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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wachsen.«
    Er schüttelte sich fröstelnd. »Vielleicht demnächst mal.«
    Ich servierte ihm mehrere der Thermodosen, die Julien de Gramont mir dagelassen hatte, und so bekam Damiano eine Mahlzeit vorgesetzt, wie er sie sich von mir auf Mulano wohl kaum erwartet haben dürfte; der Wein wurde großzügig eingeschenkt, und er schüttete ihn in sich hinein, wie alle Roma auf Wanderschaft es tun: jeden Pokal auf einen Zug. Ich vermute, Julien hätte der Schlag getroffen, hätte er mitansehen müssen, wie mein Vetter einen derart kostbaren alten Wein durch die Gurgel jagte. Aber Julien war weit weg, und wir fühlten uns nicht gezwungen, in absentia auf seine französischen Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Darum tat ich es Damiano gleich, Zug um Zug und Glas um Glas, und wir waren ganz entspannt und frei mitsammen, und seine eigenartige Lederhaut glühte wie ein Holzkohlenfeuer.
    Natürlich wusste ich, dass er nicht gekommen war, um sich die Schönheiten der Landschaft zu betrachten. Auf Marajo ist Damiano ein bedeutender, ein großer Mann. Er hat dort alle möglichen geschäftlichen Interessen am Köcheln: Feuereier-Pflanzungen und Magnetofarmen, eine umfangreiche Sklavenzuchtanstalt und noch viel mehr, und selbst wenn er sich verneunfachen hätte können, so pflegte er oft zu sagen, würde er trotzdem nicht über genug Zeit verfügen, alle seine Geschäfte richtig zu überwachen. Und dennoch hatte er höchstpersönlich die Reise zu meiner öden kleinen Versteckswelt unternommen, und er war allein und in seiner eigenen Person erschienen, hatte mir nicht etwa nur einen Spukabklatsch geschickt, nicht etwa nur so einen Doppelgänger. Dies war ein beachtliches Kompliment. Na schön, er wollte also höchstpersönlich in den Chor jener einstimmen, die mich bedrängen wollten, ich solle aus meinem Exil zurückkehren. Wir schmausten und tranken und tranken und fraßen, und ich wartete die ganze Zeit nur darauf, dass er mit seinem Anliegen herausrücke, doch er plauderte statt dessen nur über Familienangelegenheiten, über unsere Gevattern auf Kalimaka, die ihrer Sonne Transurane entzogen und sie an jeden Kaufinteressierten verhökerten; oder über die Verwandten auf Iriarte, die mit einem einzigen Wurf fünf Sonnensysteme verspielt und sie dann beim Würfeln vor dem Morgengrauen wieder zurückgewonnen hatten; oder er plauderte von unseren Vettern von Shurarara, die sich nicht einmal die Mühe gemacht hatten, das Reich um Erlaubnis zu bitten, als sie ganz einfach ihre Welt aus dem Orbit gerissen und auf einen Nomadenkurs gebracht hatten, wobei sie allen und jedem erklärten, sie gedächten völlig aus der Galaxis auszuscheiden. Letzteres verblüffte und erzürnte mich denn doch. »Meinen die das im Ernst, Damiano? Was wollen sie denn als Zentralgestirn benutzen, während sie all die Hunderttausende von Lichtjahren durchreisen?«
    »Ach, eine Sonne haben sie schon, Vetter. Oder doch so was wie einen Sonnenersatz; gut genug, damit sie nicht frieren immerhin. Das bedeutet kein Problem. Aber keiner glaubt ihnen, dass sie tatsächlich aus der Galaxie verschwinden wollen. Das ist bloß die Story, die sie in die Welt setzen, um ihr Verschwinden zu kaschieren, während sie weiter nichts planen, als bis zu den Äußeren Kolonien vorzustoßen und dort von der Piraterei zu leben, so acht- oder zehntausend Lichtjahre vom Zentrum weg. Nach dem Prinzip: Greif zu und lauf!«
    »Das ist nicht die Art der Roma«, sagte ich bedrückt.
    »Und Valerian?«
    »Ein Pirat, ja. Aber eine ganze Welt von Piraten?«
    »Wir leben in merkwürdigen Zeiten, Yakoub. Das Imperium und das Königreich, beide ohne Oberhaupt …«
    Aha, dachte ich, jetzt kommt er zur Sache.
    Aber er schob mir nur sein Glas hin. Ich füllte es wieder, und er trank es auf einen Zug leer.
    »Ja, stirbt denn der Kaiser immer noch?«, fragte ich.
    »Sie rechnen damit, dass er es noch sechs Monate lang macht, vielleicht ein Jahr.«
    »Und dann?«
    »Sunteil, glaube ich.«
    »Es könnte schlimmer kommen.«
    »Das könnte es. Ich denke, er lässt mit sich umgehen. Aber die wichtige Frage ist die: Wird der neue König dazu fähig sein, mit ihm zurechtzukommen?«
    »Der neue König?«
    Das klang mir sehr seltsam in den Ohren. Mehr als nur unvertraut-seltsam. Ich hörte das Echo der Worte in meiner Seele schmerzhaft anstoßen und abprallen, und auf einmal taten mir plötzlich sämtliche Knochen weh.
    »Der neue König, ja.« Und wieder stieß er mir sein leeres Glas unter die Nase. Der

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