Zikadenkönigin
Nischen, die durch Vorhänge abgeteilt waren. Die Kunststoffpolster der Stühle rochen nach Schweiß und Desinfektionsmitteln. James warf eine Münze ein und sah sich die Show an.
Dann ging er zu den anderen Maschinen und untersuchte sie ebenfalls. Er kehrte wieder in den vorderen Teil des Geschäfts zurück. Der Inhaber saß auf einem Hocker, riß die Plastikverpackung von unverkauften Zeitschriften und starrte auf einen kleinen Fernsehapparat unter der Theke.
»Diese Filme«, sagte James. »Das war Charly Chaplin. Und Douglas Fairbanks und Gloria Swanson …«
Der Mann blickte auf und glättete seine Haare. »Wirklich? Gefallen Ihnen die Stummfilme nicht?«
James zögerte. »Ich kann nicht glauben, daß Charly Chaplin Pornos gedreht hat.«
»Ich verrate nicht gern meine Zaubertricks«, sagte der Inhaber gähnend. »Aber die Filme sind echt. Haben Sie schon mal von der Hearst Mansion gehört? San Simeon? Der alte Hearst hat oft seine Gäste in Hollywood beim Bumsen gefilmt. Alle Schlafzimmer hatten Spionlöcher.«
»Oh«, sagte James. »Verstehe. Ist Mr. O'Beronne da?« Der Mann musterte ihn neugierig. »Kennen Sie den alten Kerl? Ich habe nicht viele Kunden, die ihn kennen. Seine Kundschaft hatte recht ausgefallene Vorlieben, wie ich hörte.«
»Er müßte eine Flasche für mich haben.«
»Ich seh mal hinten nach, vielleicht ist er wach.« Der Inhaber verschwand. Einige Minuten später kehrte er mit einem braunen Fläschchen zurück. »Ich hab hier einen Liebestrank.«
James schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, das ist falsch.«
»Aber das Zeug ist gut, Mann! Es funktioniert. Es wird Sie umhauen.« Der Inhaber war verwirrt. »Ihr jungen Kerle wollt doch immer nur Liebestränke haben. Aber ich glaube, ich muß wohl den alten Knaben für Sie wecken, wenn ich ihn auch nur äußerst ungern störe.«
Die Minuten dehnten sich. Im Nebenraum raschelte und quietschte etwas. Schließlich kam der Inhaber durch die Vorhänge zurück und zog einen Rollstuhl hinter sich her. Mr. O'Beronne saß darin, in Verbände gewickelt, den runzligen Kopf mit einer schmutzigen Mütze bedeckt. »Oh«, sagte er nach einer Weile. »Sie schon wieder.«
»Ja, ich bin gekommen, um mein …«
»Ich weiß, ich weiß.« Mr.O'Beronne zuckte unbehaglich in seinen Kissen. »Meinen … Geschäftspartner Mr. Ferry haben Sie ja schon kennengelernt.«
»Ich bin jetzt hier der Manager«, sagte Mr. Ferry. Er blinzelte James hinter Mr. O'Beronnes Rücken zu.
»Ich bin James Abernathy«, sagte James. Er gab ihm die Hand.
Ferry verschränkte abweisend die Arme. »Entschuldigen Sie, aber so etwas tue ich nicht.«
Mr. O'Beronne gackerte schwach und bekam sofort einen Hustenanfall. »Nun, mein Junge«, sagte er schließlich, »ich hatte gehofft, lange genug zu leben, um Sie wenigstens noch einmal zu sehen … Mr. Ferry! Da hinten steht eine Kiste, unter Ihren schmutzigen Filmplakaten …«
»Aber ja, aber ja«, sagte Ferry nachsichtig. Er ging hinaus.
»Lassen Sie sich ansehen«, sagte Mr. O'Beronne. Seine Augen in den trockenen, düsteren Höhlen sahen aus wie Eidechsenaugen. »Nun, was halten Sie von meinem Laden? Seien Sie ehrlich.«
»Er hat schon besser ausgesehen«, sagte James. »Sie auch.«
»Und das gilt für die ganze Welt, was?« sagte Mr. O'Beronne. »Aber er ist ein ausgezeichneter Geschäftsmann, der junge Ferry. Sie sollten sehen, wie er die Bücher führt.« Er winkte mit einer Hand; die Gelenke waren von Gicht gezeichnet. »Es ist wirklich ein Segen, daß ich mich darum nicht mehr kümmern muß.«
Ferry tauchte mit einer großen Holzkiste wieder auf. In der Kiste waren staubige Aluminiumdosen in Sechserpacks. Er stellte sie vorsichtig auf die Theke.
In den Dosen war Youth Water. »Danke«, sagte James und riß die Augen auf. Er nahm einen Pack in die Hände und zog eine Dose heraus.
»Nicht«, sagte O'Beronne. »Das ist alles für Sie. Genießen Sie es, Junge. Ich hoffe, Sie sind zufrieden.«
James ließ die Dosen sinken. »Was ist mit unserer Verabredung?«
O'Beronne schlug gedemütigt die Augen nieder. »Ich muß mich wirklich entschuldigen. Aber ich kann unseren Handel nicht länger aufrechterhalten. Ich habe einfach nicht mehr die Kraft. Also gehört Ihnen jetzt alles. Es ist alles, was ich noch finden konnte.«
»Yeah, das sieht tatsächlich aus wie ein Restposten«, sagte Ferry nickend, während er seine Fingernägel begutachtete. »Die hat seit einer ganzen Zeit niemand mehr in der Hand gehabt – Ich glaube die
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