Zipfelklatscher
besonders gut in Humangenetik aus, aber Verbohrtheit meine ich an meinem Vater durchaus beobachtet zu haben. Kreativität und Leichtigkeit? Das ist dann wohl eher meine Schwester. Und ich? Ich bin eigentlich nur einigermaßen genervt, habe den halben Tag mit Hubsi verbracht und muss ehrlich sagen, dass ich jetzt gerne wieder meine Ruhe hätte. Die Arbeit ist liegengeblieben, Papa ist bis jetzt nicht wieder aufgetaucht, und deshalb sollte ich jetzt eher Business machen und nicht Ahnenforschung betreiben.
»Also, ich kenne jedenfalls eine Wirtstochter hier auf der Insel, und die hat ihre Künstlerkolonie noch nicht gefunden. Und ihr Vater ist der traditionsbewussteste Wirt in der ganzen Gegend. Der mit dem Schweinsbraten, von dem ich vorher erzählt habe.«
Auch wenn er Kroate ist. Und die Molly sicher nicht dem Schönheitsideal eines Kulturschreiberlings entspricht. Aber da soll sich der Hubsi dann selber Gedanken machen, wie er das in seinem Beitrag unterbringt.
»Ich gebe dir den Kontakt aber erst, wenn du mir versprichst, dass der Beitrag über mich richtig gute Werbung wird! Hand drauf?«
Weil ich es empfindlich merke, dass mir der Amsler Wirt als Kunde weggebrochen ist, finde ich meinen Einfall obergenial. Wenn ich Zorans Tochter mittels Fernsehbeitrag à la »Molly sucht Mann« unter die Haube bringe, dann ist er mir so dermaßen einen Gefallen schuldig, dass er sich das sicher noch einmal überlegt mit dem Fisch.
»Über dich kann man nur gute Beiträge machen!«
Hubsi denkt offensichtlich nicht daran, endlich in seinen Bayerischen Rundfunk zu fahren und sich an das piece über die Sonnfischerin zu machen, sondern sieht mich mit dem Elvis-Blick vom letzten Wochenende an.
»Und jetzt, wo wir alles im Kasten haben, da hast du doch ein bisschen Zeit für mich allein, oder? Jetzt, wo ich dich groß rausbringe?«
»Hubsi!«, flüstere ich. »Das war eine einmalige Angelegenheit! Exklusiv, sozusagen! Ich muss jetzt was arbeiten.«
»Jetzt komm, Kati! Wo wir doch offensichtlich auf das Gleiche stehen!« Hubsi kommt noch ein Stück näher und hat so ein lüsternes Glitzern im Blick, das ich sonst nur vom Blasi kenne, wenn er die restliche Meerrettichsahne aus der Rührschüssel schlecken darf.
»Ein bisserl härter, das war’s doch, oder? Magst du’s denn auch gern in den Po?«
»Pssssst! Wir haben Gäste!«
Ich fühle mich total bestätigt in meiner Theorie, dass es absolut nichts bringt, sich mit Männern öfter als einmal zu treffen, sonst kommen sie nur auf kolossal dumme Gedanken, siehe Hubsi. Deshalb bin ich fast froh, als die Emerenz auftaucht und den Hubsi sofort als unbekanntes männliches Besuchsobjekt identifiziert.
»Habts ihr was zum Verbergen, ha?«
»Das ist der Herr Koch, vom Bayerischen Rundfunk, und der muss jetzt los, denn in zwei Minuten geht der Dampfer. Ich kann euch leider nicht rüberfahren, ich brauch mein Schiff für die blaue Tonne.«
Hubsi scheint mit meiner Abfuhr überhaupt nicht klarzukommen, so wütend, wie er mich plötzlich anfunkelt, aber da kann ich ihm leider nicht helfen. Er steht so abrupt auf, dass sein Stuhl nach hinten auf den Kies kippt und winkt seinem dösigen Assi, der sich in der Zwischenzeit geduldig eine Kippe nach der anderen gedreht hat.
»Den Kontakt«, sagt er noch grantig, »gib mir wenigstens den Kontakt!«
Eigentlich wollte ich zuerst mit Molly sprechen, aber ich gebe Hubsi sofort ihre Nummer, damit wir nicht ganz im Bösen auseinandergehen, schließlich soll er ja noch einen feinen Beitrag über mich machen. Ich sehe den beiden hinterher, wie sie zum Schiff laufen. Der Hubsi schnauft ein ganzes Stück hinter dem Assi her, obwohl der das ganze Equipment schleppt, und ich hoffe, dass er das mit dem Beitrag schon gut hinbekommt. Auch wenn er im Moment ziemlich beleidigt ist, dass bei mir nichts geht, aber bei mir heißt Nein halt einfach Nein, und basta. Nicht mit dem Hubsi, der einen nicht ausreden lässt, auch wenn er mich noch so groß rausbringt, und vor allem nicht am helllichten Tag und wenn die Emerenz quasi daneben steht.
Die Drechsel Caro von der Nordseite der Insel bringt mich auf andere Gedanken. Sie kommt mit ein paar Segelgästen an, weil sie in ihrer kleinen Villa nämlich Zimmer vermietet und mit ihren Gästen immer Inselrundgänge macht. Die alte Dame ist sehr stolz darauf, dass sie Laienschauspielerin im Traunsteiner Theater ist, gibt deswegen immer gerne die Grande Dame, wenn auch ein wenig angestaubt, und macht eine
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