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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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man, dass seitdem schon eine Woche vergangen ist. Ich starre aber nicht auf die Frisur wie das letzte Mal, sondern ins Gesicht, weil ich wissen will, ob er mich verarscht.
    »Die blaue Tonne? Du?«
    »Ja, wieso, hat dein Vater sie schon weggefahren?«
    »Nein, sie steht hinten.«
    »Na dann passt’s doch, Spatzl.«
    Ich gehe mit, weil ich der Geschichte und vor allem den neuen neongrünen Turnschuhen nicht traue, die sich der Michi-Mike sicher nicht dreckig machen will. Aber dass das Gras am Ufer noch von dem Unwetter heute Nacht aufgeweicht ist, geht ihm komplett am Iro vorbei.
    »Wenn du meinst, dass ich jetzt mit dir weggehe, hast du dich gebrannt!«, maule ich trotzdem. »Ich hab keine Zeit heute Abend.«
    »Kati.«
    Michi-Mike stellt die Tonne auf ihre Rollen und kommt zu mir zurück.
    »Jetzt entspann dich halt auch einmal. Schau, ich helf dir jetzt, und du, du gehst einfach wieder hoch und lässt mich das machen. Ich mach mir nur Sorgen um dich, weil ich mir denke, dass du dich vielleicht übernimmst mit der Fischerei.«
    »Ich übernehm mich nicht!«
    »Mei Kati, aber allerweil der Fisch und die Schlepperei, das ist doch kein Zustand für ein junges Mädel. Also, wenn du mich brauchst, dann gib mir einfach Bescheid. Bis später!«
    Bussi auf die Wange, ein leichter Duft nach Mann und Abenteuer, auch der neu, und weg ist er. Auch gut. Wenn Michi-Mike das wirklich ernst meint, dann habe ich jetzt eine halbe Stunde Zeit gewonnen. In der kann ich die Spülküche sauber machen. Oder mich um den kaputten Zaun kümmern. Oder Hubsi anrufen und fragen, ob er schon weiß, wann der Beitrag gesendet wird.
    »Ist der Mike schon weg?«
    Vor mir steht mein Vater, der Michi-Mikes neue Identität anscheinend schneller akzeptiert hat als ich, und hält mir einen Geldschein hin. »Schau, das hat er mir gegeben für dich. Für die zwei Weißbier letzte Woche, und die vom Janni noch dazu.«
    Ich lege den unverhofften Zwanzger in die Kasse und sag nichts. Schließlich bin ich immer noch beleidigt wegen vorher, auch wenn mein Vater tut, als wäre nichts gewesen.
    »Deine Mama hätt sich gfreut, wenn sie gesehn hätt, dass du jetzt so einen anständigen Freund hast.«
    »Der Michi ist nicht mein Freund!«
    »Mei, aber aus einem Verehrer wird manchmal mehrer!«
    Mein Vater strahlt mich an und verschwindet wieder, in Richtung irgendwohin.
    »Magst nicht mit mir schnell einen Kaffee trinken?«, ruf ich ihm nach. Aber mein Vater ist schon ums Eck, den Uferweg entlang. Offensichtlich wird er jetzt auch noch schwerhörig. Na, hier auf der Insel wird er sich wenigstens nicht verlaufen, aber ich muss mich trotzdem mehr um ihn kümmern. Ich finde es ziemlich offensichtlich, dass der Alte rapide abbaut. Und hab auch gleich ein schlechtes Gewissen, weil »der Alte«, das hab ich mir gerade zum ersten Mal gedacht. Aber ich will nicht noch einmal zu denen gehören, die sagen, dass ihnen nichts aufgefallen ist, bis es dann zu spät ist. Dann ist einer tot, oder so schwer krank, dass man nix mehr machen kann. Das darf uns nicht noch einmal passieren, meiner Schwester und mir.
    Ich wasche mir die Hände und gehe in den Fischputzraum, Renken für morgen einsalzen.

Oben im Hotel wird weiter hektisch gewuselt, und mir fällt Nils von Böckel wieder ein, und Hubsi. Ich denke eigentlich so gut wie nie über Sex nach, wie er sein soll und wie nicht. Ich weiß nur, dass ich lieber Sex habe als keinen. Aber dass das eben manchmal schwierig ist, in, wie soll ich sagen, in unserem zu engen Lebensraum. Zum Vögeln kann man eigentlich die ganzen Nachbarn mit dazu einladen, und wenn man irgendwo mit jemandem schmust, dann hocken auf den Wirtshausstühlen oder auf den Parkbänken ringsherum die ganzen Zaungäste, die raunen: »Wen wundert’s, dass der Boni genauso mager ist wie die Fischsemmeln, wenn die Sonnfischerin mehr in fremden Betten rumhupft als wie daheim.«
    Weil einem keiner auf den Kopf zuzusagen traut, dass er einen ungebührlicher geschlechtlicher Angelegenheiten für fähig hält und einem deswegen saumäßig neidisch ist. Solche Angelegenheiten hat man einfach nicht zu haben, wenn man ein weibliches Familienbetriebsoberhaupt ist, und ein in die Jahre gekommenes noch dazu, denn neunundzwanzig und Single bedeutet hier knapp vor alter Jungfer und hormonellem Herbst. Man hat nur in Betten zu hupfen, in denen ein Gatte liegt, der durch eine wohlkalkulierte Heirat an den Betrieb gefesselt wurde. Weil nämlich das oberbayerische

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