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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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mir denn ursprünglich erzählen?«
    An dem Heck des Lasters wird gerade eine Rampe heruntergelassen.
    »Ich wollt dir nur sagen, dass der Boni gesehen worden ist!«
    Zwei ziemlich schwere Jungs in schwarzen Lederjacken erscheinen auf der Ladefläche und machen sich an den Spanngurten von zwei ebenso schweren Motorrädern zu schaffen.
    »Ja gut, und?«
    »In einem Auto!«
    »Ah ja?«
    Es muss ziemlich viel Arbeit sein, die dicken Maschinen den schmalen Weg hochzuschieben, ich kann von mir aus ohne Weiteres erkennen, dass die Köpfe der zwei Harleybrüder dunkelrot angelaufen sind.
    »In einem roten Auto!«
    »Aha?«
    »In einem Audi!«
    Die Emerenz ist dermaßen skandalisiert, dass sie sich gar nicht über die Motorradgeschichte aufregt.
    »Mei, der wird halt mit dem Taxi gefahren sein.«
    »Beim Horstl hat’s kein rotes Taxi!«
    Von oben vom Hotel kommt jetzt eine lange Gestalt im grauen Hemd, bleibt bei den Rockern stehen, die gerade eine Verschnaufpause einlegen und deutet auf den Truck.
    »Mein Vater in einem roten Audi, wirklich?«, frage ich eher zerstreut, weil ich jetzt genau hinschauen muss, was der neue Super-Zumsler-Geschäftsführer mit den Harley-Leuten vorhat. »Ein A3 oder was?«
    »A6, keine zwei Jahr alt!«
    Der Emerenz kann man wirklich nichts vormachen. Und die Männer am Klostergarten diskutieren, denn sie deuten auf den Lastwagen, klar, der muss so schnell wie möglich wieder von der Insel runter, sie fuchteln herum, dann löst sich der Schweizer aus der Gruppe und wenn mich nicht alles täuscht, kommt er direkt auf unser Haus zu.
    »Und ein Weiberleut war am Steuer!«
    »Wie, ein Weiberleut?«
    Der kommt sicher und will wieder irgendetwas umkrempeln! Ich bekomme eine kleine Nervositätsattacke, weil ich nicht weiß, wie er auf mich zu sprechen ist nach meiner zickigen E-Mail, auf die ich keine Antwort bekommen habe, und zupfe an meiner Frisur. Meine Finger bleiben wie immer darin stecken.
    »Das war sicher eine Fußpflegerin oder so, der Papa hat doch immer Ärger mit seinem Zehnagel. Die hat ihn wahrscheinlich nur zum Dampfer gebracht, damit er nicht laufen muss.«
    »Seit wann ist in Gollenshausen ein Dampfersteg?«
    Jetzt wird es mir zu bunt, ich bin zwar eine Frau und Multitasking ist mein zweiter Vorname, aber ich kann mich unmöglich weiter auf das Getratsche der Emerenz konzentrieren und gleichzeitig darauf, dass dieser Jude-Clooney-Verschnitt jetzt auf mich zusteuert und mir die Hand hinstreckt.
    »Grüezi.«
    »Servus.«
    Ich kann mich an überhaupt keinen Film erinnern, in dem ich George Clooney oder Jude Law gut finde.
    »Sie als Sonnfischerin haben doch sicher allerlei Gerätschaften, oderrr?«
    Mann, geht’s eigentlich noch geschwollener?
    »Gerätschaften? Ja, sicher.«
    »Können Sie uns vielleicht helfen?«
    »Kommt drauf an.«
    Die Emerenz hat unsere karge Konversation mitverfolgt und jetzt wird es ihr langsam zu bunt.
    »Oiso nacha, das ist fei die Kati! Da können s’ ruhig Kati sagen zu der, oder? Kriegts ihr die Mopeds ned an Berg nauf, ha?«
    »Ja, ich würde den Herren gerne helfen, aber wir brauchen ein Seil.«
    Die zwei Lederjackenträger haben sich jetzt zu uns gesellt und sind immer noch schwer am Schnaufen. Kein Wunder, bei den Bierwampen.
    »Seil hilft da nichts, wenn Sie mich fragen. Blasi, jetzt ist gut!« Ich weiß nicht, was dieser Kater hat, aber ihm läuft quasi der Sabber aus dem Mund, während er verzückt seine Haare an die feine Geschäftsführeranzughose hinreibt und gar nicht mehr weggeht.
    »Ist das Ihre Katze?«
    »Mögen Sie keine Katzen?«, pampe ich zurück.
    »Doch, sehr. Hunde sind mir allerdings noch lieber. Ich hatte sogar bis vor Kurzem selbst einen. Aber ich konnte ihn leider nicht mit auf diese Insel nehmen.«
    Na bitte. Deshalb. Der Blasi riecht wahrscheinlich nur den Hund und regt sich deshalb so auf.
    »Na ja, Hunde dürfen hier halt nicht frei herumlaufen. Das wär wahrscheinlich nicht gut gegangen, so schlecht, wie die meisten Hunde erzogen sind.«
    »Mein Hund war nicht schlecht erzogen.«
    »Und wo ist der jetzt, der gut erzogene Hund?«
    Was geht mich eigentlich der Hund von diesem Umkrempler an? Ich mag nämlich überhaupt keine Hunde, weil ich immer Angst davor habe, dass sie mich hinterrücks anfallen, seit mich der fiese kleine Wadlbeißer unseres Schulrektors einmal vom Radl heruntergeholt hat.
    »Der ist bei meiner Exfreundin.«
    Ah. Das ist eindeutig mehr Information, als ich eigentlich haben wollte, aber selber schuld.

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