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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verschwand in dem Labyrinth der Stollen.
    Tagelang jagten sie hinter mir drein. Aber sie kamen nur einmal in meine Nähe, während ich mich gerade an der Flanke eines feisten Wurmes entlangschob, und da glaubte ich den Lärm der Verfolger von beiden Seiten her zu hören. Aber direkt vor mir schimmerte das Jadelicht, und ich strebte darauf zu. Mit meinen bloßen Händen grub ich mich tief in das Wurmfleisch bis zu der leuchtenden Stelle hinab, bis ich die versteinerte schimmernde Zyste erreicht hatte. Es war eine Verkapselung jüngeren Datums; ich konnte die riesige Insektenlarve sehen, die mich wütend durch die noch transparenten Schichten der Zyste anstarrte. Ich glitt unter den Kristallisationssack, und der mörderisch-scharfe Rüssel befand sich nur einen Fingerbreit von meinem Unterleib entfernt hinter der dünnen Jadewandung, und dort kauerte ich mich zusammen und wartete, vor Ekel halb erstickt, eine hundertjährige Ewigkeit, wie mir scheinen wollte. Natürlich war es der reine Irrsinn, dass ich direkt im Bauch eines Wurmes Schutz suchte. Wenn ich mich dort lange genug aufhielt, würde ich möglicherweise selbst verkapselt werden. Dennoch, ich blieb, solange ich es wagte, und als ich es nicht länger aushalten konnte, wühlte ich mich wieder ins Freie. Zu beiden Seiten des Stollens war nichts von den Obermeistern zu sehen. Danach irrte ich noch tagelang durch diese höllischen Irrgänge, bis ich – wie durch ein Wunder – auf einen Stollen traf, der an die Oberfläche führte. Und als ich die obere Planetenschicht, die Schicht der Lianenranken, erreicht hatte, stellte ich fest, dass ich genau an der Relais-Aufnehmer-Basis angekommen war, von der aus die Wurm-Jadezysten verschifft wurden. Dann war nur noch der kleine Überzeugungsversuch mit der Sensorpeitsche nötig, und ich konnte statt dem Jade exportiert werden. Als Fluchtplan und Durchführung war das Ganze von Anfang bis zum Schluss der reine Wahnsinn. Aber wenn ich mich nach den Regeln der Klugheit und der nüchternen Chancenabwägung verhalten hätte, würde ich wahrscheinlich noch jetzt den Jadewürmern im Innern von Alta Hannalanna die Bäuche aufschlitzen. Oder aber – viel wahrscheinlicher – ich wäre längst tot.
     
     
    5
     
    Als Chorian und ich auf Galgala landeten, bereitete man uns nicht gerade einen Empfang mit festlichen Paraden und Feuerwerk. Aber es konnte auch andererseits keinen Zweifel geben, dass sich die allgemeine Neugier auf mich konzentrierte. Immerhin handelte es sich hier um eine Situation, für die es in unserer vieltausendjährigen Geschichte keinen Präzedenzfall gab. Ein Ex-König der Roma kam zu einem Besuch in die Hauptwelt der Roma. Und wer hatte schon von so was gehört: Ex-König der Roma? Und noch dazu hielt der leibliche Sohn – ein zweifelhafter und gefährlicher Bursche – des ehemaligen Königs den Thron besetzt. Auch dies war ein völlig neues Konzept: eine Königschaft in Erbfolge. Alles war bestürzend neu. Und jedermann wartete, was ich wohl unternehmen würde. Und – natürlich – was Shandor unternehmen würde.
    Wir reisten mit dem Sternenschiff Juwel des Imperiums von Xamur nach Galgala. Das Schiff gehörte zu der neuen sogenannten ›Supernova-Klasse‹. Ich fand, der Name – Juwel des Imperiums – sei ziemlich blöde für ein Interstellarschiff, plump und geschmacklos-aufdringlich, und außerdem hatte der Name keinen Appeal. Und von der Bezeichnung ›Supernova-Klasse‹ hielt ich auch nicht sonderlich viel. Zu meiner Zeit trugen Sternenschiffe noch die Namen von Menschen – Mara Kalugra, Claude Varna, Cristoforo Colombo –, und wir fanden es nicht unbedingt nötig, die jeweils neuesten Modelle mit Namen wie ›Komet‹ oder ›Supernova‹ oder ›Schwarze Löcher‹ zu bedenken. Eines immerhin aber muss ich zugunsten dieser neuen Vehikel sagen: sie sind ohne Zweifel – elegant. Ich war ungefähr ein Jahrzehnt oder so nicht mehr an Bord eines wirklichen Raumschiffs gewesen, auch wenn ich mich in dieser Zeit per Relais-Sweep ziemlich ausgiebig in der Galaxis rumgetrieben habe. Vielleicht ist es ein Symptom des Verfalls unserer Epoche – dieser Luxus in den modernen Interstellarschiffen. Jedenfalls, die Juwel bot so ungefähr alles, was man sich unter einem exzellent geführten Luxushotel vorstellen und wünschen kann: gewaltig großräumig, palastähnlich, rosa polierter Marmor an allen Ecken und Enden, gewaltige und gewaltig teure Skulpturen aus Alta-Hannalanna-Jade, die aus Millionen

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