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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Instruktionen.«
    »Sie sollen trinken, singen, essen, tanzen, aber sich der Stadt fernhalten. Du verstehst?«
    »Kein Betteln, keine Diebereien, keine Frauen, keine Pferdetäuschereien. Ich verstehe.«
    »Auf bewundernswerte Weise. Wirst du uns Gesellschaft leisten?«
    Plötzlich glänzten die Augen des Zigeuners feucht. Er gab keine Antwort außer einer kurzen, knappen Verbeugung, spannte dann die Schultern an und hob den Kopf, ehe er den anderen folgte.
    »Und Sie, Chere?«
    Mara war zurückgeblieben, weil sie gehofft hatte, unbemerkt zu entkommen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie bei dieser Versammlung willkommen war, aber sie hatte nicht die Absicht, dabei zu sein. Es war eine Sache, in Hosen und einem pludrigen Hemd mit der Truppe auf dem Boden herumzupurzeln, aber etwas ganz anderes, in solcher Aufmachung zusammen mit einem vornehmen Besucher in einem Salon zu sitzen. »Ich glaube nicht. Ich - ich sollte mich wirklich umziehen.«
    »Das ist nicht nötig. Wir haben Sie bereits so gesehen und können den Anblick nun auch noch länger ertragen.«
    »Ich möchte lieber nicht bei Ihnen sitzen, solange ich wie ein Junge aussehe, der die Kleider seines Vaters angezogen hat.«
    Ein Lächeln umspielte seinen Mund, das bis in seine Augen drang. »Diese Gefahr besteht keineswegs.«
    Ihr kam ein unangenehmer Verdacht. Sie schaute an ihrer Brust herab und folgte der Richtung seines warmen Blickes. Das Band, das anstelle von Knöpfen das voluminöse Kleidungsstück zusammengehalten hatte, hatte sich gelöst, so daß das Hemd bis zu ihrem Bauch offenstand. Unter der Öff
    nung waren ihr Mieder und die weichen, weißen Hügel ihrer Brüste zu sehen, die sich über den spitzenbesetzten Rand erhoben. Schnell wandte sie sich ab und schloß das Hemd mit einer Hand.
    »Dennoch müssen Sie mich entschuldigen. Vielleicht werde ich mich später dazugesellen.«
    »Chere?«
    Er sagte das leise, aber nichtsdestotrotz befehlend. Sie hielt in ihrem Rückzug inne und schaute über die Schulter zurück.
    »Kommen Sie auf jeden Fall. Andernfalls müssen Sie damit rechnen, mir genau Rechenschaft darüber abzulegen, warum Sie nicht gekommen sind.«
    »Wieso? Ich habe Sie seit Tagen nicht gesehen; bestimmt gibt es keinen Grund, warum ich ausgerechnet jetzt anwesend sein müßte.«
    »Ich wünsche es so. Das ist Grund genug.«
    »Eine arrogante Einstellung, muß ich sagen.«
    »Aber es ist meine. Gibt es einen Grund, warum Sie unsere Gesellschaft meiden sollten?«
    »Vielleicht bin ich müde.«
    »Das wäre keine allzu große Überraschung. Sind Sie es?«
    Sie spürte, wie ihre Kopfschmerzen zurückzukehren drohten, aber sie weigerte sich, das zuzugeben, weil sie ihm die Befriedigung nicht gönnte. Nicht ihre Turnerei war schuld daran, dachte sie, sondern die Anstrengung, die es sie kostete, sich mit ihm zu unterhalten.
    »Um die Wahrheit zu sagen ... meine Garderobe ist sehr begrenzt. Sie gestattet mir nicht, so formellen Unterhaltungen beizuwohnen.«
    »Einer der Punkte, über die wir uns unterhalten müssen.«
    Hieß das, es gab noch mehr? Die Möglichkeit war beängstigend. Sie konzentrierte sich auf das Thema, das er angeschnitten hatte. »Ich benötige nichts Derartiges von Ihnen.«
    »Wirklich nicht? Aber ich verlange, daß Sie, solange Sie unter meinem Dach leben, nicht wie eine arme, zerlumpte und aschebefleckte Waise aussehen. Ich möchte nicht, daß irgend jemand glaubt, ich würde eine Frau in einem solchen Zustand unterhalten.«
    »Sie unterhalten mich nicht!« erwiderte sie zornig.
    »Nein? Sie sind hier, und gemäß uraltem Recht genießt jede Frau, die das Dach mit einem Erben des Hauses Ruthenien teilt, dessen Schutz.«
    »Ich habe das nicht gewollt!«
    Seine Erwiderung kam schnell und unerbittlich: »Sind Sie also gegen Ihren Willen hier?«
    »Was - was hat das damit zu tun? Ich habe mein Gedächtnis verloren, deshalb kann ich nicht wissen, wohin ich gehöre, wo ich lieber wäre.«
    »Ganz genau. Aber mein Gast wartet. Ich erwarte Sie in Kürze, und später werden wir uns unterhalten.«
    Mara blieb noch lange stehen, nachdem er und die anderen verschwunden waren. In ihrem Geist herrschte quälende Unruhe. War es möglich, daß er ihre Angst und ihre Wut ab-sichtlich anstachelte, in der Hoffnung, ihr eine unbedachte Reaktion, eine verräterische Antwort zu entlocken ? Der Gedanke gefiel ihr nicht, aber sein Benehmen hatte etwas Eigenartiges, so als würde er vorsichtig, aber zielstrebig ihre Abwehr testen. Er war zu einer solchen

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