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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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»Mein Gott«, sagte Turner. Es gab einen leisen Knall, als das Schiff ablegte, dann knatterte die Takelage. Die Mannschaft setzte die Segel.
    Nach längerem Suchen fand Brooke die Batterien in einem Geheimfach. Er setzte sie ins Hörgerät.
    Turner sagte: »Geben Sie's zu – Sie sind überrascht, mich zu sehen, was? Glauben Sie immer noch, daß Sie sich bei mir geirrt haben?«
    Brooke sah ihn verblüfft an. »Überrascht? Haben Sie nicht Serias Nachricht im Netz bekommen?«
    »Was? Nein. Ich habe letzte Nacht am Kai geschlafen.«
    »Sie haben die Nachricht nicht erhalten?« sagte Brooke. Er grübelte. »Warum sind Sie dann hier?«
    »Sie sagten, Sie könnten mir helfen, wenn ich Geldprobleme hätte«, sagte Turner. »Nun, jetzt ist es soweit. Sie müssen sich was überlegen, damit ich von dieser Erbschaft loskomme. Ich weiß, es sieht nicht danach aus, aber ich habe wirklich für immer mit meiner Familie gebrochen. Ich will hierbleiben und versuchen, mit Seria zusammenzukommen.«
    Brooke runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Sie wollen bei Seria bleiben?«
    »Ja, hier in Brunei und bei ihr!« Turner setzte sich auf die Koje und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum. »Ich weiß, ich hab Ihnen gesagt, daß Brunei nur eine kleine Glaskugel ist, vom Rest der Welt abgetrennt und so weiter. Aber ich denke jetzt anders! Ich hab's mir überlegt, und jetzt verstehe ich mehr. Brunei ist wichtig! Es ist klein, aber es kommt auf die Idee an, nicht auf den Maßstab. Ich komme schon zurecht, ich füge mich hier ein – das haben Sie selbst gesagt.«
    »Was ist mit Seria?«
    »Okay, das ist ein Teil davon«, gab Turner zu. »Ich weiß, daß sie dieses Land nie verlassen würde. Ich kann mit meiner Familie brechen, das ist kein Problem, aber sie ist von königlicher Abstammung. Sie kann nicht fortgehen, ebensowenig, wie Sie Ihr ganzes Geld zurücklassen würden. So sind Sie beide hier gefangen. Also gut. Das kann ich akzeptieren.« Turner blickte auf. Sein Gesicht glühte vor Entschlossenheit. »Ich weiß, daß es für Seria und mich nicht einfach wird, aber es ist an mir, das Opfer zu bringen. Jemand muß eine große Geste machen. Nun, dann tue ich es eben.«
    Brooke schwieg einen Augenblick lang, dann klopfte er ihm auf die Schulter. »Das ist ja ein ganz neuer Turner, den ich da sehe. Also haben Sie den alten raffinierten Techniker abgestreift? Und spielen jetzt den Helden!«
    Turner kam sich dumm vor. »Hören Sie auf, Brooke!«
    »Und Sie lehnen das ganze schöne Geld ab.«
    Turner faltete unschlüssig die Hände. »Ich bin es leid, mich von alten Knackern manipulieren zu lassen.«
    Brooke rieb sich das unrasierte Kinn und grinste. »Junge, Sie müssen noch eine Menge lernen.« Er ging zur Tür. »Aber das ist in Ordnung, ist ja nichts passiert. Es kann immer noch gutgehen. Lassen Sie uns an Deck gehen und sehen, ob wir wirklich weit genug draußen sind.«
    Turner folgte Brooke zu seinem Deckstuhl an der Bambusreling. Das Schiff machte auf einem Kanal zwischen sumpfigen Niederungen gute Fahrt. Sie hatten den Hafen verlassen und fuhren parallel zu einem dicht mit Mangroven bewachsenen Ufer. Brooke setzte sich und öffnete ein Fernglasfutteral. Er musterte die Stadt hinter ihnen.
    Turner sah entrückt und mit leichtem Kopf zu, wie der dreifache Bug durchs Wasser schnitt. Er lächelte, als sie die erste Bohrplattform passierten. Sie schien zum Angeln einzuladen.
    »Diese Bank«, sagte Turner. »Wir müssen uns irgendwann mit ihr befassen – wohin fahren wir überhaupt?«
    Brooke lächelte, ohne das Fernglas abzusetzen. »Junge, ich habe diesen Tag schon vor langer Zeit geplant. Ich setze alles auf eine Karte. Aber trotzdem, ich bin nicht stolz. Ich kann mich anpassen. Sie haben mir eine Menge Ärger gemacht. Sie sind mit Ihren verdammten Stiefeln herumgetrampelt, wo selbst Engel leise auftreten. Aber ich habe endlich eine Möglichkeit gefunden, Sie einzufügen. Turner, ich werde Ihr Leben umgestalten.«
    »Wirklich?« sagte Turner. Er trat näher und beugte sich drohend über Brooke. »Was suchen Sie da eigentlich?«
    Brooke seufzte. »Hubschrauber. Polizeiboote.«
    Turner erschrak, als er es begriff. »Sie verlassen Brunei! Sie hauen ab!« Er starrte Brooke an. »Sie Hund! Und Sie haben mich an Bord festgehalten!« Er packte die Reling. Er riß an seinen schweren Stiefeln herum, bereit, ins Wasser zu springen und zurückzuschwimmen.
    »Seien Sie nicht dumm!« sagte Brooke. »Sie machen ihr nur Schwierigkeiten!« Er

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