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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wo sie leben sollte, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, überlegte sie sich lieber nicht. Ihre Großmutter wäre in Sicherheit, und das war alles, was zählte.
    Mara durchquerte die Hauptgalerie über dem südlichen Eingangshof, nachdem sie die öffentlichen Säle inspiziert hatte, als sie ein Bellen hörte. Es war Dämon, dessen war sie sicher, aber das Geräusch schien aus einiger Entfernung zu kommen. Die Akustik im Haus war, wie in jedem Haus jener Größe, vollkommen unterschiedlich. An manchen Stellen konnte man sich heiser brüllen, ohne daß der Laut weiter als bis zum Nebenzimmer gedrungen wäre, an anderen Stellen reichte ein leises Flüstern, um im ganzen oberen Stockwerk gehört zu werden. Sie dachte zuerst, daß der Hund vielleicht in Roderics Gemächern war. In diesen Abschnitt des Gebäudes war sie noch nicht vorgedrungen, aber sie wußte, daß die Räume, die seine Truppe belegt hatte, im selben Flügel am Osthof lagen. Lediglich Trude war in Maras Nähe untergebracht. Der Hund war bestimmt bei seinem Herrn Estes, da er selten dem Grafen von der Seite wich. Und Estes war, höchstwahrscheinlich, mit den anderen Männern der Truppe zusammen.
    Sie hatte seit ihrer Ankunft nicht mehr mit ihnen gesprochen. Sie schienen ständig irgendwelche Aufgaben für Roderic erfüllen zu müssen, die sie in sämtliche Stadtviertel führten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ebenso intensiv verstanden sie es aber auch, sich zu entspannen; dauernd verschwanden sie zu einem Hahnenkampf oder einem Ringkampf, ins Theater oder zum Trinken in das Hinterzimmer irgendeines Restaurants. Manchmal mußten sie sich wohl auch ausruhen, vermutete Mara, aber sie hatte noch nicht erkunden können, wann oder wo.
    Natürlich hatte sie Roderics Männer nicht gesucht. Sie war damit beschäftigt gewesen, das Gebäude zu inspizieren, sich darin zurechtzufinden und herauszufinden, warum es in einem derart verwahrlosten Zustand war.
    Sie war zu dem Schluß gekommen, daß es zwei mögliche Gründe dafür gab. Entweder reichte das Geld nicht, um genügend Bedienstete einzustellen, die sich um das Haus kümmerten, oder es gab niemanden, der sie lenkte und darauf achtete, daß sie ihre Arbeit gründlich erledigten. Sie vermutete letzteres, da sie immer wieder auf mehrere oder einzelne livrierte Männer und Frauen stieß, die schwatzend in den Gängen standen, in der Küche tranken oder sich stritten oder sich hinter den Türen der Gästezimmer vergnügten. Es würde enorme Anstrengungen kosten, das riesige Haus in Ordnung zu bringen, aber der Anblick all des Schmutzes und Filzes, von dem der nichtstuenden Diener ganz zu schweigen, führte sie in Versuchung, ihr Glück zu wagen.
    Wieder hörte sie das Bellen. Lauschend drehte sie den Kopf. Das helle, aufgeregte Kläffen wurde von lautem Donnern und Poltern und ab und zu einem Ausruf begleitet. Der Lärm kam nicht aus dem Ostflügel, sondern aus dem Flügel um den Nordhof. Sie hob ihre Röcke und eilte die Galerie entlang, wandte sich nach links in ein Vorzimmer, von dem aus sie in ein Schlafgemach mit anschließender Ankleidekammer gelangte, dann bog sie rechts in einen langen Salon, den sie durchquerte, bevor sie sich noch einmal nach rechts wandte und in eine weitere lange Galerie kam.
    Der Raum, der zu beiden Seiten Fenster besaß und von je einem Kamin an den Stirnseiten beheizt wurde, war so warm und hell, wie an einem so kalten, grauen Tag überhaupt möglich war. Kerzen brannten in den Lüstern an der Decke, so daß die rußbedeckten Halter silbern glänzten. Ein langer, fadenscheiniger, aber immer noch schöner Webteppich mit einem dunkelblauen, roten und goldenen Motiv klassischer Figuren vor cremefarbenem Hintergrund lag auf dem edlen Parkettboden. Es war der einzige Einrichtungsgegenstand im Raum. Die hohe Decke war kassettiert und mit schwerem Stuck und blattgoldbelegten Gesimsen verziert, so daß sich eine Reihe viereckiger Flächen ergab. Diese Flächen waren mit Szenen ausgemalt, auf denen das Leben der Diana dargestellt wurde und die in den gleichen Farben wie der Teppich darunter gehalten waren. Die Gemälde wirkten matt unter dem dicken Schmutz, aber die Farben waren immer noch warm und voll. In der Mitte des Raumes, direkt unter einer Szene, die Diana mit Cupido zeigte, stand eine Menschenpyramide.
    Die unterste Lage bestand aus Michael, Jacques und Jared, die sich auf Hände und Knie niedergelassen hatten. Auf ihnen, ebenfalls auf Händen und Knien, befanden sich

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