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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Leonie in die Indianerausstellung geht nach Rosenheim. Ich mach heute Buchhaltung.«
    Dass der Lechner Sepp mit seiner Teenagertochter und seiner hutzeligen Mama gerade gemeinsam vor dem Tomahawk vom Sitting Bull steht, finde ich erst zum Lachen, aber dann werden mir wieder die Schultern schwer, weil ich gar nicht erst wüsste, wann und mit wem ich in eine Ausstellung gehen könnte. Ich habe ja noch nicht einmal eine Ahnung davon, wo mein Vater ist, nur dass sein Zimmer leer war, als ich heute früh vom See gekommen bin. Wahrscheinlich wieder ein Arzttermin, von dem ich nichts weiß.
    »Mit dem sollte man ihm eigentlich den Zeh abschneiden, damit endlich eine Ruh ist«, murmle ich vor mich hin, als ich mit dem elektrischen Fuchsschwanz unterm Arm allein zurückgehe. Die Säge surrt, ich arbeite mich vom dünnen Gestrüpp vor zu den dickeren Ästen. Ganz schön anstrengend, und ich denke mir die ganze Zeit, dass ich für solche Arbeiten nicht auf die Uni gegangen bin und dass es eh keiner merken würde, wenn ich mir jetzt einen Finger abschneide. Außer die Emerenz. Die kommt natürlich wie auf Bestellung vorbei, heute mit Kopftuch auf den Pudellocken, und schaut mir zu, wie ich versuche, den gespaltenen Stamm wegzuräumen, der noch quer über drei Bierbänken und ein paar umgeknickten Zaunlatten liegt.
    »Schwer, ha? Seids es ned versichert?«
    »Natürlich sind wir versichert, aber meinst du, dass da einer von der Bayerischen Wind&Wetter höchstpersönlich vorbeikommt und mir den Biergarten wieder herrichtet?«
    »Mei, fragst halt amal rum, auf der Insel hat’s ja genug Mannsbilder! Was ist mitm Schmied? Und mit dem Janni?«
    Ich finde, dass die Emerenz eindeutig zu viel mitbekommt von den Höhen und Tiefen unseres Familienbetriebes, und werde auf gar keinen Fall von Tür zu Tür gehen und um Hilfe betteln, damit jeder merkt, dass die Sonnfischerin ihren Betrieb doch nicht allein schaukeln kann. Die Wut schießt mir in die Arme, und fünf Schubkarrenladungen später ist der Mirabellenbaum in handliche Stücke zersägt und hinter dem Haus gestapelt. Geht doch.
    »Der schöne Baum! Weißt du eigentlich, dass der Kini damals die Herreninsel vor dem Abholzen bewahrt hat?«, seufzt die Emerenz und tupft mit der Gesundheitsschuhspitze in dem Berg aus Blättern herum, den ich gerade zusammengerecht habe. Das stimmt natürlich hinten und vorne nicht. Der Kini hat den Wald rund um sein Schloss nur stehen lassen, damit er von seiner Versailles-Kopie aus den See nicht sehen konnte zwecks perfekter Illusion.
    »Ja, genau. Er war praktisch der erste Grüne hier in der Gegend.«
    Die Emerenz ignoriert meine bissige Bemerkung.
    »Bist jetzt endlich fertig? Ich müsst dir nämlich was erzählen!«
    Das Ende ihres Satzes wird begleitet vom Brummen eines ziemlich dicken Lasters, der sich am Lattenzaun des Klostergartens entlang schiebt, Millimeter für Millimeter, bis er an dem schmalen Fußweg zur Kirche stehen bleibt. Die LKW-Plane ist schwarz, bis auf einen weißen Totenkopf mit Flügeln an den Schläfen.
    »Des san die Harleys!«, schimpft die Emerenz und reckt den Hals. »Die stehen Spalier für die Rockerhochzeit!«
    »Heute ist eine Rockerhochzeit im Hotel?«
    »Ja«, sagt die Emerenz, »hast nicht g’sehn, wie’s heut vom Schiff runterkommen ist, die Bagage, die satanische? Die Braut in Schwarz, des muss man sich amal vorstellen, wie der Leibhaftige! Und das Allerschlimmste ist ja, dass ich die Schwester Sebastiana gleich angerufen hab, gell, dass ja so was nicht geht auf einer klösterlichen Insel, und dann sagt die doch glatt zu mir, schwarz oder weiß, der Herrgott gibt einem jeden seinen Segen! Einem jeden seinen Segen! Ja, mir sind doch nicht beim Lidl, sondern in der katholischen Kirche! Da ist doch dem Belzebub Tür und Tor geöffnet, bei so einer Einstellung! Beim Wiggerl seiner Hochzeit, da hätt’s nur goldene Kutschen und weiße Rösser gegeben.«
    »Die wird das schon wissen, die Schwester Sebastiana, denn da wo du eine Standleitung zum Wiggerl hast, hat sie eine zum lieben Gott, und der ist in der Hierarchie leider immer noch eins über deinem König«, beschwichtige ich meine aufgebrachte Nachbarin. »Und die Hochzeit vom König Ludwig, die stand trotz goldener Kutschen unter keinem guten Stern, und darum hat sie auch nicht stattgefunden.« Und weil der gute Ludwig eher auf Jungs stand als auf seine Verlobte Sophie, aber das muss ich mit der Emerenz jetzt nicht unbedingt ausdiskutieren.
    »Was wolltest du

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