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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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mit einem spröden Lächeln um den Mund den Kopf. »Das würde ich nicht sagen.«
    »Nie werde ich den entsetzlichen Augenblick vergessen, als dieses übelriechende Balg zu uns gerannt kam, Ihre Börse schwenkend, Mademoiselle Mara, und aus voller Gassenjungenkehle rief: >A moi! A moi!<, während wir in den Hof einritten. Ich glaubte, das Herz würde mir stocken.«
    »Übelriechend?«
    »Er verbreitete bis zum Gesims den allerabscheulichsten Gestank.«
    »Grandmeres Parfüm! Es muß zerbrochen sein, als ich das Retikül fortgeworfen habe. Ich hatte es vollkommen vergessen.«
    »Wie konnten Sie nur?« murmelte Roderic, der hinter Maras Sessel stand.
    Trude, die dicht dabei stand, blickte ihn mit strenger Mißbilligung in den strahlendblauen Augen an. »Mit gutem Grund.«
    »Schnell wie der Wind eilten wir Mademoiselle Mara zu Hilfe, ohne erst lange zu fragen, warum oder wie oder wer bei ihr war«, fuhr Estes fort. »Man stelle sich unsere Bestürzung vor, als wir die drei Damen unter Belagerung erblickten, umgeben von toten Feinden, aber in Todesgefahr. Bevor wir unser Eintreffen kundtun konnten, stürzten sich die Damen mit Todesmut auf den Feind. Noch nie sah ich etwas so Galantes, so Anrührendes, so -«
    »Törichtes?« schlug Roderic vor.
    »Was hätten wir deiner Meinung nach tun sollen?« verlangte seine Schwester zu wissen. »Stehenbleiben und uns steinigen lassen? Hinknien und beten? Wir hatten keine andere Wahl. »
    »Meiner Meinung nach hättet ihr zu Hause und in Sicherheit bleiben sollen.«
    »Damit du dir keine Sorgen zu machen brauchst«, antwortete seine Schwester.
    »Es war mein Fehler«, erklärte Mara. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so gefährlich ist.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Juliana zu. Trude hob das Kinn. »Ich auch nicht -«
    »>Alle für einem - «, zitierte Roderic leise.
    Einen Augenblick herrschte Stille. Estes beendete sie. »Und dann, nachdem wir abgestiegen waren, um unsere Kräfte mit ihren zu vereinigen und die Wahnsinnigen zurückzuschlagen, die wein- und freiheitstrunken wüteten, da wandten sie sich gegen uns, die Jungfern, als wollten sie zu guter Letzt auch uns das Herz aus dem Leibe schneiden.«
    »Und ihr habt gelacht«, beschuldigte ihn Trude.
    Der italienische Graf sah sie beleidigt an. »Roderic hat gelacht. Luca und ich haben nur aus Höflichkeit eingestimmt.«
    »Es war die Erleichterung, Sie unverletzt zu sehen«, mischte sich Luca unerwarteterweise ins Gespräch.
    »Daß niemand das glaube«, erklärte Juliana mit einem Laut, der verdächtig an ein Schnauben erinnerte. »Es war das erbärmliche Bild, das wir boten.«
    »Belagert, doch unschätzbar teuer.« Juliana wandte sich überrascht zu dem Zigeuner um und errötete plötzlich angesichts dessen, was sie in den Tiefen seiner dunklen Augen erblickte.
    Jacques und Jared blickten einander an und seufzten. »Warum nur«, meinte Jacques zu seinem Bruder, »sind wir nie dabei, wenn es darum geht, einer Maid aus Schwierigkeiten zu helfen?«
    »Weil ihr viel zu sehr damit beschäftigt seid, sie in Schwierigkeiten zu bringen«, erklärte Michael ihnen mit brutaler Offenheit.
    Roderic machte dem Wortwechsel mit einem einzigen, undurchdringlichen Blick ein Ende. »Ich habe nicht«, erklärte er ruhig, »nur zum Vergnügen geredet oder um meine Stimmbänder zu üben. Von nun an wird keine Frau dieses Haus ohne angemessene Eskorte verlassen, also mit zwei, besser drei Begleitern aus der Truppe, und auch dann nur in einer Kutsche. Truppenmitglieder werden nur zu zweit ausreiten. Ausnahmslos.«
    Angeline beugte sich vor. Eine Falte stand zwischen ihren Augen. »Ist das wirklich notwendig, nur wegen ein paar Straßenunruhen?«
    Ihr Sohn wandte sich ihr zu. Seine Miene blieb unverändert hart. »Gestern abend hat die Comedie Française ihre Pforten geschlossen.«
    Die Comedie Francaise, das offizielle und führende Theater von Paris, schloß seine Türen erst im Angesicht einer Katastrophe. In Paris hatte man während der vergangenen, politisch bewegten Jahrzehnte gelernt, darauf wie auf ein verläßliches Barometer zu achten. Wenn das Theater schloß, dann schoben die Bürger der Stadt die Riegel vor und warteten auf den Sturm.
    »Und ich, mein Sohn?«
    Die Frage kam von Rolf. Er saß in einem hochlehnigen Sessel, hatte einen gestiefelten Fuß ausgestreckt und den Ellbogen auf die Armlehne gestützt, während sein Kinn auf den Fingerknöcheln ruhte. Wenn in den Worten eine Herausforderung lag, dann nahm Roderic sie nicht

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