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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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aufrecht in der Tür, einen hünenhaften Bürger an seiner Seite. In seiner Stimme lag die eisige Kälte driftender Eisschollen.
    »Hoppla!« rief Estes aus. Dämon bellte einmal, dann setzte er sich mit hängender Zunge hin und wedelte erwartungsvoll mit dem Schweif.
    Die Pyramide löste sich auf. In einem Augenblick stand sie fest und ruhig unter Mara - im nächsten war nur noch Luft zwischen Mara und dem harten Parkettboden. Sie atmete aus, wie man es sie gelehrt hatte, entspannte sich und drehte sich im Fall nach vorn. Unvermittelt wurde sie von einem Netz starker Arme aufgefangen. Die Truppe hielt sie breit grinsend einen Augenblick lang fest, bis sie wieder bei Atem war. Dann hoben sie sie hoch und kippten sie nach vorne, so daß sie auf die Füße kam.
    Estes wandte sich mit einer schwungvollen Gebärde an Roderic. »Sie sehen, mein Prinz! Die Dame war bei uns so sicher wie ein Kindlein auf dem Arm seiner Mutter, sicherer, als sie geahnt hat, das dürfen Sie uns glauben.«
    Der Prinz war ungehalten. Er sagte nichts, aber man konnte es an der Haltung seiner Schultern, an der steinernen Unversöhnlichkeit seiner Miene erkennen. Er wandte seinen Blick Mara zu und musterte grimmig ihre zerzauste Frisur und ihr eigenartiges Kostüm, die roten und feuchten Wangen, die Scham und die Sorge um ihren Ruf, die jetzt hinter dem strahlenden Triumph und der Seligkeit in ihrem Blick aufzogen.
    » Magnifique! « Der Mann neben Roderic trat vor, ergriff Estes' Hand und schüttelte sie kraftvoll. »Eine phantastische
    Sache; diese Beherrschung, diese Kraft und Gelenkigkeit! Ich würde es am liebsten selbst versuchen, aber leider habe ich für eine solche Akrobatik zu viele der guten Dinge genossen, die das Leben bietet.«
    »Monsieur, Sie übertreiben.« Estes neigte den Kopf, um sich für das Kompliment zu bedanken. Sein Ton war höflich.
    »Nein, nein, ich versichere Ihnen, daß ich es nicht versuchen werde«, sagte der Mann und tätschelte seinen hervortretenden Bauch. »Aber man sagt, mein Vater, der Offizier in der Armee Napoleons war, hätte, wenn er im Sattel saß und sich an einer stählernen Stange festhielt, allein mit der Kraft seiner Schenkel ein Pferd hochheben können.«
    »Unglaublich«, sagte Estes mit großen Augen.
    »Ja.«
    »Verzeihen Sie mir, Alex«, sagte Roderic, »ich wollte Sie nicht vernachlässigen. Sie kennen mein garde du corps, aber gestatten Sie mir, Sie dieser Dame vorzustellen, die Sie kennenIernen wollten, Mademoiselle Incognito. Chere, der bekannte Schriftsteller Alexandre Dumas.«
    »Ich danke Ihnen für diese freundlichen Worte, Roderic. Mademoiselle, ich bin entzückt. Der Prinz hat mir Ihre Geschichte geschildert. Was für ein delikates Geheimnis, wahrhaftig Stoff für einen Roman - ich sollte das wirklich in Erwägung ziehen.«
    »Es wäre eine kurze und traurige Geschichte, fürchte ich.«
    »Nicht«, erklärte er mit großer Geste, »wenn ich damit fertig wäre.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, stimmte sie ihm zu. Sie lächelte über seine Höflichkeit und das schlichte Gemüt des Mannes. Er war ebenso groß wie breit, Mitte Vierzig und auf überladene Weise hübsch. Er war in einen Frack und Hosen nach der neuesten Mode gekleidet, obwohl die Weste, die sich über seinem breiten Leib spannte, von einem atemberaubenden roten, mit Goldfäden verzierten Brokat war. Sein Haar war dunkelblond und stark gelockt und über den Ohren bereits weiß. Seine Augen waren blau, und sein Gesicht hatte die Farbe des cafe au lait, den man den Kindern gab und der eher aus Milch als aus Kaffee bestand. Es war allgemein be-kannt, daß seine Großmutter eine Negersklavin auf der westindischen Plantage seines Großvaters gewesen war und die beiden in einer Verbindung zusammengelebt hatten, die vielleicht, aber vielleicht auch nicht, legal gewesen war. In New Orleans wäre das ein Grund zur Scham gewesen; hier in Paris machte es ihn nur interessant. Sie fügte hinzu: »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen. Ich habe Ihre historischen Romane so genossen, vor allem Die drei Musketiere.«
    »Sie erinnern sich noch an mein Buch, obwohl sie so viel Wichtiges vergessen haben? Wie wunderbar. Das Hirn ist schon ein seltsames Ding, nicht wahr? Es entscheidet vollkommen eigenwillig, woran es sich erinnern will.«
    »Anscheinend. Aber ich schätze mich glücklich, Ihnen sagen zu können, daß ich unter allen Ihren Schriften dieses Buch und den Grafen von Monte Christo für wahrhafte Meisterwerke halte.« Sie

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