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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Teufelsbraten! Jetzt hatte er seinen Angelhaken tief in mich hineingetrieben.
    Ich goss ihm Wein nach.
    »Es gibt also einen neuen König?«
    Damiano zuckte eine Achsel, nickte, zuckte die andere Achsel. Dann stand er auf und wanderte in meiner Eisblase umher, streichelte dieses alte Rom-Artefakt und jenes, als sauge er mit den Fingerspitzen unsere unendlich ferne, lange Vergangenheit in sich auf. In mir aber kochte und brodelte die Wissbegier. Ich musste das genau hören. Dieser Teufelsbraten! Dieser verdammt geschickte Teufelsbraten! Wie wunderschön er mich den Köder und den Angelhaken schlucken ließ!
    Mit bemühter Gleichmütigkeit sagte ich: »Chorian hat mir berichtet, dass die krisatora daran gedacht hätten, eine Wahlversammlung einzuberufen, weil es mir mit der Abdankung anscheinend ernst gewesen sei. Aber Julien de Gramont – du wirst ihn sicher kennen, der französische Thronprätendent – kam kurz nach ihm hierher, und der versuchte mich immer noch zu bearbeiten, ich solle nach Galgala heimkehren und den Thron wieder beanspruchen.«
    »Aber du hast ihm erklärt, dass du kein Interesse daran hast, Cousin.«
    »Das weißt du also schon? Also war Julien auch die ganze Zeit mit dir in Verbindung?«
    »Julien war in Verbindung mit jedem und der ganzen Welt«, sagte Damiano. »Und ganz besonders mit den krisatora. Er hat selbstverständlich berichtet, was du ihm sagtest.«
    »Ach so.«
    »Also haben sie eine Neuwahl gemacht.«
    »War auch höchste Zeit«, sagte ich. Ganz ruhig und beiläufig. Hielt mich fest an der Kandare, obwohl ich innerlich vor Feuer raste. Ich erlaubte mir noch einen Schluck Wein und zwang mich, ihn so zu trinken, wie Julien es getan haben würde, ganz, als prüfte ich genießerisch sein Bouquet. »Na, dann sollten wir ja jubeln und jauchzen, dass das Reich vor dem Chaos gerettet ist und dass nicht noch weitere Welten sich der Piraterei zuwenden. Die Roma haben wieder einen König, Sunteil wird bald Kaiser sein, und alles steht gut in der besten aller Welten.«
    Die Neugier zerfleischte mir die Eingeweide. Aber ich hätte mir lieber die Zunge zerbissen, als dass ich gefragt hätte.
    Damiano lächelte. Ein bisschen hölzern, ein bisschen schief. »Es ist noch nicht sicher, das mit Sunteil, musst du wissen. Und wir haben auch keinen Anlass zu der Gewissheit, dass mit uns Roma alles gutgehen wird. Nein, auch das nicht.«
    »Wegen des neuen Königs, meinst du?«
    »Wegen des neuen Königs, ja.«
    Ich saß vollkommen bewegungslos da und starrte ihn an. Und Damiano – trotz all der Weinhitze, die in den tiefdunklen Falten seiner dicken, schweren Haut brannte, saß ebenso still und bewegungslos da und starrte mich genauso unerschütterlich-blöde an. Ich fühlte, wie stark der Mann war. O ja, ganz gewiss doch, der hatte das Blut meiner Väter in seinen Adern. War etwa er der neue König? Nein, aber nein, wenn das so wäre, er würde doch niemals so knapp nach der Wahl sich so weit von Galgala fortbegeben haben.
    »Na schön also«, sagte ich. »Wer ist es, Damiano?«
    »Es macht dir was aus?«
    »Du weißt doch, dass es mir was ausmacht.«
    »Aber du hast dich von all dem so weit abgesetzt. Du lebst außerhalb des Imperiums, inzwischen. Du haust an einem Ort voller Eis und Gespenster und schimmernder Fische.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Warum hast du uns das angetan, Yakoub?«
    »Es kommt immer mal die Zeit, wo Veränderung notwendig wird.«
    »Für die Roma? Oder für Yakoub?«
    »Ich dachte eigentlich an Yakoub«, antwortete ich. »Ich musste da weg, oder ich wäre an meiner Aufgabe erstickt.«
    »Gut, also du hast dich verdrückt, und es hat Veränderungen gegeben. Aber nicht bloß für dich, sondern für uns alle.«
    »Wer ist es, Damiano?«
    Der Blick, den er mir zuwarf, war furchtbar.
    »Shandor«, sagte er.
    » Mein Sohn Shandor ist König der Zigeuner?«
    »Ja, Shandor ist es.«
    Und das war wie ein gewaltiges scharfes Messer, das mir durch den Unterleib fuhr, schneidend und sich drehend. Diese paar Worte, die einen Sachverhalt ausdrückten. Ich hatte das Gefühl, als steige mein eigenes Blut in mir gurgelnd und sprudelnd und spritzend herauf. Es kostete mich unendliche Anstrengung – so schwer war mir kaum je etwas in meinem Leben geworden –, nicht über den Tisch zu springen, Damiano nicht die Finger um den Hals zu pressen und ihn zu zwingen, diese Worte wieder hinunterzuschlucken und nichtgesagt zu machen. Jedoch, ich bewegte mich nicht, und ich sprach auch nicht. Hier war ein

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