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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hierher.
    Die Putzfrau hatte sich in einem der Personalzimmer des Hotels hingelegt. Es war ungewiss, ob sie in dieser Nacht mehr als ein paar Worte mit Winter würde sprechen können. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
    Vorsichtig ging er um den Körper herum. Das Lager aus Laken war vierzig oder fünfzig Zentimeter hoch.
    Das war kein Zufall. Der Mörder hatte es so arrangiert. Wann? Während Elisabeth Ney … wartete? Oder vorher? Hatte der Mörder geplant, was passieren würde? Ja. Nein. Ja. Ja. Jemand, der Zugang zu diesem Raum hatte. Zu diesem Hotel. Einem alten Hotel, das auf halbem Weg zwischen dem »Revy« und dem »Gothia Towers« lag, die Entfernung war groß. Das Hotel war nicht luxuriös, aber auch nicht schäbig. Ein Hotel für den Normalverbraucher. Wie Elisabeth Ney. Wie ist sie hierher geraten? In diese verdammte Wäschekammer? Sie hatte nicht eingecheckt im Hotel, das wusste er schon, und auf keinen Fall für diesen Raum. Winter wartete auf den Arzt und ging hinaus zu den beiden Polizisten, die im Treppenhaus Wache standen. Er bat sie, einen Schritt zur Seite zu treten, damit er die Vorderseite der Tür in Augenschein nehmen konnte. Dort gab es nichts, sie war blank, kein Schild, keine Ziffern. Warum hier?, dachte er.
    »Warum hier?«, fragte Ringmar. Aneta Djanali stand neben ihm. Sie betrachtete Elisabeth Neys toten Körper und die Umgebung. Es war wie ein Bühnenbild.
    »Er hat es so arrangiert«, sagte sie. »So … sollten wir ihr begegnen.«
    Winter nickte.
    »Er muss alles sehr genau vorbereitet haben.«
    »Die Kammer war nicht abgeschlossen«, sagte Winter.
    »Warum nicht?«, fragte Ringmar.
    »Unbequem«, sagte Winter. »Das Personal geht hier ständig ein und aus.«
    »Er muss hier gewesen sein.« Aneta Djanali sah sich erneut um. »Er muss schon früher hier gewesen sein, mehrere Male.«
    Winter nickte wieder.
    »Jemand muss ihn kennen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Winter.
    »Aber vielleicht ist er hier so bekannt, dass ihn niemand beachtet«, sagte Aneta Djanali. »Er konnte kommen und gehen, wie es ihm gefiel.«
    »Bingo«, sagte Winter.
    »Vielleicht tut er das immer noch«, sagte Aneta Djanali.
    »Könnte der Mörder hier arbeiten?«, überlegte Ringmar laut.
    Niemand ging darauf ein.
    Niemand glaubte daran. Sie würden alle befragen, die hier arbeiteten, aber das gehörte zur Routine. Vielleicht würden sie andere Antworten bekommen, vielleicht würden ihnen einige helfen.
    »Warum gerade hier?« Ringmar sprach mehr mit sich selbst.
    »Weil es ein Hotel ist«, antwortete Winter.
    »Aber das hier ist kein richtiges Zimmer«, sagte Ringmar, »und vor allen Dingen nicht Zimmer Nummer zehn.«
    »Das spielt für ihn keine Rolle mehr«, sagte Winter.
    »Wie meinst du das?«
    »Es ist nicht dieselbe Art Mord wie der an Paula.« Winter ließ den Blick über den Körper wandern. »Er erinnert daran, aber die Morde gehören nicht zusammen.« Er sah auf. »Der Mord war geplant, aber nicht so wie der Mord an Paula. Er hat sich erst hinterher ergeben, war vielleicht nicht mal von vornherein beabsichtigt.«
    »Wir wissen doch noch gar nicht, ob es derselbe Mörder war«, sagte Ringmar.
    »Meinst du, dem Mörder blieb nichts anderes übrig, als Elisabeth Ney zu ermorden?«
    »Wir werden ja sehen«, sagte Winter und musterte den Körper. Es war eine ungewohnte Situation: sich über einen toten Menschen zu beugen, dem er schon einmal begegnet war, mit dem er gesprochen, dem er Fragen gestellt, zugehört hatte. Ein Mord während einer Ermittlung war an und für sich ungewöhnlich. Die meisten Mörder waren Minuten nach der Tat bekannt. Manchmal schon, bevor sie den Mord begingen. Aber selbst bei einem Mord während einer Ermittlung war es sehr ungewöhnlich, dass der Ermittler dem Mörder vorher schon begegnet war. Das hatte er bisher nur einmal erlebt. Damals war er aufgeregt gewesen, und auch jetzt war er es wieder. Das Gefühl behinderte aber nicht seinen Gedankenfluss. Vielleicht half es ihm, klar zu denken. Das Blut floss schneller.
    Winter ließ Ringmar und Aneta Djanali zurück und ging ins Treppenhaus. Die Luft wirkte jetzt frischer, obwohl sie nicht wirklich frisch war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass hier irgendetwas frisch war. All das Weiß erinnerte an Krankheit und Tod. In einem Krankenhaus, einer Leichenhalle war alles weiß. In der Kirche. Weiß war die Farbe des Todes.
    Sein Handy klingelte.
    »Ich bin unten«, sagte Halders.
    »Komm rauf«, sagte Winter. Er wartete auf der

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