Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
inzwischen auch waren. Auf diese Weise hatte sie das Gefühl, wenigstens halbwegs anständig gekleidet zu sein. Trotzdem war es einigermaßen peinlich, in Strümpfen aus dem Salon zu treten, wo sie sich umgezogen hatte, fast so, als träte sie in Unterhosen und Mieder vor die Öffentlichkeit.
    Sie begannen mit einfachen Purzelbäumen über den Teppich, kullerten wie zusammengerollte Kellerasseln durch den Saal. Estes, der behende wie ein Affe und doppelt so putzig war, zeigte ihr, wie sie sich im Fall entspannen konnte. Verkrampfte Muskeln und Gelenke führten zu Verletzungen, behauptete er; sie mußte sich entspannen und die Richtung des Falles beibehalten, die Bewegung forttragen, bis sie sich verlor, und nicht versuchen, sie anzuhalten und sie brutal abzubrechen. Von den Purzelbäumen ging Mara dann zum freien Fall und Radschlagen über, während die anderen mit einer Reihe von freien Überschlägen die Galerie hinauf und hinunter schnellten. Sie bewegten sich so schnell und kraftvoll, als wären sie aus federndem Stahl.
    Die Zeit verging, und schließlich verlor Mara ihre anfängliche Unsicherheit. Sie spürte, daß ihre Muskeln blitzschnell auf die Befehle ihres Gehirns reagieren konnten.
    Anfangs hatte ihre Schulter etwas geschmerzt, aber das ging vorbei. Ihr Haar hatte sich aus dem lockeren Knoten gelöst, in den sie es morgens gebunden hatte. Es flog ihr um den Kopf, klebte mit dem Schweiß, den die körperliche Anstrengung sie kostete, an ihrem Gesicht fest. Sie übten so schnell, daß sie keine Zeit fand, es wieder zu ordnen.
    »Jetzt werden wir Ihnen beibringen, wie eine Katze immer auf den Füßen zu landen«, verkündete Estes. »Wir machen die stehende Pyramide, alle sieben!«
    Wieder übernahmen Michael und die Zwillinge die Aufgabe, das Fundament zu bilden. Estes sprach unablässig über Handgriffe und Fußstützen und die Kunst, einen menschlichen Körper zu erklimmen, während er hinaufkletterte und sich auf Michaels Schultern stellte. Trude erklomm die andere Seite, bis sie auf Jareds Schultern zu stehen kam, und Luca kletterte auf die Schultern von Jacques, der in der Mitte stand. Die unteren hielten die Fußgelenke derer, die auf ihnen standen und die wiederum die Arme untereinander verketteten und leicht schwankend die Balance zu halten versuchten.
    »Kommen Sie, Chere, Sie müssen jetzt auf die Spitze. Hinauf mit Ihnen!«
    Das würde sie niemals schaffen, sagte Mara sich selbst, als sie dort hinaufstarrte, wo sie hinsollte, so dicht unter das Gemälde an der hohen Decke. Aber im gleichen Moment nahm sie ein paar Schritte Anlauf und begann mit dem Klettern, hielt sich an einem Knie fest, in einer Armbeuge, auf einer Schulter, zog und drückte und schnaufte vor Anstrengung. Schließlich kniete sie auf Lucas Schultern und klammerte sich mit den Fingern in seinem Haar fest.
    »Autsch!« schrie der Zigeuner auf.
    »Ruhig, mein Engel!« rief Estes, als sie ihren Griff löste und sofort hektisch mit beiden Armen zu rudern begann, um ihren Platz auf der schwankenden, schaukelnden Menschenpyramide zu halten.
    »Ich werde mir den Hals brechen und wirklich zum Engel werden«, erklärte sie resigniert.
    »Auf keinen Fall!«
    Im Tonfall des Italieners lag größere Heiterkeit, als angemessen war, fand sie. »Doch!«
    »Vertrauen Sie mir, mon chou! Legen Sie Ihre Hand auf Lucas Kopf. Jetzt drücken Sie sich schnell hoch und stellen Ihren Fuß auf seine Schulter. Gut. Ganz ruhig. Jetzt nehmen Sie die Finger aus seinem Haar -«
    »Vielen Dank«, sagte Luca.
    »Ruhig. Höher, meine Kleine, höher. Drehen Sie sich um. Stellen Sie Ihren anderen Fuß auf seine andere Schulter. Die Hände auf die Hüften. Voila!«
    Die Muskeln in ihren Beinen brannten wie Feuer, zitterten vor Anstrengung. Ihr Herz hämmerte in Donnerschlägen in ihrer Brust. Der Atem fuhr scharf und schmerzhaft in ihre Lungen. Ihre Hände waren zu festen Fäusten geballt, und ihre Zehen verkrampft angespannt. Aber sie war oben. Sie hatte es geschafft.
    Sie jubelten. Die Begeisterungsrufe kamen aus tiefstem Herzen und zeugten von Bewunderung für ihre Tollkühnheit und von männlicher Anerkennung der Tatsache, daß sie eine Frau und attraktiv dazu war. Der Jubel war so lebhaft und laut, daß sie nicht hörten, wie die Tür geöffnet wurde.
    »Ein vortreffliches Schauspiel und ein erbauliches Spektakel, aber wohl kaum die angemessene Begrüßung für einen Gast - und die angemessene Behandlung für eine verletzte Dame.«
    Roderic stand groß und

Weitere Kostenlose Bücher