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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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und schleuderte das Beil. Es zerfetzte den dicken Stoff von Maras Rock, bevor es, ohne weiteren Schaden anzurichten, klirrend auf das Pflaster fiel. Ein Mann mit einem Schürhaken trat vor, den er wie ein Schwert vor sich hielt. Mara parierte ihm ebenso, stieß das Eisen wieder und wieder mit ihrer Klinge beiseite, bis ihr Degen den Haken in einer blitzschnellen Riposte umkreiste, die Deckung des Mannes durchbrach und seine Schulter durchbohrte.
    Der Mob schloß sich um sie, umzingelte sie. Trude, deren Augen im Schlachtengetümmel leuchteten, rief: »Rücken an Rücken! Wir können sie in Schach halten!«
    In einer einzigen Bewegung drehten sich Mara und Juliana um, und alle drei bildeten mit ihren Rücken ein Dreieck, so daß sie einander vor Angriffen von hinten beschützten.
    Wieder und wieder erfolgten neue Angriffe. Wieder und wieder kämpften sie die Meute zurück. Zwei Männer lagen tot oder sterbend vor ihren Füßen. Ein weiterer war an den Straßenrand gekrochen, wo er sich stöhnend wand und die Hand auf ein Loch in seinem Hals preßte. Die Angriffe ließen nach, erstarben.
    Die Laune des Mobs um sie herum war längst über den anfänglichen Unmut hinaus, der sich in dem Drang Luft gemacht hatte, drei gut gekleidete Aristokratinnen zu verprügeln, ihnen etwas Respekt vor dem Wert des Lebens einzubläuen, indem man sie auszog und ihnen ein paar Stockhiebe versetzte. Jetzt war die Stimmung viel gewalttätiger, war mörderische Rachlust für das vergossene Blut und die Erniedrigung, von Frauen besiegt worden zu sein, erwacht. Es war dieselbe blutrünstige Hysterie, die vor weniger als hundert Jahren eine ähnliche Meute dazu gebracht hatte, die Prinzessin Lamballe, Vertraute der Marie Antoinette, buchstäblich in Stücke zu hacken.
    »Steinigt sie!« gellte ein Weib. »Dann werden wir sehen, ob sie mit ihren Degen gegen Steine kämpfen können!«
    Die Pflastersteine waren schnell aus der Straße gebrochen. Es waren schwere Quader, massiger und größer als Ziegel, die man schnell zu einer festen Barrikade auftürmen und die von einem Mann geworfen werden konnten. Wenn man sie mit einiger Kraft schleuderte, konnten sie Knochen zerbrechen, mit Haß und Wut geschmettert, hatten sie bereits Armeen und berittene Geschwader zurückgehalten. Es waren die Waffen des Proletariats.
    Wenn die Frauen stehenblieben, wo sie waren, wären sie in Sekunden zu Boden gebracht worden. Wenn sie zu fliehen versuchten, würden sie gejagt und gestellt werden wie Füchsinnen von einer Hundemeute. Es gab nur eine Verteidigung.
    »Angriff?« fragte Mara ruhig.
    »Angriff«, sagte Trude. Sie schauten sich an, alle drei, und aus ihren Blicken sprachen Zorn und Entschlossenheit und Entsetzen. Schweiß der Anstrengung rann ihnen von den Stirnen, und ihre Beine zitterten. Blut befleckte Julianas dichte Locken, und Trudes Uniformärmel war an der Schulter ausgerissen. Die Säume von Maras und Julianas Röcken und Trudes Hose waren mit Fett und undefinierbarem Schmutz besudelt. Ihre Degen waren blutig und sahen ekelerregend aus, und ihre Schultern- und Armmuskeln waren so verkrampft, daß sie sich vielleicht nie wieder geschmeidig auf die Befehle des Gehirns hin zu bewegen vermochten.
    Plötzlich grinsten sie, und unvermittelt wie losschnellende Sprungfedern machten sie einen Satz vor und rannten schreiend auf ihre Angreifer zu.
    Die Männer und Frauen liefen mit angstgeweiteten Augen und verwirrt auseinander, ließen ihre Waffen fallen und verstreuten sich überall. Doch hinter dem Trio hörte man Stiefel stampfen, näher kommen, kurz vor dem entscheidenden Schlag. Sie fuhren herum.
    Die Männer hinter ihnen hielten schlitternd an, zogen sich zurück und warfen die Hände hoch, in denen tödlich blanke Klingen funkelten. Die weißen, unbefleckten Uniformen gleißten wie Platin im Sonnenschein.
    Estes, zwischen dessen Augen Trudes Klinge verharrt war, blökte einen Fluch.
    Luca schüttelte bewundernd den Kopf, ohne seinen hungrigen, abtastenden Blick von Juliana abzuwenden.
    «A moi?« sagte Roderic und brach, nach einem Blick auf die verblüfften, fast wütenden Gesichter der drei Frauen, in lautes Lachen aus.

16 . Kapitel
    »Sie waren großartig, unbesiegbar! Ein wahres Amazonentrio«, verkündete Estes. der sich an jenem Abend vor der Truppe sowie Rolf und Angeline ausließ.
    »Alle für einen, einer für alle«, warf Juliana ein.
    »So gut hatten sie die Lage gemeistert, daß sie unserer Hilfe kaum mehr bedurften.«
    Mara schüttelte

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