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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fremdartigen neuen Jump-Raum klarzuwerden versuchte, sagte Petsha le Stevo: »Vielleicht hätte ich nicht auf den befohlenen Kurs zurückgehen sollen, wie, König? Vielleicht sollten wir doch statt dessen lieber nach Iriarte fliegen? Nach Sidri Akrak?«
    »Was soll das heißen?«
    Düster sagte er: »Wenn du nach Galgala gehst, dann bekommste dort 'ne Menge Ärger. Und das passt mir einfach nicht. Es ist ja nicht mein Job, aber mir gefällt das nicht, was da los ist. Und wenn du nach Galgala gehst und einfach so zu Shandor …«
    Also wusste sogar er bereits Bescheid. Und machte sich Gedanken darüber, was geschehen würde. Und war um mich besorgt. Das war gut.
    Ich allerdings wusste, was geschehen würde, aber es beunruhigte mich überhaupt nicht. Aber über das, was dann hinterher geschehen würde, war ich mir leider nicht so sicher. Doch mir blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten und den Dingen ihren Lauf zu lassen, genau wie alle anderen auch.
     
     
    6
     
    Ach, wie herrlich war es, Galgala wiederzusehen – all das wundervoll leuchtende Gold allüberall, das pulsierende gelbe Licht dieses Landes.
    Angesichts unserer uralten Liebe zu dem gelben Metall nimmt es nicht wunder, dass wir uns Galgala als Zentralwelt wählten, als wir uns zu unserer Weltraumwanderschaft aufmachten. Gold mag ja heute völlig bedeutungslos geworden sein, doch es leuchtet noch immer so hell und verlockend wie in jenen Tagen, da ganze Völker einander bekriegten, um in seinen Besitz zu gelangen. Deshalb befindet sich das Zentrum der Roma-Monarchie auch direkt mitten im Aureus-Hochland von Galgala der ›Goldenen‹. Und das Haus der Macht des Zigeunerkönigs prangt in derart üppigem Goldschmuck, dass ein ganzes Heer von Renaissance-Päpsten vor Neid ersticken müsste. Goldene Wände, Wälle und Mauern, goldene Fahnen und Girlanden, Goldstaub, der in ganzen Wolken umherschwebt und der Atmosphäre jenen blitzenden schimmernden Hauch von behaglichem Reichtum und Luxus verleiht.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Shandors Verhalten nach meiner Landung auf Galgala mir einigen Aufschluss darüber bieten würde, wie die Dinge stünden, doch Shandor unternahm zunächst gar nichts. Ich reiste mit einem Diplomatenpass, und ich rechnete halb damit, dass er die Frechheit besessen hatte, ihn mir zu entziehen; denn selbstverständlich wusste er, dass ich zu ihm unterwegs war (das gesamte Universum wusste wahrscheinlich darüber Bescheid) – aber nein, man bedachte mich mit dem vollen VIP-Protokoll. Die Einwanderungsbürokraten auf Xamur hatten in ihren Vorschriften keinen Präzedenzfall für die Behandlung ehemaliger Zigeunerkönige finden können, doch mittlerweile hatte sich die Nachricht verbreitet, dass ich wieder im Verkehr sei, und man winkte mich höflich direkt an der Zollschleuse vorbei, drei Luxuswagen erwarteten mich und mein Gefolge, und im Hotel Galgala stand eine Suite für mich bereit. Nicht die Königssuite, denn so etwas gibt es im Hotel Galgala nicht; wenn der König der Zigeuner sich auf Galgala aufhält, bewohnt er sein ›Haus der Macht‹, was ja ganz selbstverständlich ist. Aber mir genügte der Aufwand. Die drei Limousinen konnte ich nicht benutzen, da mein Gefolge einzig aus Chorian bestand, aber ich ließ sie dennoch mitfahren. Und ich gönnte uns eine Woche prächtigen Ausspannens im Hotel, heiße Bäder, Massagen, grandiose Festessen und viel Rückenbuckeln und Füßescharren vom Personal. Alle glotzten sie mich an, als wäre ich eine Art monstre sacré. Kaum jemand wagte zu mir zu sprechen, und wenn, dann nur im Ton tiefster Ehrerbietung. Sie zogen sich sogar rückwärtsgehend von mir zurück, was absoluter Mist ist. Ein derart widerliches kriecherisches Unterwürfigkeitsverhalten gegenüber einem Zigeunerkönig? Wofür hielten diese Leute mich denn? Für irgendeinen Gaje-Lord, den es nach derlei pompösem Getue verlangte?
    Ich erwartete, dass Shandor mein Eintreffen irgendwie offiziell zur Kenntnis nehmen würde, aber ich hörte kein Wort von ihm. Dieser kleine Scheißer! Und es gab auch keinerlei Anstandsbesuche seitens der großen Roma-Edlen von Galgala, mit denen ich denn doch vernünftigerweise hätte rechnen dürfen. Immerhin hatte ja ich die meisten von ihnen geadelt, nicht wahr? Aber keiner kam zur Audienz zu mir. Offensichtlich hatte Shandor sie samt und sonders eingeschüchtert. Nun ja, es war ja für sie auch eine schwere Wahl, sich für den König oder den Ex-König zu entscheiden; ganz besonders, da der

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