invalidin zum Essen zu verlocken, aber doch gehaltvoll genug, um selbst den wölfischsten Hunger zu stillen. Die Diener stellten alles ab, überprüften, ob alles vollständig war, und verschwanden dann.
    Grandmere öffnete das Parfüm und trug reichlich davon auf, so daß der Duft, kombiniert mit dem der Blumen, schwer im Zimmer hing. Während sie aßen, mußte sie sich noch einmal die Geschichte der ersten kleinen Phiole anhören, was daraus wurde und welche Rolle Mara bei der Rettung in letzter Minute gespielt hatte. Mara versuchte Roderic mit einem Kopfschütteln zu warnen, aber er schien ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken. Als sie allerdings der Geschichte lauschte, die er von sich gab, während sie ihrer Großmutter beim Essen half, vermochte sie die Ereignisse unter all dem Zuckerguß kaum wiederzuerkennen. Sie lächelte ihn über Grandmere Helenes Kopf hinweg dankbar an, aber auch

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