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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Es war eine einzelne Blume, eine blaßrosa Kamelie. Jedes kleine Blütenblatt war perfekt ausgebildet, leicht überlappend und so empfindsam, daß die leiseste Berührung ein braunes Mal darauf hinterlassen würde. Die zwei Blätter, die die Blüte umrahmten, waren von einem glänzenden Dunkelgrün und ebenfalls makellos. Die Pflanzen, von denen diese Blumen stammten, waren erst vor wenigen Jahren aus Asien importiert worden. Aufgrund ihrer
    Schönheit und Seltenheit wurde ein hoher Preis für sie verlangt.
    ... mit etwas Seltenem und Zerbrechlichem und Unbeflecktem ...
    Mara wandte sich an die Magd. »Woher kommt das?«
    Das Mädchen zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich weiß nicht, Mademoiselle. Es lag schon da, als ich gekommen bin.«
    Roderic. Es konnte keine andere Erklärung geben - es sei denn, es war einer aus der Truppe gewesen. Nein, das war unwahrscheinlich. Es mußte Roderic gewesen sein.
    Sollte das ein Zeichen seiner Verehrung sein? War es möglich, daß er ihr den Hof machte? Aber mit welchem Ziel? Er selbst hatte erklärt, daß seine Heirat, eine politische Allianz, seit seiner Geburt von seinem Vater fest verplant war. Er hatte sich beglückwünscht, ihr bislang entkommen zu sein, aber er schien sich in eine irgendwann fällige Kapitulation zu schicken. Hoffte er, sie trotzdem zu seiner ständigen Geliebten machen zu können? Glaubte er wirklich, daß sie das zulassen, oder, falls sie es täte, dabei glücklich werden könnte?
    Glaubte sie das selbst? Manchmal kam es ihr so vor, als würde sie alles tun, alles sein, nur um die Nähe wiederzugewinnen, die sie einst geteilt hatten, um seine Berührung wieder zu spüren, sich wieder in der überwältigenden Macht seiner Anwesenheit zu verlieren. Aber wäre das genug? Würde ihre Abhängigkeit von ihm nicht irgendwann ihren Unwillen erregen? Konnte sie mit dem Wissen leben, daß seine Sehnsucht nach ihr auf Begierde, nicht auf Liebe zurückzuführen war?
    Er hatte sie gebeten, ihn zu heiraten. Unter dem Mantel von Schicklichkeit und Zweckmäßigkeit hatte Begierde gelegen. War es möglich, daß er eine solche Verbindung immer noch in Betracht zog, trotz des väterlichen Ediktes, das sie untersagte? Oder vielleicht gerade deswegen? In beiden Fällen war es kein besonders schmeichelhafter Antrag.
    Und doch, je öfter sie Roderic und seinen Vater zusammen sah, desto weniger glaubte sie, daß Roderic vom König beeinflußt wurde, allem Respekt vor der väterlichen Autorität zum Trotz. Sie mochten über kleinere oder größere Dinge verschiedener Meinung sein, sie mochten einander mit Worten befehden, aber beide gingen stolz und ungebeugt aus der Schlacht. Und manchmal, zum Beispiel als es um den Schutz der Bewohner des ruthenischen Hauses ging, beugte sich der König mit steifem Großmut seinem Sohn.
    Was also sollte sie von Rolfs feindseligen Bemerkungen über den Charakter seines Sohnes halten? Hatte er sie absichtlich gemacht, um ihr eine gewünschte Reaktion zu entlocken? Oder waren sie auf die schlichte Tatsache zurückzuführen, daß Rolf seinem Sohn nicht traute? Und wenn sein Vater Roderic nicht vertrauen konnte, wie sollte sie es dann können?
    Wie sollte sie?
    Trotz allem, was über die Notwendigkeit, zu Hause zu bleiben, gesagt worden war, konnte man, als am nächsten Abend zum Essen gerufen wurde, Juliana nicht finden, und niemand vermochte zu sagen, wohin sie gegangen war. Sie war nicht in ihrem Schlafzimmer oder dem anschließenden Salon. Sie war nicht in der langen Galerie, den Gemächern ihrer Eltern oder ihres Bruders oder in irgendeinem der Salons. Niemand hatte sie seit dem Nachmittag gesehen, als sie mit Luca über die Hauptgalerie gewandelt war. Erst als die Truppe zusammengerufen wurde, um die Straßen rund ums Haus abzusuchen, bemerkte man, daß der Zigeuner ebenfalls fehlte.
    Sie suchten trotzdem, schickten Jacques und Jared sogar bis zum Bois de Boulogne und zum Zigeunerlager, während Michael und Trude mit Rolf die Läden entlang der Rue de Rivoli und der Rue de Richelieu durchkämmten, bevor sie sich in das Labyrinth des Marais wagten. Sie ritten auf und ab, bis ihre Pferde schäumten und die Hunde von halb Paris ihnen nachkläfften, aber ohne auch nur eine Hutfeder von ihr zu erblicken.
    Juliana war starrköpfig und unabhängig, aber keineswegs dumm. Mara konnte nicht glauben, daß sie Roderics Instruktionen mißachten würde, weder absichtlich noch aus Gedankenlosigkeit. Es mußte eine Erklärung geben. »Sie vergeuden
    Ihre

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