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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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genau zu sein, gezwungen gewesen, seine nächste Ernte zu verpfänden, um das Geld für ihre Reise nach Europa und für Maras Ausstattung aufzubringen. Nachdem seine Finanzen bereits derart belastet waren, wäre er gezwungen, einen Teil seiner Aktien zu verkaufen, um diese neuen Schulden zu begleichen, und das würde einige Zeit in Anspruch nehmen.
    De Landes war nicht gewillt zu warten. Er forderte eine augenblickliche Rückzahlung. Wenn sie nicht einträfe, dann würde er zu drastischen Maßnahmen greifen. Madame würde das bestimmt nicht gefallen, versprach er.
    Helene war schockiert über das skrupellose Wesen, das sich unter der Maske des Höflings verborgen hatte, aber das war nichts im Vergleich zu ihrem Zornesausbruch, als er ihr in scheinbar beschwichtigendem, vernünftigem Tonfall vorschlug, daß, sollte Helene das Geld nicht auftreiben können, ihre charmante Enkelin sie auslösen könne, indem sie ihm einen Gefallen erweise. Wenn Madame gestatte, würde er mit Mademoiselle Delacroix eine kurze Kutschfahrt unternehmen, während derer er ihr die Angelegenheit erkläre.
    Der Vorschlag, den de Landes machte, war so unfaßbar, so erniedrigend, daß Mara ihn ungläubig anstarrte. Es gebe einen widerspenstigen Balkanprinzen, sagte er. Es wäre sehr hilfreich für de Landes und seine Verbündeten, wenn man irgendwie auf diesen königlichen Edelmann Einfluß nehmen könnte. Um die Schulden ihrer Großmutter zu begleichen, müsse Mara den aufrührerischen Prinzen verführen und seine Geliebte werden.
    Einen Augenblick lang fehlten ihr die Worte, konnte sie ihrer Stimme nicht trauen, so wütend und entrüstet war sie.
    »Halten Sie die Kutsche an! Lassen Sie mich augenblicklich aussteigen!« Als er nichts unternahm, packte sie die Klinke des Kutschenschlages.
    Er schnappte nach ihrem Handgelenk und umklammerte es so fest, daß sich seine Finger in ihr Fleisch gruben. Mit sanfter Stimme, aber bösartigem Unterton sagte er: »Es steht Ihnen natürlich frei, sich zu weigern.«
    »Ich weigere mich!«
    »Eine übereilte Entscheidung, und nicht besonders weise. Bevor Sie endgültig ablehnen, sollten Sie bedenken, daß jenen, die ihre Spielschulden nicht begleichen, bisweilen ein Unfall widerfährt. Die Knochen älterer Damen wie die Ihrer Grandmere Helene sind so zerbrechlich. Selbst ein kleines Unglück kann extrem schmerzhafte - möglicherweise sogar tragische - Folgen haben.«
    Kalte Angst ergriff Mara und raubte ihr den Atem. Langsam sank sie auf den Sitz zurück. Ihr Herz klopfte angsterfüllt in ihrer Brust, als sie widerstrebend begriff, was der Mann mit den schmalen schwarzen Augen neben ihr andeutete. Er schien ihre Angst sogar zu genießen, dachte sie. Sie befeuchtete sich die plötzlich trockenen Lippen.
    »Sie meinen, wenn ich nicht mache, was Sie verlangen, dann werden Sie Grandmere etwas antun?«
    »Sehr einfach, aber zutreffend ausgedrückt. Ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen liegen in Ihrer Hand, meine liebe Mara. Sie müssen sorgsam abwägen.«
    Es war eine Erpressung, eine widerwärtige, schmutzige Nötigung, aber sie konnte nichts dagegen unternehmen. Die Behörden, wie de Landes spitz bemerkte, würden sich kaum für die Probleme zweier Amerikanerinnen interessieren, vor allem, da es auch um illegales Spiel ging. Wahrscheinlich würden Helene und Mara sie nicht einmal davon überzeugen können, daß er, immerhin ein Angestellter am Königshof, einer jungen Dame einen derart bizarren Vorschlag unterbreitet habe. Sie könne ihre ältere aristokratische Cousine um Hilfe bitten, aber die Dame könne einen möglichen Unfall ebensowenig verhindern wie sie selbst. Maras Vater sei weit weg, und sie habe keine weiteren männlichen Verwandten, die sie verteidigen könnten. Es sei das Beste, wenn sie diese Aufgabe übernehme, so unerfreulich sie sie auch finden mochte.
    Nach zwei Tagen unerträglicher Entschlußlosigkeit war Mara gezwungen anzuerkennen, daß er recht hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als de Landes' entwürdigender Forderung zu entsprechen.
    Es war unmöglich, ihrer Großmutter zu erzählen, was de Landes vorgeschlagen hatte; Helene hätte darauf bestanden, ihm zu trotzen und das Risiko einzugehen. Das durfte nicht geschehen. Die alte Dame, die die Siebzig längst überschritten hatte, war seit ihrer Auseinandersetzung mit de Landes um Jahre gealtert. Sie war Mara nie alt vorgekommen, aber jetzt wurde sie, fast vor ihren Augen, gebrechlich, zerstreut und fürsorgebedürftig. Mara gab ihrer

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