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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Abfüllanlage hat dicht gemacht.«
    »Immerhin, eine ganze Menge Dosen …«, sagte James nachdenklich. Er zückte seine Brieftasche. »Ich habe Ihnen einen schönen Wagen mitgebracht, er steht draußen …«
    »Das ist jetzt unwichtig«, sagte Mr. O'Beronne. »Behalten Sie nur alles. Betrachten Sie es als Dreingabe.« Seine Stimme brach. »Ich hätte nie gedacht, daß es dazu kommen würde, aber Sie haben mich geschlagen. Ich muß es zugeben, ich bin fertig.« Sein Kopf sank schwach nach vorn.
    Mr. Ferry nahm die Handgriffe des Rollstuhls. »Er ist müde«, sagte er leise. »Ich will ihn wieder nach nebenan schieben …« Er zog den Vorhang zurück und schob den Rollstuhl mit dem Fuß hindurch. Dann wandte er sich wieder an James. »Nehmen Sie nur die Kiste, Sie finden ja allein hinaus. Stets zu Diensten. Auf Wiedersehen.« Er nickte energisch.
    »Auf Wiedersehen, Sir!« rief James. Keine Antwort.
    James schleppte die Kiste zu seinem Wagen hinaus und stellte sie auf den Rücksitz. Er blieb eine Weile sitzen und trommelte nachdenklich mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Schließlich ging er noch einmal hinein.
    Mr. Ferry hatte unter der Registrierkasse ein Telefon hervorgezogen. Als er James sah, blickte er sofort auf. »Was vergessen, Kumpel?«
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte James. »Ich habe gedacht … was ist mit diesen ungeschriebenen Regeln?«
    Der Inhaber sah ihn überrascht an. »Ach, das hat der alte Knabe auch gefragt. Regeln, Standards, Qualität.« Mr. Ferry ließ nachdenklich den Blick über seine Waren wandern. Dann sah er James in die Augen. »Welche Regeln ?«
    Es entstand ein kurzes Schweigen.
    »Das habe ich auch nie so ganz verstanden«, sagte James. »Aber ich würde gern Mr. O'Beronne danach fragen.«
    »Sie haben ihn schon genug belästigt«, sagte der Geschäftsführer. »Sehen Sie nicht, daß er im Sterben liegt? Sie haben, was Sie wollten, also hauen Sie ab, los!« Er verschränkte die Arme. James blieb unbeeindruckt stehen.
    Der Inhaber seufzte. »Hören Sie, ich bin nicht zum Vergnügen hier. Wenn Sie sich hier rumdrücken wollen, müssen Sie noch ein paar Wertmarken kaufen.«
    »Ich habe die Filme schon gesehen«, sagte James. »Was verkaufen Sie sonst noch?«
    »Oh, sind die Maschinen nicht gut genug für Sie?« Mr. Ferry rieb sich das Kinn. »Nun, es ist eigentlich nicht mein Gebiet, aber ich könnte Ihnen ein oder zwei Gramm von Señor Buendia's kolumbianischem Zauberpulver verschaffen. Die Kostprobe ist umsonst. Nein? Sie sind aber schwer zufriedenzustellen, Kumpel.«
    Ferry setzte sich und verzog entnervt das Gesicht. »Ich kann ja nicht mein ganzes Warenlager umstellen, nur weil Sie so wählerisch sind. Ein kluger Mensch wie Sie sollte einen größeren Fisch braten als einen Zauberladen. Vielleicht gehören Sie einfach nicht hierher, Kumpel.«
    »Nein, es hat mir immer hier gefallen«, sagte James. »Früher jedenfalls … einmal wollte ich den Laden sogar kaufen.«
    Ferry kicherte. »Sie? Hören Sie auf.« Sein Gesicht verhärtete sich. »Wenn es Ihnen nicht gefällt, wie ich den Laden führe, dann verschwinden Sie lieber.«
    »Nein, nein, ich glaube schon, daß ich hier etwas finden kann«, sagte James rasch. Er deutete aufs Geratewohl auf ein dickes, gebundenes Buch ganz unten in einem Stapel, der hinter der Theke aufgebaut war. »Versuchen wir das mal.«
    Mr. Ferry zuckte die Achseln und zog das Buch mit ungeduldigen Bewegungen heraus. »Es wird Ihnen gefallen«, sagte er wenig überzeugend. »Marilyn Monroe und Jack Kennedy heimlich in einem Strandhaus.«
    James blätterte die glänzenden Seiten durch. »Wieviel?«
    »Wollen Sie es haben?« fragte der Inhaber. Er betrachtete den Buchrücken und legte es wieder auf die Theke. »Okay, 50 Dollar.«
    »Einfach so, in bar?« fragte James überrascht. »Keine Zauberei?«
    »Bargeld ist Zauberei, Kumpel.« Der Inhaber zuckte die Achseln. »Okay, 40 Dollar, und Sie müssen meinen Hund küssen.«
    »Dann lieber fünfzig«, sagte James. Er zückte seine Brieftasche. »Huch!« Durch eine ungeschickte Bewegung war sie ihm aus der Hand geglitten und hinter die Theke gefallen.
    Mr. Ferry bückte sich danach. Als er sich wieder aufrichtete, knallte James ihm das schwere Buch auf den Kopf. Der Geschäftsführer brach darauf stöhnend zusammen.
    James sprang über die Theke und schob die Vorhänge zur Seite. Er packte den Rollstuhl und schob ihn hinaus. Die Reifen polterten über Ferrys ausgestreckte Beine. Der unsanft durchgeschüttelte Mr.

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