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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ihn. Sie blickte ängstlich nach oben. »Armer Omar«, sagte sie. Sie legte die Hände vor den Mund. »Bruder, sei vorsichtig!« rief sie.
    Der Copilot des Prinzen gab dem Wächter ein Megaphon. Der Wächter hob es und rief sie an.
    Plötzlich veränderte sich der Ton der Hubschraubermaschine. Braune Qualmwolken quollen aus den verchromten Auspuffrohren. Der Prinz schwenkte plötzlich ab und kämpfte mit den Kontrollen. Der Wächter verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Meer. Die Dajak-Matrosen, die auf den Befehl gewartet hatten, die Segel zu reffen, lachten laut.
    »Was war das denn?« sagte Brooke.
    Der Hubschrauber klatschte schwer in die Bucht und schwankte in der Heckwelle des Schiffs. Die Maschinen spuckten karamelfarbenen Qualm aus und erstarben mit einem schrecklichen Knirschen. Das Schiff segelte weiter. Sie sahen schweigend zu, wie der nasse Wächter langsam hinüberschwamm und sich auf den Schwimmer zog.
    Brooke hob die Augen zum Himmel. »Großer Buddha, vergib mir meine Zweifel …«
    »Zucker«, sagte Seria traurig. »Ich hab eine Tüte Zucker in den Benzintank gekippt. Ich hab seinen wundervollen Hubschrauber ruiniert. Armer Omar, er hat die Maschine wirklich geliebt.«
    Brooke starrte sie an, dann platzte er gackernd heraus. Seria ignorierte ihn mit königlicher Würde. »Leb wohl, Brunei. Jetzt könnt ihr uns nicht mehr halten.«
    »Wohin fahren wir?« sagte Turner.
    »Nach Westen«, sagte Moratuwa. »Die Meeresarchen werden sich viele Jahre lang ausbreiten. Ich muß ein Zeichen setzen, indem ich die Botschaft zur weltgrößten Ballung überholter Industrien trage.«
    Brooke grinste. »Er meint Amerika.«
    »Wir werden in Hawaii beginnen. Es ist ein tropisches Land, in dem unser Wissen sofort umgesetzt werden kann.«
    »Wartet«, sagte Turner. »Davon habe ich mich doch gerade verabschiedet! Ich habe ein Vermögen ausgeschlagen, um im Osten bleiben zu können.«
    Seria nahm seinen Arm und strahlte ihn an. »Du bist doch ein Träumer, Liebster. Was für eine wundervolle Geste. Ich liebe dich, Turner.«
    »Hören Sie«, sagte Brooke, »ich habe mein Haus zurückgelassen, meinen Adelstitel und alle alten Freunde. Ich bin älter als Sie, also ist meine romantische Geste größer.«
    »Aber«, sagte Turner, »es war doch schon alles entschieden. Ich sollte euch in Brunei helfen. Ich hatte Ideen, Pläne. Jetzt ist alles hinfällig.«
    Moratuwa lächelte. »Die Welt wird nicht nach Ihren Plänen gemacht, junger Mann.«
    »Nach wessen Plänen denn?« fragte Turner. »Nach Ihren vielleicht?«
    »Nach niemandes Plänen«, sagte Brooke. »Wir müssen uns einfach nach Kräften bemühen, ganz egal, was kommt. Basteln, erinnern Sie sich?« Brooke breitete die Arme aus. »Aber es ist eine Welt der Greise, Junge. Wir sind mehr als ihr. Schnelle Autos und der Zukunftsschock und der Trip des Westens … das ist ein vergangenes Jahrhundert. Wir mögen träge Sonnentage. Wir mögen einen Ort, an den wir gehören, und sanfte Dinge in unserer Umgebung.« Er lächelte. »Okay, Sie sind jetzt etwas durcheinander, aber bis wir Hawaii erreichen, werden Sie sich wieder beruhigt haben. Dort gibt es ziemlich viel umzugestalten. Sie werden einer von uns sein!« Er deutete auf die Satellitenantenne. »Sobald wir das Ding aufgebaut haben, rufen wir ihre Banken an.«
    »Es ist eine gute Welt für uns, Turner«, sagte Seria drängend. »Nicht ganz im Osten, nicht ganz im Westen – wie wir zwei. Sie wurde für uns geschaffen, und dort sind wir am besten aufgehoben.« Sie umarmte ihn.
    »Ihr seid entkommen«, sagte Turner. Niemand sagte mehr viel über die Dinge, die geschehen waren, nachdem Dornröschen erwacht war.
    »Ja, ich habe mich befreit«, sagte sie und umarmte ihn fester. »Und ich nehme dich mit.«
    Turner starrte über ihre Schulter nach Brunei zurück, zu den heißen grünen Mangrovenwäldern und dem warmen Schlamm. Allmählich begann er die Wahrheit zu begreifen. Sie nahm ihn auf wie feiner Treibsand. Er würde sich hineinfinden. Er konnte seine Zukunft sehen, klar und vorbestimmt wie fünfzig glückliche Jahre in Maschinensprache.
    »Vielleicht wollte ich es so«, sagte er schließlich. »Wenn es auch absolut nicht das ist, was ich geplant hatte.«
    Brooke lachte. »Ach, Sie fahren mit einer Prinzessin und acht Millionen Dollar nach Hawaii. Sie werden schon irgendwie damit zurechtkommen.«
     
    Originaltitel: ›Green Days in Brunei‹
    Copyright© 1985 by Davis Publications, Inc.
    (erstmals erschienen in ›Isaac

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