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Zimmer Nr. 10

Titel: Zimmer Nr. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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haben kein Recht, bei uns einzudringen!«
    »Wir hatten das Einverständnis Ihrer Frau«, sagte Winter.
    »Was soll das heißen?«
    »Dass wir ihr Einverständnis haben.«
    »Das werd ich genau prüfen, darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Wir können Sie auch zum Verhör einbestellen«, sagte Winter. »Sie abholen lassen. Prozessordnung dreiundzwanzig, Paragraph sieben.«
    »Wir wissen, was wir tun«, sagte Ringmar. »Wir dringen nirgendwo ein.«
    Darauf sagte Mario Ney nichts mehr.
    »Würden Sie bitte Licht anmachen, Herr Ney?«, bat Winter so sanft wie möglich.
    Mario Ney schaute in Winters Richtung. Sein Blick war hart. »Wollen Sie noch bleiben? Soll ich anfangen, das Abendessen vorzubereiten?« Er lachte auf. »Oder gleich die Betten beziehen? Haben Sie Laken mitgebracht?«
    »Sie sind wegen Paula hier«, sagte Elisabeth Ney.
    Ihre Stimme klang seltsam fremd. Sie klang plötzlich stark und klar. Elisabeth Ney hatte ein paar Schritte ins Zimmer gemacht. Das Abendlicht hatte sich gerötet, im Augenblick brauchten sie kein Licht. Überall war Licht.
    Mario Ney blieb stehen. Ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben.
    »Sie versuchen herauszufinden, was mit Paula passiert ist, Mario. Sie tun doch nur ihre Pflicht.« Elisabeth Ney sah Winter an und dann wieder ihren Mann. »Wenn es hilft … hierher zu kommen … dann dürfen sie das jederzeit.«
    »Ja, ja.« Mario Ney schien zu schrumpfen, um Zentimeter kleiner zu werden. »Jederzeit. Auch mitten in der Nacht.«
    »Sie möchten etwas über Paulas Freund wissen«, sagte sie.
    »Was? Was?« Mario Ney zuckte wieder zusammen. Winter konnte nicht erkennen, ob vor Überraschung. Das rote Licht war wieder verschwunden, genauso schnell, wie es gekommen war. Jetzt war es wirklich dunkel im Zimmer.
    »Sie hatte offenbar einen Freund«, sagte Elisabeth Ney.
    Winter ging rasch um das Sofa herum und schaltete eine Stehlampe mit großem Schirm an. Im Raum wurde es hell wie auf einer Bühne. Des Öfteren schon hatte er gedacht, er befände sich auf einer Bühne, wenn er in einem Zimmer gestanden und fremden Menschen Fragen gestellt und gleichzeitig versucht hatte, ihre Gesichter zu studieren, als könnte er innerhalb von Sekunden alles über sie erfahren. Als stünden sie alle im Scheinwerferlicht, vor Publikum. Als wäre er bald mit seinem Text an der Reihe. »Wir wissen es nicht«, sagte er, »deswegen fragen wir.«
    »Aber Sie müssen es doch von jemandem gehört haben.«
    Mario Neys dunkles Gesicht war deutlich erkennbar im künstlichen Licht.
    »Wollen wir uns nicht setzen?«, fragte Winter.
    Mario Ney betrachtete die Möbel, als sehe er sie zum ersten Mal und als müsse er erst lernen, wie man sitzt.
    Er machte einen Schritt und versank in einem Sessel, richtete sich jedoch sofort wieder auf. »Was soll das heiß … Paula soll einen Freund gehabt haben? Wann sollte das gewesen sein?«
    »Hatte sie in der letzten Zeit einen Freund?«, fragte Ringmar.
    Herr im Himmel. Winter sah Elisabeth Ney an, aber sie reagierte nicht. Alle Kräfte hatten sie wieder verlassen. Sie saß auf dem äußersten Rand des Sofas, als wollte sie jeden Moment aufspringen.
    »Nein«, sagte Mario Ney.
    »Wann hatte Paula das letzte Mal einen Freund?«, fragte Winter.
    Mario Ney antwortete nicht. Seine Frau schien die Frage nicht gehört zu haben. Winter vernahm die Sirene auf der Straße, ein Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus oder zu einem Kranken. Vor einer Weile hatte er erwogen, selbst einen zu rufen, als Elisabeth Ney tief in sich zu verschwinden, sich von sich selbst zu entfernen drohte. Jetzt war sie wieder auf dem besten Weg dorthin. Ihr Mann sah sie an. Er antwortete nicht auf Winters Frage.
    Winter wiederholte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Versuchen Sie nachzudenken.«
    »Das ist sinnlos.«
    »Warum?«
    »Sie hatte keinen Freund.«
    »Wie bitte?«
    Mario Ney sah seine Frau an. Sie hörte nichts, sie sah nichts.
    »Mir ist niemand vorgestellt worden.« Er schleuderte es ihnen förmlich entgegen. »Nie.«
    »Wirklich nie?«
    »Haben Sie mich nicht verstanden?« Er sah Winter direkt an. »Soll ich es noch tausend Mal wiederholen?«
    »Hat Paula Ihnen nie einen Freund vorgestellt?«, fragte Winter.
    Mario Ney schüttelte den Kopf. »Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen?«
    Ringmar zog eine Augenbraue hoch. Elisabeth Ney auf der Sofakante rührte sich nicht. Wieder ertönte die Sirene in der sich verdichtenden Dunkelheit, jetzt kam das Geheul von der anderen Seite. Wieder hatte

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